"Bei mir ist das Purkersdorf-Virus ausgebrochen"

L-Matzka

Nach dem Rückzug von Maria Anna Pleischl trat Christian Matzka das Vizebürgermeisteramt in Purkersdorf an. Im Bezirksblatt-Interview spricht er über die Gründe für sein politisches Engagement, seine Distanz zu Parteien und Ideen für neue Wege in der Kulturpolitik der Stadt.
BEZIRKSBLATT: Der Rückzug Ihrer Vorgängerin, Maria Anna Pleischl, kam für einige Beobachter überraschend. Wann war für Sie klar, dass Sie das Amt des Vizebürgermeisters übernehmen?
CHRISTIAN MATZKA: „Es gab immer wieder Gerüchte, Maria Anna Pleischl wolle aufhören, ich wusste sie spielt mit dem Gedanken, zumal sie eine neue berufliche Herausforderung angenommen hat. Anfang April hat mir dann Karl Schlögl erklärt, es wäre die beste Lösung, wenn ich das mache. Und so habe ich zwei Tage vor der konstituierenden Sitzung des Gemeinderates zugesagt, nachdem ich es vorher mit meiner Familie abgesprochen hatte.“

BEZIRKSBLATT: Das politische Engagement hat in Ihrer Familie eine besondere Geschichte, Ihr Vater war ja schon Bürgermeister in Purkersdorf – allerdings für die ÖVP?
CHRISTIAN MATZKA: „Mein Urgroßvater war schon im Gemeinderat, mein Vater Bürgermeister, auch ich war zwölf Jahre lang VP-Mitglied und im Vorstand der ÖVP Purkersdorf, bevor es 1987 zum Bruch kam. Ich rechne es Karl Schlögl hoch an, dass er damals die Politiker so weit gebracht hat, dass alle wieder miteinander reden konnten. Er hat mich dann im Jahr 2000 in den Gemeinderat geholt. Ich war auch in der Zwischenzeit in der Gemeinde aktiv, unter anderem im Elternverein der Volksschule. Meine eigene Umgebung habe ich aus privatem Interesse immer schon mitgestaltet, auch beruflich habe ich mich immer wieder mit meiner Heimatstadt beschäftigt. Ja, und jetzt ist sozusagen das Purkersdorf-Virus bei mir durchgebrochen.“

BEZIRKSBLATT: Sie bleiben aber parteiunabhängig?
CHRISTIAN MATZKA: „Ich halte eine gewisse Distanz zu allen Parteien, auch zur SPÖ. Ich bin bei keinen Parteisitzungen dabei, obwohl ich die Arbeit hoch schätze, die die Kollegen machen. Ich selbst werde aber nicht der SPÖ beitreten.“

BEZIRKSBLATT: Sie übernehmen den Kulturausschuss, in dem es von der Opposition in der letzten Periode immer wieder massive Kritik an Projekten gegeben hat. Wie sieht die Basis zur Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen aus?
CHRISTIAN MATZKA: „Mein Zugang ist, dass man mit den Leuten reden muss, sie einbinden in Entscheidungen. Vielleicht ist das in der Vergangenheit zu wenig geschehen. Wir haben hier ein unglaubliches Potential – mit Manfred Cambruzzi, so einen Profi muss man einfach hören und als Experten wahrnehmen. Mit Sabine Aicher, die auf eine jugendliche Zielgruppe aufpasst, die wir heute nicht abdecken. Oder mit Silvia Urban, die die ältere Generation vertritt. Sie alle haben gute Ideen, die auch als ihre umgesetzt werden sollen. Da darf sich nicht einer auf alles draufsetzen. Auch nicht der Bürgermeister oder Vizebürgermeister.“

BEZIRKSBLATT: Und wie sieht es mit eigenen Ideen aus? Was planen Sie für die nächsten Monate?
CHRISTIAN MATZKA: „Ich möchte gerne eine Kulturplattform ins Leben rufen: Alle, die in Purkersdorf kulturell tätig sind, Veranstaltungen machen, sollen sich vernetzen, ihre Ideen bündeln. Ob das der PUKK ist, die Klassik-Konzerte, Musisches am Vormittag oder wer immer sich angesprochen fühlt. Es ist so irrsinnig viel los, und ich glaube dass sich die Gemeinde stärker als Servicestelle positionieren sollte, vielleicht weniger als Veranstalter.“

BEZIRKSBLATT: Mit den Open Airs wird ja eine Veranstaltungsserie der Stadt seit Jahren teils massiv kritisiert, auch die Klassik-Konzerte stoßen nicht nur auf positive Resonanz?
CHRISTIAN MATZKA: „Das steht alles zur Diskussion. Brauchen wir die Klassik-Konzerte? Brauchen wir sie in dieser Form? Bei den Open Airs brauchen wir eine gewisse Thematik dahinter: Was lokal passiert soll kein Zufall sein. Insofern verstehe ich auch die Kritik an DJ Ötzi im Vorjahr, es war ein gewisser Bruch mit dem, was vorher war: Die Austropopper, die in Purkersdorf und Umgebung zu Hause sind.“

BEZIRKSBLATT: Ein Projekt, das in der vorigen Legislaturperiode angestoßen wurde, ist die Feihlerhöhe. Wie geht es dort weiter?
CHRISTIAN MATZKA: „Die Feihlerhöhe ist ein schwieriges Thema, ich bin mir noch nicht sicher wie, aber das werden wir demnächst angehen. Ich würde das vielleicht gerne trennen: Einerseits das Denkmal Weinhebers, über dessen nationalsozialistische Belastung immer wieder diskutiert wird, andererseits die Wiese hinunter. Die zumindest gehört ausgeholzt, die Idee eines Themenweges hinauf, die wir mit dem Verschönerungsverein entwickelt haben, gefiele mir sehr gut.“

BEZIRKSBLATT: Auch der Friedhof fällt in Ihr Ressort, einiges dort ist sanierungsbedürftig?
CHRISTIAN MATZKA: „Vor allem die Ehrengräber gehören restauriert. Mir ist auch das kollektive Gedächtnis ein Anliegen: Immer wieder werden Gräber aufgelöst, weil niemand mehr da ist, der sie erhält. Da verschwinden Namen, die unsere Geschichte ausmachen, so einfach von der Bildfläche. Ich bin da am Überlegen, wie man das erhalten kann, vielleicht im Rahmen einer Publikation. Ein weiteres Thema sind moderne Erinnerungskulturen: Ich würde gerne eine europäisch-zukunftsorientierte Gedenkstätte am Friedhof einrichten. Es gibt in naher Zukunft ein EU-Projekt in dieser Richtung, Purkersdorf hätte vielleicht die Chance daran teilzunehmen.“

BEZIRKSBLATT: Die Vergangenheit wollen Sie auch am Georgenberg nicht ruhen lassen?
CHRISTIAN MATZKA: „Immer wieder wird dort etwas gefunden, bis jetzt sind das hobbymäßige archäologische Bemühungen. Ich habe mit der Uni Wien gesprochen, um eine Gruppe Studenten herzubekommen, die ihre Funde wissenschaftlich dokumentiert.“

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