Ermordet: Opfer des Shoah
Die Stolpersteine in Wiener Neustadts Innenstadt sollen an die Opfer des Naziregimes erinnern. Ein Stein ist der Familie Lembacher gewidmet.
WIENER NEUSTADT. Zwanzig Jahre lang war das Warenhaus Lemberger in der Herzog Leopold-Straße 3, in Wiener Neustadt, eine hervorragende Adresse, wenn man Textilien, Kurz- und Galanteriewaren, aber auch Spiel-, Sport- und Lederwaren, sowie auch Geschirr und Küchenwaren einkaufen wollte. Die fünfköpfige Familie Lemberger wohnte im selben Haus in dem sich auch das Geschäft befand.
Arnold gründete etwa 1918 das Geschäft in der Herzog-Leopold-Straße 3. Gattin Bella gebar ihrem Mann drei Kinder: Hans, der am 24. September 1923 in Wien zur Welt kam, und die Zwillinge Alice und Walter, die am 12. Mai 1925 in Wiener Neustadt das Licht der Welt erblickten.
Und plötzlich ...
1938 wurde plötzlich alles anders. Am 26. April wurde das Warenhaus unter kommissarische Leitung gestellt. Am 15. Juni 1938 musste das Ehepaar Lemberger einen Kaufvertrag unterzeichnen, mit dem ihm der Betrieb genommen wurde. Arnold Lemberger war einer der wenigen jüdischen Geschäftsleute, von denen wir wissen, dass sie sich gegen die Maßnahmen der NS-Behörden zu widersetzen versuchten, denn er verweigerte eine wichtige Unterschrift. Dies verhinderte jedoch nicht, dass das Geschäft dennoch im Dezember 1938 „arisiert“ wurde. Von 1933 bis 1938 war Arnold Lemberger Mitglied des Kultusausschusses der jüdischen Gemeinde gewesen. Obgleich die IKG Wiener Neustadt infolge zerfiel und vor der Auflösung stand, übernahm er sogar noch im Oktober 1938 die verantwortungsvolle Funktion des Kassiers. Rund einen Monat später, nachdem die Familie die „Reichskristallnacht“ in der Stadt miterlebt hatte, vertrieb man sie mit vielen anderen im November aus der Stadt. Die Eltern organisierten die Ausreise von allen drei Kindern nach Großbritannien; sie selbst lebten unter schlechtesten Verhältnissen in der Neulinggasse 23/4 und dann in der Stanislausgasse 4 in Wien. Ohne die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens zu sehen, forderte Arnold Lemberger letztlich noch im Frühjahr 1940 über eine rechtliche Vertretung einen Geldbetrag für sein Geschäft ein.
Arnold und Bella wurden am 28. November 1941 nach Minsk deportiert. Sie sind Opfer der Shoah.
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