Fussballvereinen drohen strenge Prüfungen – Funktionäre wehren sich

NÖ/BEZIRK WU/TULLNERFELD (wp). „Nach den Gemeinderatswahlen werden die Sportvereine und deren Gebarung geprüft“, so lautet derzeit ein Gerücht, das für ein mulmiges Gefühl im niederösterreichischen Vereinswesen sorgt. – „Dass dies mit den Wahlen zu tun hätte, kann ich nicht bestätigen“, meint Karl Bruckner, stellvertretender Leiter der Versicherungsabteilung der NÖ Gebietskrankenkasse, „aber es gibt Spielregeln, an die sich auch Sportorganisationen halten müssen, dies aber viel zu selten machen.“ Bruckners Nachsatz: „Sportvereine sind anderen Vereinen und vor allem Firmen gegenüber sowieso begünstigt.“ Vor allem bei der „Beschäftigung“ von nebenberuflich in Vereinen tätigen Sportlern, die bis zu einer Grenze von 540 Euro Aufwandspauschale erhalten dürfen, ohne dafür Abgaben zu zahlen.

„Es wird mehr Prüfungen geben“
Bruckner spricht im Exklusivgespräch mit dem Bezirksblatt etwas aus, was Wasser auf die Mühlen der Sportvereinsfunktionäre ist: „Ja, es wird in der nächsten Zeit mit verstärkten Prüfungen zu rechnen sein.“ Eine Arbeitsgruppe der Gebietskrankenkasse und des Finanzamts, die auch an neuen Prüftechniken werkt, würde aber die Vertreter der Sportorganisationen und gegebenenfalls politische Vertreter informieren, so Bruckner. Prüfungen der Sportvereine hätten bereits bis 2009 „eine Millionengrenze an Nachzahlungen für Lohnsteuer, Kommunalsteuer und Sozialversicherungsabgaben erbracht“.

Kopf in den Sand und Schwarzgeld
Auch Steuerberater Werner Steinwendner aus Wilhelmsburg, spezialisiert auf Vereinswesen und -abgaben, warnt: „Unsere Vereinsvertreter, vor allem jene in diversen Fußballklubs aller Ligen, stecken oft viel zu lange den Kopf in den Sand, wenn es um Genauigkeit bei Abgaben und Aufzeichnungen geht.“ – „Es geht um Prestige und Geld, aber schon lange nicht mehr um den Sport“, erklärt ein ehemaliger Fußballtrainer aus der Region, der nicht genannt werden will, „oft kommen ausländische Spieler aus der Slowakei, Ungarn oder Tschechien für die Matches der Vereine, erhalten Schwarzgeld und fahren wieder. Das geht aber zu Lasten des Nachwuchses, der nie in die Kampfmannschaft kommt.“ – „Wenn wir Verdacht hegen, prüfen wir nicht nur den Sportverein, sondern machen auch gleich eine Firmenprüfung beim Sponsor“, erzählt Bruckner. Das käme oft sehr teuer.„Es ist aber nicht unsere Absicht, die Vereine auf Biegen und Brechen zu prüfen, sondern einfach nur, das Meldeverhalten zu verbessern.“

Großer Verwaltungsaufwand?
„Wir wurden bereits vor zwei Jahren geprüft und hatten nur geringfügige Nachzahlungen zu leisten“, erklärt Burkhard Humpel vom FC Purkersdorf, „aber gerade im Amateurbereich könnte man die Freigrenzen etwas moderater wählen.“
„Der Verwaltungsaufwand für Fußballvereine wird immer größer. Gute Spieler spielen nur gegen Geld, aber wir halten uns an die gesetzlichen Vorgaben. In der Kampfmannschaft sind bei uns mindestens acht Eigenbauspieler“, erzählt Josef Monschein vom FC Gablitz. Es gebe manche Vereine, die in Grauzonen agieren, „aber wir halten uns strikt an die gesetzlichen Vorgaben“, meint Walter Klement vom SC Mauerbach. „Nur einige wenige Spieler erhalten bei uns Aufwandsentschädigungen und die liegen unter dem gesetzlichen Rahmen.“ Etwas drastischer sieht es Josef Mantler vom prominenten SV Absdorf: „Das ganze System ist unbefriedigend. Wenn man jetzt mit Prüfungen startet, sticht man im Vereinswesen in ein Wespennest.“ Manfred Kronsteiner (SV Sieghartskirchen) ärgert sich: „Wenn man die Fußballvereine so hart prüft, werden sich bald keine Funktionäre mehr finden, die das alles ehrenamtlich tragen.“
Werner Pelz

KOMMENTAR
***Kein Holzhammer***
Folgt man den Aussagen des stellvertretenden Leiters der Versicherungsabteilung der NÖGKK, Karl Bruckner, dann kommt in den nächsten Monaten einiges auf die Vereine, speziell auf die Fußballkubs, zu. Die Krankenkassen pfeifen zeitweise aus den letzten Löchern und müssen natürlich danach trachten, dass ihre Einkommenssituation optimiert wird. Wovon wir im Endeffekt alle etwas haben, wenn wir nicht wollen, dass noch mehr gespart werden muss und das Gesundheitssystem sich verschlechtert. Andererseits ist es aber von öffentlichem Interesse, dass die Begeisterung für Sport zunimmt, da dies auch die Volksgesundheit verbessert. Gerade in Fußballvereinen wird hier enorm viel geleistet, etwa bei der Jugend- und Nachwuchsarbeit. Jeder hat seine gesetzlichen Verpflichtungen zu erfüllen, aber bei der Prüfung von Vereinen, die derartig viel für die Gesellschaft leisten, muss man auf Fingerspitzengefühl statt auf den Holzhammer setzen.

(Werner Pelz; mail: wpelz@bezirksblaetter.com / Tel.: 0676 700 11 75)

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