Geld sparen durch Gemeindezusammenlegung?
Mit einem provokanten Vorschlag lässt SP-Gemeinderat Reinhard Scheibelreiter aufhorchen: Die Gemeinden Pressbaum, Tullnerbach und Wolfsgraben könnte man doch zusammenlegen. 500.000 Euro jährlich würden sich an Einsparungen lukrieren lassen, rechnet er vor. Ein Vorschlag, der auf wenig Gegenliebe trifft.
PRESSBAUM/TULLNERBACH/WOLFSGRABEN (ag). „Nehmen Sie alleine die Schneeräumung: Jede Gemeinde schreibt einzeln aus. Würden wir das gemeinsam machen, kämen sicher mehr und günstigere Anbote“, ist sich Geschäftsführender Gemeinderat Reinhard Scheibelreiter (SP) sicher. Auch in der Verwaltung gäbe es einiges an Einsparungspotenzial. Wieso also nicht aus den drei Gemeinden Pressbaum, Tullnerbach und Wolfsgraben eine machen?
„Das würden die sich wünschen“
Nun, allein Scheibelreiters Parteikollegen in den betroffenen Nachbargemeinden hätten da schon einige Argumente. „Die arbeiten ganz anders als wir“, wirft Robert Angsess (SP Wolfsgraben) ein. Man wolle nicht als kleinerer Teil der Gemeinde dann benachteiligt werden. Davon abgesehen, sieht er ökonomisch und ökologisch wenig Sinn in einer Zusammenlegung: „Wir liegen doch gut zwei Kilometer auseinander. Diese Debatte hatten wir auch beim Jugendraum. Unsere Jugendlichen müssten da zu weit fahren.“
Tullnerbachs Vizebürgermeister Johann Baumgartner (SP) kann zu dem Vorschlag nur lachen: „Das würden die sich wünschen. Wir bleiben trotzdem eigenständig.“
„Wollen selbst entscheiden“
Fast noch weniger kann Tullnerbachs GGR Christian Schwarz (VP) mit dem Vorschlag anfangen: „Das kommt nicht im Entferntesten in Frage. Das wäre gegen jegliche Interessen der Tullnerbacher.“ Man habe in Tullnerbach bewiesen, dass man wirtschaften könne. „Ich will nicht über andere Gemeinden urteilen, aber von Pressbaum ist bekannt, dass sie finanziell nicht so gut dastehen wie wir.“
Wichtig sei den Tullnerbachern außerdem, „selbst über unsere Heimat entscheiden“ zu können. Nachdem Pressbaum um einiges größer ist, befürchtet auch Schwarz bei einer Zusammenlegung den Verlust von Einfluss.
„Für mich kein Thema“
„Diese Überlegung gab es schon vor Jahren, sie wurde aber von der Bevölkerung nicht befürwortet“, schmettert Pressbaums Bürgermeister Josef Schmidl-Haberleitner (VP) den Vorschlag ebenfalls ab. Es gebe einen Grundsatzbeschluss, nach dem man den Bauhof gemeinsam mit Tullnerbach errichten wolle, um so Synergieeffekte zu erzielen. Alles weitere sei „momentan kein Thema“.
Synergien bei Sammelzentrum
„Ja, ein gemeinsames Sammelzentrum, darüber kann man reden“, meint auch Baumgartner. Im Herbst habe es dazu schon erste Besprechungen gegeben. Die Wolfsgrabener wiederum sehen auch bei diesem Projekt keinen Grund, sich einzuklinken: „Da müssten unsere Bürger viel zu weit fahren, das macht schon ökologisch keinen Sinn“, so Angsess.
Positive Stimmen
Unterstützung kommt lediglich von der Bürgerliste „Wir für Pressbaum“. Sprecher Wolfgang Kalchhauser: „Aus ökonomischen Gründen könnten wir uns das gut vorstellen, das war auch eine unserer ersten Forderungen.“
Viel Zustimmung hat Scheibelreiter sich allerdings auch nicht erwartet: „Ich glaube weiter daran, dass eine Zusammenlegung eine gute Sache wäre.“ Sein Ziel sei es, eine Diskussion ins Rollen zu bringen, eine schnelle Umsetzung eines so großen Vorhabens sei selbstverständlich unmöglich: „Ich stelle mir außerdem vor, dieses Unterfangen von Experten begleiten zu lassen, die in Strukturfragen und Ähnlichem beraten.“ Wenn dabei nur eine engere Kooperation der Gemeinden herauskomme, „bin ich vorerst auch voll zufrieden.“
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