"Lieber Wolfsrudel als Kuscheltiere"
Ihnen haftet oft das Pickerl des Querulantentums an und sie müssen ohne Rückhalt großer Parteiapparate mit viel persönlichem Engagement um Unterstützer kämpfen: die Vertreter der Bürgerlisten. Trotzdem wollen es überraschend viele Einzelkämpfer bei den nächsten Wahlen wissen.
REGION WIENERWALD/PURKERSDORF (ag). Jetzt ist es fix: Erwin Gomsi, Initiator der Lärmschutz-Bürgerliste ILAKSAA und ehemaliger VP-Gemeinderat, tritt in Altlengbach mit einer eigenen Liste zur nächsten Gemeinderatswahl an. „Liste Unabhängiges Alt-lengbach“ nennt sich der nach Eigendefinition „Haufen lebensfroher Menschen“. Die für die Kandidatur notwendigen Unterstützungserklärungen hat man beisammen.
Gomsis Motivation: „Frischen Wind in den Gemeinderat bringen“, denn, so der für seine markigen Sprüche bekannte rüstige Pensionist: „Die etablierten Parteien züchten nur Kuscheltiere, mir ist ein Wolfsrudel lieber.“ Inhaltlich soll es unter anderem um Wirtschaftsthemen gehen, Soziales und vor allem Natur stehen ebenfalls am Programm.
Abseits von Parteipolitik
Frischen Wind in die Gemeindestuben zu bringen, abseits von Ideologien, dieses Ziel vereint mehrere Bürgerlisten der Region: Die Liste „Wir für Pressbaum“ tritt ebendort an, um „rein die Pressbaumer Bedürfnisse abzudecken, abseits von politischen Interessen“, formuliert GR Wolfgang Kalchhauser. Auch die Bürgerliste Tullnerbach gründete sich vor 15 Jahren aus ähnlichen Motiven: „Das Interesse aus der Bevölkerung war einfach da“, erklärt Franz Seitschek. Er selbst trete nicht mehr an, die Liste für die Gemeinderatswahl 2010 werde vermutlich von Madeleine Kugler angeführt.
Wider die Zweidrittel-Mehrheit
In Purkersdorf eint Liste Baum und Grüne mit der Purkersdorfer Liste ein großes Ziel: die Zweidrittelmehrheit der SPÖ zu brechen. Beide beanspruchen für sich, scharfe Kontrolle im Gemeinderat auszuüben und bei mehreren Projekten die Verschwendung von Geldmitteln auch verhindert zu haben.
Wieder Bürgermeister?
In Neulengbach wiederum will es Altbürgermeister StR Hubert Mühlbauer noch einmal wissen und tritt mit seiner Liste zum dritten Mal in Folge an. „Ihr spart euch meine Bürgermeisterpension, wenn ich wieder ein Bürgermeistergehalt bekomme“, so sein Slogan. Er prangert vor allem die Schuldenpolitik der Stadtregierung an. Im Herzen, so Mühlbauer, sei er aber nach wie vor ein ÖVP-Mann.
Das verbindet ihn mit Gottfried Jelinek, der sich nach einem innerfraktionellen Streit mit seiner „Liste Jelinek“ selbstständig machte – und seither den Bürgermeistersessel innehat, derzeit in einer Koalition mit der SPÖ. Einer Zusammenarbeit mit seiner Stammpartei steht Jelinek positiv gegenüber, wenn man sich denn einigen könne.
„Kommt nicht in Frage“
Denn in der ÖVP Mauerbach sind noch einige Personalfragen offen. Rosa Pitterle, der die Planung einer eigenen Liste nachgesagt wird, dementiert aber: „Das kommt für mich nicht in Frage. Ich trete nicht in die Fußstapfen gewisser anderer Leute wie unseres Herrn Bürgermeister“, folgt ein Seitenhieb auf den ehemaligen Mitstreiter. Mit der ÖVP verhandle sie derzeit noch über einen Listenplatz. Eine zweite Mauerbacher Bürgerliste gibt es hingegen schon: Leo Dutzler, bei der letzten Wahl noch für die Liste Jelinek angetreten und derzeit „wilder Gemeinderat“, tritt mit seiner eigenen Liste „Wir für Mauerbach“ an.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.