"Möchte keine zwei Rollen spielen müssen"

IMG_0717 | Foto: Bezirksblätter/Grabler

Kollegen und Freundeskreis wissen über seine Homosexualität Bescheid, obwohl es nie ein besonderes „Outing“ gegeben habe. Der Mauerbacher Patrick Gruska im Bezirksblatt-Interview über Schwulsein am Land und in der Stadt und darüber, warum die neue Möglichkeit zur Verpartnerung noch lange keine Gleichberechtigung darstellt.
BEZIRKSBLATT: In den letzten Wochen wurde viel über die neue Möglichkeit für Homosexuelle diskutiert, eine rechtliche Partnerschaft einzugehen. Ein Befreiungsschlag für Schwule und Lesben?
PATRICK GRUSKA: „Nein, in dieser Form nicht. Es gibt noch viele Unterschiede zur Ehe, ich kann das so nicht unterstützen. Und es kommt für mich so auch nicht in Frage.“

BEZIRKSBLATT: Was stört Sie am neuen Modell?
PATRICK GRUSKA: „Nun ja, es ist ja nicht recht romantisch, einfach so aufs Bezirksmeldeamt zu gehen und sich einen Zettel abzuholen. Feiern sind dort ja sogar ausdrücklich untersagt, es dürfen keine Ringe ausgetauscht werden. Und wenn ich Gleichberechtigung will, kann ich nicht sagen, ihr dürft das jetzt nicht. Ihr dürft auch keinen gemeinsamen Namen tragen, keine Kinder adoptieren. Wien erlaubt homosexuellen Paaren zumindest Pflegekinder.“

BEZIRKSBLATT: Ist das Klima in Wien generell toleranter? Anders gefragt: Ist Schwulsein am Land besonders schwierig?
PATRICK GRUSKA: „Ja und nein. Am Land ist es einfach dadurch schwieriger, weil Andockmöglichkeiten fehlen – Beratungsstellen oder Lokale, in die man gehen kann. Auf Intoleranz trifft man aber da wie dort.“

BEZIRKSBLATT: Wurden Sie schon einmal diskriminiert oder beschimpft, weil Sie schwul sind?
PATRICK GRUSKA: „Pöbeleien auf der Straße, blöde Sprüche aus dem Auto, das kommt schon vor. Einmal wurde ich auch angespuckt – und das im urbanen Raum, in Wien auf der Mariahilfer Straße. Da bin ich mit meinem Freund händchenhaltend einkaufen gegangen. Ich bin aber noch nicht körperlich attackiert worden, doch auch das kam im Bekanntenkreis schon vor.“

BEZIRKSBLATT: Wie reagieren Sie auf solche Anfeindungen?
PATRICK GRUSKA: „Viele gehen einfach weiter, denken sich, der soll mich doch in Ruhe lassen. Ich kann das nicht, gehe meist auf Konfrontation. Wenn man die Leute dann so etwas fragt wie ‚Was ist los, was ist dein Problem?‘, hat man sie eh schon enttarnt. Die sind dann meistens ganz perplex.“
BEZIRKSBLATT: Gab es im beruflichen Umfeld Nachteile oder können Sie nachvollziehen, dass Homosexuelle sich aus Angst vor solchen nicht outen?
PATRICK GRUSKA: „Ich kann schon verstehen, dass man das aus beruflichen Gründen verschweigt. Das gibt aber nur den Leuten recht, die sagen, dass Schwule sich verstecken müssen. Für mich persönlich käme es nicht in Frage, ich könnte auch nirgendwo arbeiten, wo man mich nicht so akzeptiert, wie ich bin.“

BEZIRKSBLATT: Wie gingen und gehen Familie und Freunde mit Ihrem Outing um?
PATRICK GRUSKA: „Ein richtiges Outing gab es nie. Die Eltern merken das selbstverständlich, wenn sie ihr Kind kennen. Und bei den Grünen oder im Freundeskreis war das nie ein Problem. Es hat sich kein Einziger von mir abgewandt. Immer wieder sind Menschen aber überrascht, wenn sie von meiner Homosexualität erfahren. So nach dem Motto ‚Hoppla, der ist ja ganz normal‘.“

BEZIRKSBLATT: Ist das ein Manko: das Image von Homosexuellen in der Gesellschaft?
PATRICK GRUSKA: „Das Image basiert großteils auf Unwissenheit. Im Alltag existieren keine Dragqueens. Ich lebe ein normales Leben mit Alltagsproblemen wie jeder andere, bin im Ortsleben integriert. Ich denke, bei vielen Leuten ist das folgendermaßen: Wenn sie nicht darüber nachdenken, gibt es Schwule nicht. Wenn sie aber einen konkreten Menschen kennen, der sich dazu bekennt, kommt auch die Akzeptanz.“

BEZIRKSBLATT: Sind Sie diesbezüglich von den Parteien in Österreich enttäuscht?
PATRICK GRUSKA: „Die machen halt Klientelpolitik. Ich bin weniger von Parteien enttäuscht als von denen, die sie trotzdem wählen. Ich kenne Homosexuelle in der ÖVP, ich würde den Spagat nicht schaffen. Oder einige, die FPÖ wählen, zum Teil weil sie ausländerfeindlich sind. Denen würde ich oft gerne sagen: ‚Ihr werdet da genauso diskriminiert.‘“
Interview: Angelika Grabler

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