Rohde hält den Spiegel vor das Gesicht

Internationale Pressefotos 1

Anfang Dezember sorgte der Wiener Neustädter Kulturschaffende Rüdiger Rohde mit seiner Ausstellung „Pressefoto 2009“, in St. Peter an der Sperr für Aufsehen.

BEZIRKSBLATT: Sie stammen aus Norddeutschland?
RÜDIGER ROHDE: „Ja, geboren bin ich in Kiel, mit 17 Jahren übersiedelte ich nach Hamburg und seit 1994 lebe ich hier in Österreich. “

BEZIRKSBLATT: Ihre Ausstellungs-Aktion „Das Pressefoto des Jahres 2009“ war ein sehenswerter und großer Erfolg. Wie kam es dazu?
RÜDIGER ROHDE: „Die Idee hatte ich seit längerem, weil ich weiß, welche Art von Bildern bei Prämierungen in der Vergangenheit platziert wurde. Das hat mich oft genug gestört. Höchst präsent waren dort immer Kriegsfotos, die höchstens von Fotos nach einem Tsunami übertroffen wurden. Den Ausschlag gegeben hat das Siegerbild 2008, mit einem erschöpften US-Soldaten in Afghanistan. Die Auswahl dieses Fotos erschließt sich mir nicht, denn es ist weder handwerklich und gestalterisch etwas besonderes, noch inhaltlich von Belang. Die Emotionalität zielt aber eindeutig auf die falsche Personengruppe. Mitgefühl für einen Täter unter völliger Missachtung der zahllosen Opfer. Somit erschien mir die Frage nach den Inhalten der Bilder notwendig.“

BEZIRKSBLATT: Welche Reaktionen gab es?
RÜDIGER ROHDE: „Von einer ersten Irritation und Betroffenheit abgesehen, war das Feedback außerordentlich positiv. Das Aufzeigen der fast immer vertuschten und verschwiegenen Unmenschlichkeit, der grauenhaften Verbrechen, die permanent als angeblich „gerecht“ verkauft werden, die ganze Verlogenheit drum herum hat eine großartige Resonanz gefunden. Selbst die Darstellung einer dafür verantwortlichen Tätergruppe wurde nicht als unangenehm empfunden.“

BEZIRKSBLATT: Gab es auch negative Reaktionen?
RÜDIGER ROHDE: „Ich persönlich habe nur von sehr wenigen Besuchern Kenntnis, genauer von 2 Personen, welche diese Aktion als zu einseitig empfanden oder die der Annahme waren oder noch sind, dass ja gute Gründe vorgelegen hätten, in Afghanistan und in den Irak einzufallen, wenigstens 1,2 Millionen Menschen umzubringen und die Länder auszubeuten. Letztlich war diese Veranstaltung auch ein Appell, das eigene Hirn zu aktivieren, eigene Recherchen anzustellen, nicht alles zu glauben, was einem durch die Politiker und die Medien vorgesetzt wird, sondern es selbst in Erfahrung zu bringen. Eigeninitiative ist durch nichts zu ersetzen.“

BEZIRKSBLATT: Was motiviert Sie, derartige Aktionen aufzustellen?
RÜDIGER ROHDE: „Ich habe vor einigen Jahren beschlossen, wenigstens einmal im Jahr etwas zu Themen zu produzieren, die in den Massenmedien keinen Zugang finden. Dies sehe ich als meinen persönlichen Beitrag in punkto Eigenverantwortlichkeit in der Gesellschaft. Es handelt sich dabei um Beiträge, die Bildung und Soziales beinhalten, den Trägern von Kultur. Das hat heute Seltenheitswert, ist aber notwendiger denn je.“

BEZIRKSBLATT: Für Ihr Projekt „Good bye, W.“ wählten Sie im Vorjahr eine andere Form?
RÜDIGER ROHDE: „Good bye, W.“ lief im Rahmen des Club Poesie. Ein Essay kombiniert mit Fotomontagen, Video und Lyrik.“

BEZIRKSBLATT: Was planen Sie als nächstes?
RÜDIGER ROHDE: „Als nächstes ist der Neudreh der „Ostfrontsuppen“ als eigenständiges Video geplant, danach der Kurzfilm „xyz – ungelöst“. In Vorbereitung sind außerdem „Taliban in Wien“ sowie „Amok“. Zunächst muss aber noch die Finanzierung aufgestellt werden. Weiters möchte ich mit meinem Mittelalter-Script weitermachen und die Schlösserfotoserie auf Infrarotmaterial fertig stellen. Mit Unterstützung anderer möchte ich versuchen, ein Kulturhaus-Projekt auf den Weg zu bringen.“

BEZIRKSBLATT: Ist der Zeitpunkt für ein derartiges Vorhaben nicht ungünstig?
RÜDIGER ROHDE: „Es gibt dafür nie einen günstigen Zeitpunkt, weil es jedes Jahr heißt, dass weniger Mittel zur Verfügung stehen würden. Wiener Neustadt bezeichnet sich zwar gerne als Kulturstadt, besitzt aber erstaunlicherweise, abgesehen vom Triebwerk als Veranstaltungsort für die Jugend, kein Kulturhaus. Geld ist aber immer da, auch im Kulturbudget, es müsste nur richtig eingesetzt bzw. verteilt werden. Was der Bevölkerung als Kultur verkauft wird, besteht häufig aus hohlem Kommerz. Kreative und auch kritische Kultur? Fehlanzeige. Inhalte? Gibt es selten. Regionale Förderungen? Kaum vorhanden. Kein Raum für Bildung und Soziales. Profit nur für wenige. Stattdessen eine zunehmend um sich greifende allgemeine Verblödung, die sich bei den ganz Dummen oft in Vandalismus entlädt. Dann versucht man hektisch entgegenzuwirken, mit Polizei oder noch mehr Kommerz, während den Ursachen keine Beachtung geschenkt wird. Eine glatte Fehlentwicklung.“

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