Volksschule Sörg
Drohende Schließung für Vorzeigeschule
- Die Volksschule Sörg liegt inmitten der herrlichen Natur.
- Foto: RegionalMedien Kärnten
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LIEBENFELS. Der Volksschule Sörg droht nach Fertigstellung des neuen modernen Bildungszentrums die Schließung. Grund sind die bereits aktuell sinkenden Schülerzahlen, welche durch Wegfall eines starken Jahrgangs im Schuljahr 2023/24 voraussichtlich auf 26 Schüler fallen werden. Einige Eltern sind aber der Meinung, dass die Politik versagt hat und kritisieren Bürgermeister Klaus Köchl und den Gemeinderat. „Die VS Sörg wurde unter dem amtierenden Bürgermeister für 1,3 Millionen Euro zur Förderung der Kinder und zur Erhaltung des ländlichen Raumes umgebaut. Zu diesem Zeitpunkt lag die Schülerzahl bereits unter 30. Für mich als Vater von zwei schulpflichtigen Kindern ist die Schließung ein keineswegs nachhaltiges Handeln und die damit verbundenen Strapazen für die Volksschüler unverständlich und unverantwortlich“, sagt Johannes Topitschnig.
Gemeinderatsbeschluss
Die Schließung der Schule wurde vom Gemeinderat rund zwei Monate nach der letzten Gemeinderats-Wahl im Mai 2021 einstimmig beschlossen. Bürgermeister Klaus Köchl warb jedoch im Rahmen des vorangegangenen Wahlkampfes mit der Erhaltung der Volksschule Sörg sowie der Sicherung der Kinderbetreuung in der Region. „Ich bin mir dessen bewusst und stehe auch dazu. Es ist eine Herzensangelegenheit für mich, da ich in Sörg geboren bin und auch auf Landesebene vieles für den Schulstandort getan habe. Wir wollten mit dem Direktor sogar mehr Kinder nach Sörg bringen. Zum Zeitpunkt des Wahlkampfes waren die aktuelle Entwicklung und das Gesetz, welches unter Minister Faßmann in Wien verabschiedet wurde, leider nicht absehbar. Nun sind wir aufgrund der Gesetze zum Handeln verpflichtet gewesen", beteuert der Bürgermeister. Der Zeitplan für die Änderungen hinsichtlich der Infrastruktur sieht aktuell vor, dass in "Sörg so lange offen gehalten wird, bis das Zentrum in Liebenfels fertig ist. Mitte September werden wir entscheiden, welcher Architekt mit der Ausführung beauftragt wird. Anschließend erfolgt die Planung und ab 2024 soll gebaut werden. Der Abschluss des Projekts ist für 2026/27 geplant", erklärt Köchl.
Gesetz ist Gesetz
Hinsichtlich der rechtlichen Grundlage informiert das Büro von Bildungsdirektorin Isabella Penz wie folgt: „Das Kärntner Schulgesetz bestimmt, dass Volksschulen in solcher Zahl und an solchen Orten zu bestehen haben, in deren Umkreis mindestens 120 schulpflichtige Kinder wohnen, deren Schulweg unter Bedachtnahme auf die örtlichen Verkehrsverhältnisse zumutbar ist und in nicht mehr als einer Stunde zurückgelegt werden kann. Für den Weiterbestand einer Volksschule ist es erforderlich, dass im Umkreis dieser Orte mindestens 30 sprengelangehörige Schulkinder wohnen, die an diesem Schulstandort schulpflichtig und zum Unterricht angemeldet sind. Dies bedeutet, dass für den Fall, dass die gesetzliche Mindestschülerzahl von 30 schulpflichtigen, sprengelangehörigen bzw. im Umkreis der Schule wohnhaften Schulkindern für einen Volksschulstandort nicht mehr erreicht wird, für die Gemeinde als zuständigen gesetzlichen Schulerhalter Handlungsbedarf gegeben ist und die Gemeinde einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss zu fassen hat“. Das Aktivwerden des Gemeinderates war somit gesetzeskonform.
Eltern hoffen auf Lösung
„Hätten wir die Entscheidung nicht frühzeitig gefällt, würde für sehr viele Schüler ein Nachteil entstehen", betont der Bürgermeister. Elternvereinsvorstand Charlotte Schmied zeigt sich von den Plänen trotzdem wenig begeistert. Sie sieht im bevorstehenden Wegfall der örtlichen Schule eine enorme Beeinträchtigung: „Für mich als Mutter war es die beste Entscheidung, mein Kind in die VS Sörg gehen zu lassen. Es ist beachtlich, welche Auszeichnungen diese Schule bis dato erworben hat. Genau deshalb erschüttert es mich sehr, nun akzeptieren zu müssen, dass diese Schule geschlossen werden soll", so Schmied.
Schließung einer Vorbildschule
Die Bildungseinrichtung ist seit Jahren ein wahres Vorbild hinsichtlich Natur- beziehungsweise Umweltschutz. Der Lehrkörper hält laufend nützliche Workshops ab und geht mit den Kindern so oft es geht in die freie Natur. Der praxisnahe und umweltbewusste Unterricht fördert auch das soziale Miteinander und Verständnis für unseren Planeten. „Die Volksschule Sörg ist ein Zukunftsmodell. Es zeichnet sich dadurch aus, dass die Kinder zu Selbstständigkeit, gegenseitiger Hilfe und Gemeinschaftsgefühl hingeführt werden. Die Schule ist auch im Ort und den örtlichen Vereinen verankert und eingebettet. Digitales, kooperatives und zukunftsorientiertes Lernen schafft auch einen Ausgleich zwischen Tradition und Moderne“, betonen die betroffenen Eltern Tanja und Manu Thomas-Tamegger.
UNESCO-Volksschule
Das Ende der mehrfach ausgezeichneten VS Sörg ist seitens der Eltern insofern negativ zu sehen, als dass man demnächst zur ersten UNESCO-Volksschule Kärntens werden sollte. Das Projekt, welches laut Elternverein eine weitere Aufwertung des regionalen Schulapparats bedeuten würde, fördert Schulen, welche die vier Säulen des UNESCO-Bildungsmodells in den Schulalltag einfließen lassen. Schon Landeshauptmann Peter Kaiser sagte einst, dass es „in ganz Kärnten keine ähnliche Volksschule gibt, die so viele Auszeichnungen vorweisen kann“. Die Schließung würde zwar alle erreichten Zertifikate und Auszeichnungen hinfällig machen, jedoch "bedeutet eine Umsiedlung der Schüler nicht das Ende für die bisherige Linie der Schule in Sörg. Das Bildungszentrum in Liebenfels strebt mit Sicherheit ebenso Auszeichnungen an“, betont Bürgermeister Klaus Köchl. Es bleibt abzuwarten, wie es mit den lokalen Schulprojekten weitergeht. „Mir wäre wichtig, dass wir alle gemeinsam dafür Sorge tragen, dass wir das Beste für unsere Kinder schaffen. Wir haben die besten Voraussetzungen dafür", so der Bürgermeister abschließend.
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