Mittelkärnten präsentiert
Eierkren, Reindling und "Fackeltragen" - Traditionen zu Ostern

- Ein reich gedeckter Ostertisch: Zu Ostern geht nichts ohne Reindling, egal ob ungefüllt oder mit Rosinen und/oder Nüssen.
- Foto: Foto: Tinefoto/Kärnten Werbung
- hochgeladen von Katja Pagitz
Die Osterwoche in Mittelkärnten ist geprägt von unzähligen Traditionen, kulinarischen Besonderheiten und speziellen Momenten.
MITTELKÄRNTEN. Dabei golft man wie die Kelten und feiert feurige Feste.
Reindling, Schinken und Co.
Der aus Germteig bestehende Napfkuchen ist nicht nur, aber vor allem zu Ostern fixer Bestandteil des Kärntner Tischgedecks. Wie so oft vertrauen viele Menschen dabei auf das familieneigene Geheimrezept, das von Generation zu Generation weitergegeben und somit quasi vererbt wird. Ob ungefüllt oder mit Rosinen und/oder Nüssen, ob in klassischer Reindlingform oder als Osterpinze: die Formen der süßen Unterlage könnten vielfältiger nicht sein. Eine weitere Besonderheit ist, dass der Kärntner Gaumen zu Ostern Süßes mit Herzhaftem kombiniert. Ein Bissen vom Schinken mit Kren folgt dabei oft auf ein Stück vom Osterreindling – oder umgekehrt. Österliche Fusionsküche auf Kärntnerisch: eine Kombination, die mit Ausnahme von so manchem Kirchtag sonst das ganze Jahr über nicht denkbar ist. Der Kren (oder Meerrettich) darf in frisch geriebener Form am österlichen Jausentisch nicht fehlen. Er ist der scharfe Begleiter und vollendet die einzigartige Geschmackskombination gemeinsam mit süßem Weißbrot und pikantem Geselchten, so wie es sie nur zu Ostern gibt. Die Besonderheit: Zu Ostern verzehrt man das Fleisch „geweiht“, denn ein Besuch der Speisensegnung mit den Osterkörben ist Pflicht.
So golften schon die Kelten
In Zweinitz im Gurktal findet jährlich am Ostersonntag ein ganz besonderes Spektakel statt: das sogenannte Kugelschlagen. Die Hauptsache des Spieles besteht darin, eine hölzerne Kugel mit dazugehörigem Schläger (dem Kolm) nach gewissen Regeln bis zu einem Ziel zu treiben. Das Spiel wird auf dem freien Feld gespielt, als Ziel fungiert traditionell die Zweinitzer Ortstafel.
Nachdem die Kugelschlager auf dem Weg zum Glück doch einige Kilometer absolvieren müssen, werden sie unterwegs fürstlich mit kulinarischen Genüssen und gebrauten Köstlichkeiten aus Hopfen und Malz verköstigt. Kugelschlagen stellt eine ursprüngliche Form des Golfspielens dar. Die Sportarten, bei denen eine Kugel aus Holz mittels Schläger vorangetrieben wurden, gab es bereits in der Antike in vielen Ländern in den verschiedensten Varianten.
Zu Zeiten von Ludwig XIV. zählte es in Frankreich sogar zu den Freizeitvergnügungen, die nur dem Adel vorbehalten waren. Bereits die Kelten sollen mit schlägerartigen Werkzeugen von Hand erzeugte Kugeln durch die Luft geschleudert haben. Gewissermaßen besinnt man sich am Ostersonntag in Zweinitz also der Tradition einer längst vergangenen Zeit.
Fackeltragen und Osterfeuer
In Mittelkärnten setzt am Ostersamstag nach dem Fleischgenuss nicht das erwartete Fresskoma ein. Vielmehr machen die Einheimischen mit gelebtem Brauchtum die Nacht zum Tag. Fährt man über die sanften Hügel, leuchten in nahezu jedem Dorf die Osterfeuer. Diese gelten als Symbol für die Wiederauferstehung von Jesus und das Vertreiben des Winters. In Gösseling in der Gemeinde St. Georgen am Längsee findet am Karsamstag ein besonderes Schauspiel statt: Das Fackeltragen. Dabei entzünden Männer und Frauen meterhohe Holzstämme und tragen diese durch die dunkle Osternacht. In einer vorgegebenen Choreografie werden die Fackeln, die bis zu 50 Kilogramm wiegen können, geschwungen und in Kreisen oder Formen aufgestellt. Die Menschen erbitten sich dadurch Schutz, Sicherheit und eine gute Ernte. Der Karsamstag ist also im wahrsten Sinne des Wortes ein „Hotspot“ des österlichen Brauchtums in Mittelkärnten.




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