Kunsintervention Brückl

Harald Schreiber schafft 72 Gesichter, die zum Nachdenken anregen

Das kreative Multitalent Harald Schreiber lädt zur Kunstintervention nach Brückl. 

BRÜCKL. Architekt, bildender Künstler, ehemaliger Uni-Professor, Mitbegründer des Instituts für Sozialästhetik und psychische Gesundheit an der Siegmund Freud Universität Wien und Berlin: Das Multitalent Harald Schreiber lädt am Samstag in seinem Heimatort Brückl zur Eröffnung seiner Kunstintervention auf den Kirchplatz (siehe Infos unten).
Einführende Worte spricht Arnold Mettnitzer. Mit dem Theologe, Seelsorger und Psychotherapeuten verbindet ihn eine lange Freundschaft. "Ich habe ihn in Wien bei einer Ausstellungseröffnung kennen und schätzen gelernt. Er verehrt meine Arbeit und der kennt sie ganz gut. Mettnitzer hat für mich bereits mehrere Ausstellungen eröffnet, ich habe für drei seiner Bücher Skultpturenbilder, Fotos und mehr beigesteuert", erzählt Schreiber, der zwischen Wien und Brückl pendelt. 

Neben der Kirche befindet sich Schreibers Atelier: Im Garten und seinem Arbeitsplatz sind an die 80 Marmorskulpturen aufgestellt. Am Kirchplatz zeigt Schreiber zwölf Tafeln zum Thema "Geboren am": Die Tafeln, an der Vorder- und Rückseite mit je sechs berühmten Köpfen versehen, stellen eine Geburtstagsserie dar. "Auf jeder Seite sind sechs Personen abgebildet, die im Jänner geboren sind, auf der nächsten sechs Personen, die im Februar geboren sind, und so weiter", erklärt Schreiber. Umberto Eco, Mozart oder Virginia Woolf hat Schreiber verewigt.

Die Kunstintervention ist aus einer Arbeit entstanden, mit der Schreiber sich seit Jahrzehnten beschäftigt, den "Geburts- und Todestagszeichnungen“. "Ich dachte mir einmal, heute hat Picasso Geburtstag, ich erweise ihm zwei, drei Stunden vom Tag die Ehre und schaue mir Bücher an, porträtiere ihn."
Nicht nur an Geburtstagen berühmter Köpfe malt Schreiber. "Wenn ich im Radio höre, dass eine bekannte Persönlichkeit gestorben ist, setze ich mich hin und zeichne Blätter." Der Nebeneffekt: "Man lernt viel dazu, weil man nachliest, was man schon wieder vergessen hat." 40 Jahre und an die 3.000 Zeichnungen später malt Schreiber noch immer.

72 Personen

Schreiber ruft mit seiner Kunst in Erinnerung, wer die Persönlichkeiten waren, er regt den geistigen Motor an, schafft Kulturgeschichte. In Brückl sind 72 Gesichter anzuschauen. "Der Kirchplatz ist öffentlich, jeder kann sie ansehen". Die Tafeln drehen sich im Wind ein wenig mit, sie kämpfen nicht mit, sondern arbeiten mit der Natur. Sechs Ständer, auf jeder Tafel sind vorne und hinten Gesichter. "Die Besucher sollen nicht daran denken, wie ich gezeichnet habe, es geht darum, was das Bild ausstrahlt und was es sagt, das Gesicht ist wichtig". Die Leuten sollen sich nicht denken, das ist viel Arbeit, sondern davor stehen, genießen und geistig schwerelos sehen. "Das ist gute Kunst: Die Oberfläche darf nicht im Vordergrund stehen, sondern die Aussage dahinter."
Die Kunstinertvention ist bis 21. Februar 2021 zu besichtigen.

Zur Kunstintervention
Eröffnung der Kunstintervention "Geboren am" ist am Samstag, 5. September, 15 Uhr, am Kirchplatz in Brückl. Einführende Worte liest der bekannte Theologe, Seelsorger und Psychotherapeut Arnold Mettnitzer.
Anmeldung: www.harald-schreiber.com

Zur Person
Harald Schreiber, geboren 1952, studierte an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien (Gestaltungslehre, Industrial Design), hatte von 1983 bis 2018 den Lehrstuhl an der Universität Wien für angewandte Kunst und an der Akademie der bildenden Künste Wien (Architektur) inne. Schreiber ist Mitbegründer des Instituts für Sozialästhetik und psychische Gesundheit an der Siegmund-Freud-Universität Wien (2016) und Berlin (2019).