Hemma und ihre Kirche in Gurk
Aus dem Buch "Kärntner Sagen" von Wilhelm Kuehs: Wie Hemma die Kirche in Gurk erbaute.
GURK. Hemma, die Ehefrau des Markgrafen Wilhelm von der Sann, hatte gelobt, eine Kirche zu bauen, wenn ihr die Heilige Muttergottes beistehen und sie einem gesunden Sohn das Leben schenken würde. Nun war es so weit, und Hemma hielt ihr erstes Kind in den Armen.
Um den Bauplatz der Kirche zu bestimmen, ließ Hemma zwei ungelernte Ochsen vor einen Wagen spannen. Vom Hauptplatz in Friesach zogen die Ochsen los und schlugen den Weg ins Gurktal ein. Bei Zweinitz rasteten sie kurz, aber dann gingen sie weiter, und erst in Gurk waren sie nicht mehr von der Stelle zu bringen.
Dort begannen auch bald die Arbeiten. Ein Keller wurde ausgehoben, und die Krypta mit den Säulen entstand. Hemma überwachte die Arbeiten persönlich. Jeden Tag kam sie, setzte sich auf einen Stein und sah den Handwerkern zu. Die Steinmetze und Zimmerleute, die Tischler und Maler, alle kannte sie beim Namen.
Am Abend kamen die Arbeiter der Reihe nach zu Hemma, und die hohe Dame zählte ihnen aus einem Sack den Lohn auf die Hand. Damit waren auch immer alle zufrieden. Nur ein Steinmetz beschwerte sich einmal, er hätte zu wenig bekommen. Hemma ließ den Mann vortreten. Sie öffnete den Sack, und der Mann durfte mit beiden Händen hineingreifen und so viel nehmen, wie er konnte. Als er das Geld an sich gerafft hatte, forderte Hemma ihn auf, die Münzen zu zählen. Es stellte sich heraus, dass er genau so viele Münzen aus dem Sack genommen hatte, wie Hemma ihm auf die Hand gezählt hatte.
Zur Sache
Die Sage "Hemma von Gurk" stammt aus dem Buch "Kärntner Sagen" von Wilhelm Kuehs. Die knapp 200 Seiten starke Sagensammlung des Lavanttaler Schriftstellers ist im Tyrolia-Verlag erschienen.
Alle Sagen aus dem neuen Buch von Wilhelm Kuehs finden Sie hier!
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.