Knochen als historischer Beweis
Ausgrabung in St. Georgen beweist: Stift ist ältestes, noch bestehendes Kloster Kärntens.
ST. GEORGEN. Lange wurde es vermutet, jetzt ist es fix: Das Stift St. Georgen ist tatsächlich das älteste noch bestehende Kloster Kärntens. Das ist das bemerkenswerteste Ergebnis einer Notgrabung im Stift St. Georgen - bei Bauarbeiten war man auf einen alten Friedhof gestoßen.
"Wir wurden sofort verständigt, als man die Knochen entdeckt hat - schon nach kurzer Zeit konnten wir mit der Notgrabung beginnen", sagt Regina Barlovits vom Archäologischen Dienst Kärnten. Insgesamt entdeckte man 95 Gräber, die über einen Zeitraum von rund 500 Jahren entstanden sind. "Über den Gräbern lag eine fünf Zentimeter dicke Schicht aus Asche und Holzkohle, die vom Brand der Stiftskirche im Jahr 1527 stammt - das heißt, dass die Gräber vor dieser Zeit entstanden sind. Wir vermuten, dass es sich um gotische Gräber handelt", erklärt Barlovits.
In den Gräbern wurden offenbar nicht nur Ordensleute bestattet, sondern auch Frauen, die mit dem Orden nichts zu tun hatten - auch die Gräber von Kindern wurden gefunden. Die ältesten Gräber sind um das Jahr 1000 entstanden - man vermutete schon, dass das Stift um diese Zeit gegründet wurde. "Außerdem haben wir noch drei Kopfschmuckringe gefunden. Das sind Schmuckstücke, die am Kopf getragen wurden - doch bis heute weiß man nicht, wie genau. Diese Schmuckstücke und die Bestandteile von Trachten haben uns dabei geholfen, herauszufinden, wie alt die ältesten Gräber waren", so Barlovits.
Sie betont, dass diese Ergebnisse erst eine Zwischenbilanz sind - die Aufarbeitung der Ausgrabung im Stift dauert nämlich noch an. "Die Knochen, die wir geborgen haben, werden derzeit gereinigt und dann von Anthropologen untersucht. Im Anschluss werden sie natürlich wieder bestattet", sagt Barlovits. Von einer Störung der Totenruhe, wie sie kolportiert wurde, könne in diesem Fall keine Rede sein: "Auf einem mittelalterlichen Friedhof spricht man nicht von 'Störung der Totenruhe', die Gräber fallen unter das Denkmalschutzgesetz. Und was das angeht, wurde in St. Georgen mit aller Sorgfalt gearbeitet."
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