Krippenkünstler in Althofen

Wer Alfred Obmann über das Festnetz erreichen will, könnte möglicherweise etwas Geduld brauchen. Auch wenn der Alt-hofener zuhause ist, so kann es gut sein, dass er sich dort aufhält, wo ein Telefon nichts verloren hat: In seiner Werkstätte. Dass sich der Krippenbauer dort richtig daheim fühlt, wird jedem Besucher schnell bewusst. Schon der Weg dorthin führt an Regalen vorbei, prall gefüllt mit verschiedensten Arten und Größen von Wurzeln aus den umliegenden Almen. Nach und nach findet man sie zur Verarbeitung in dem angrenzenden Raum wieder, der zwar nicht sonderlich groß, aber optimal ausgestattet ist, damit Obmann jene Krippen fertigen kann, die für ihre hochwertige Ausführung weit über Althofen hinaus bekannt sind und geschätzt werden.

Lange Erfahrung
"Durch meine lange berufliche Tätigkeit bei der Kelag bin ich immer wieder in entlegene Gebiete gekommen und habe natürlich viele Eindrücke von Höfen und Gebäuden sammeln können, wo man das Gefühl hatte, die Zeit ist stehengeblieben", erzählt Obmann. Etwa zehn Jahre ist es her, als der Familienvater begann, diese Eindrücke zu verarbeiten, indem er seine erste Krippe baute. "Ich habe mich mit einschlägiger Literatur beschäftigt, mir Tipps von renommierten Krippenbauern geholt und habe mir vorgenommen, so genau wie nur irgend möglich ans Werk zu gehen", erinnert er sich. Damals war er mit der Theorie, wie zum Beispiel mit Maßstabsberechnungen, länger beschäftigt als mit der eigentlichen handwerklichen Arbeit. Mit der Zeit hat er allerdings ein feines Gefühl für Formen und Proportionen entwickelt: "Die besondere Herausforderung liegt darin, dem Betrachter zu vermitteln, wie die Realität aussieht oder einmal ausgesehen hat", sagt Obmann. Dazu gehört ein ausgetretener Küchenfußboden genauso wie eine teilweise zerborstene Fensterscheibe, um nur einige Details zu nennen, die er liebevoll in das Gesamtwerk integriert.

Platzverhältnisse
"Das Material, das ich zum Werken brauche, finde ich praktisch vor meiner Haustüre. Die nahegelegenen Almen, wie Klippitztörl, Flattnitz oder Hochrindl, sind nicht nur Plätze, wo man sich wunderbar erholen kann, sondern sie liefern mir auch Hölzer, Steine und Pflanzen in Hülle und Fülle", gibt sich der 62-Jährige begeistert über die Vielfalt der nahe gelegenen Natur. Bis zur endgültigen Fertigstellung einer Krippe braucht der Kunsthandwerker 120 bis 150 Stunden. Hochwertige, handbemalte Figuren aus Südtirol komplettieren das weihnachtliche Werk. In erster Linie sind es Krippen im heimatlichen Stil, die Obmann fertigt: "Sie sollten nach Möglichkeit dort stehen, wo sich die Menschen vorwiegend aufhalten", findet der Althofner. Damit spielt er auch auf die Größe der Krippen an, die individuell auf die Wohnverhältnisse angepasst gehören. "Auch wenn man nicht so viel Wohnfläche zu Verfügung hat, so sollte man nicht auf eine Krippe verzichten und selbst eine bauen", rät Obmann, der auf kostengünstige Varianten verweist, die aber nicht kitschig sein müssen. Viele Menschen entdecken so bei sich verborgene Talente und das Basteln entwickelt sich oft zu einem schönen Hobby, womit man sich und anderen viel Freude bereiten kann.

Trennungsschmerz
"Ich müsste lügen, wenn ich behaupte, es macht mir nichts aus, eine fertige Krippe abzugeben", sagt Obmann, "allerdings baue ich sie grundsätzlich nur für jemand, der die Arbeit zu schätzen weiß und die Krippe auch pfleglich behandelt."