Nach HCB-Skandal - "Das Görtschitztal ist sauber"
Bericht des Umweltbundesamtes bestätigt, dass die Landwirtschaft im Görtschitztal keine nachhaltigen Schäden durch den HCB-Skandal davonträgt. Kalkdeponie in Brückl ist weiterhin ein Problem.
GÖRTSCHITZTAL. Das Görtschitztal hat den HCB-Skandal von 2014 scheinbar ohne schwerwiegende Folgen für die Zukunft überstanden. Das bestätigt nun ein 178 Seiten langer Bericht des Umweltbundesamtes (UBA), der sich auf zigtausend Daten, die seit 2014 gesammelt wurden, stützt.
Bio-Landwirtschaft ist wieder möglich
"Die getätigten Maßnahmen und Ernährungsempfehlungen wirken", sagt Karl Kienzl, stellvertretender Geschäftsführer des UBA. Demnach sei der Anteil von HCB (Hexachlorbenzol) im Boden nun so gering, dass es keine weiteren Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion gibt. Auch Bio-Landwirtschaft ist wieder möglich. Für die Görtschitztaler Bevölkerung besteht ebenfalls keine akute Gefährdung der Gesundheit. Da es aber Jahre dauert, bis HCB wieder aus dem menschlichen Körper ausgeschieden wird, soll es alle drei Jahre weitere Untersuchungen geben. Da der Großteil der Lebensmittel aus der Region frei von HCB sind, können die Ernährungsempfehlungen in der Region deutlich gelockert werden.
Eine Ausnahme beim Monitoring sind Waldböden, da sich diese anders als landwirtschaftliche Böden verhalten. Ein Grund dafür ist etwa der ständige Wildwechsel. Deshalb fehlen im Monitoring-Bericht des UBA auch Daten zu Speisepilzen und Wild.
Altlast K20 Kalkdeponie Brückl ist "Sorgenkind"
Weiterhin Bedenken gibt es allerdings was die Sicherung der Altlast K20 Kalkdeponie in Brückl betrifft. Rund um die Deponie hätte es zudem noch stärkere HCB- und Quecksilber-Belastungen als im restlichen Tal gegeben. "Die Deponie ist weiterhin ein Sorgenkind. Die Belastung ist zwar durch die Maßnahmen zurückgegangen, das ist aber keine Dauerlösung", sagt etwa Herwig Schuster von der Umweltorganisation Greenpeace und fügt hinzu: "Zum Glück ist der Worst Case nicht eingetroffen." Eine Reihe von Sicherungsmaßnahmen ist auf der Deponie bereits durchgeführt bzw laufen derzeit noch. "Wir wissen aber, dass in diesem Bereich weiteres Monitorin nötig ist", sagt Kienzl.
Empfehlungen und Maßnahmen
Auch Global 2000 ist über die Ergebnisse der Untersuchungen froh, merkt Umweltchemiker Helmut Burtscher an: "Der HCB-Skandal hat einiges in Bewegung gesetzt. Auch andere Belastungen wie Stickstoffoxide, Ammoniak oder Quecksilber sind zurückgegangen." Dennoch gibt es von Global 2000 zusätzliche Empfehlungen bzw. Maßnahmen für die Zukunft. Darunter u.a. die stärkere Untersuchung von Waldböden, Pilzen, Wild und Trinkwasser. Aber auch ein detailliertes Krebsmonitoring in der Region sowie regelmäßige Messdaten der Kalkdeponie in Brückl wird vorgeschlagen.
"Eine der bestuntersuchtesten Regionen Österreichs"
"Mit der Präsentation der Untersuchungen des Umweltbundesamtes haben wir einen Meilenstein erreicht", freut sich auch Andreas Duller, Geschäftsführer des Regionalmanagements Kärnten Mitte. Das Tal zähle nun zu den bestuntersuchtesten Regionen in ganz Österreich. Finanziert wurde die Analyse durch des UBA zu gleichen Teilen aus dem Görtschitztalfonds bzw. dem Land Kärnten. Insgesamt kostete die Untersuchung 90.000 Euro.
"Mit dem heutigen Tag wissen die Görtschitztaler, woran sie sind. Vier Jahre nach dem HCB-Skandal ist dies ein klares Signal nach außen, um das Image einer krisengebeutelten Region wiederherzustellen", sagt Wolfgang Müller, Vorsitzender des Zukunftskomitees.
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