Umweltgift in Milch: Ursache soll Blaukalk sein
Kein Sonnenalm Milchbauer von Schließung betroffen. Verunreinigte Futtermittel wurden ausgetauscht. Verursacher soll Zementwerk sein, in dem Blaukalk aus einer Deponie verarbeitet wird. Milch und Futter wurden seit Monaten überwacht. Landwirte fordern Schadenersatz.
KLEIN ST. PAUL, BRÜCKL. Der bäuerliche Milchhof Sonnenalm setzt sich zur Wehr. Der Betrieb war gestern in die Schlagzeilen geraten, weil Agrarlandesrat Christian Benger in einer Pressekonferenz verlautbart hatte, dass das Umweltgift Hexachlorbenzol (HCB) in der Rohmilch im Görtschitztal gefunden wurde. Der Geschäftsführer der Molkerei Hannes Zechner sagt: "Keiner unserer fünfzehn Mitgliedsbetriebe ist von der Belastung betroffen." Woher die Rohmilchprobe stammt, die laut Benger eine 400 prozentige Überschreitung des Grenzwertes beinhalten soll, kann Zechner nicht sagen: "Es gibt auch Milchbauern die uns nicht beliefern. Die Ergebnisse der gezogenen Proben wurden uns nicht vorgelegt."
Permanente Überwachung
Eine mit HCB belastete Milchpobe war bereits im Frühjahr in der Region gezogen worden. "Wir haben ein strenges Monitoring eingeführt. Es wurden die Milch und Futtermittel permanent überprüft. Wir haben in die Analysen rund 50.000 Euro investiert", sagt Zechner. In einzelnen Futtermittelproben konnten das Umweltgift nachgewiesen werden. Die Bestände wurden vernichtet. "Wir haben dann für unsere Milchbauern 250 Tonnen Heu geordert", sagt Zechner. Der Schaden soll sich auf über eine Million Euro belaufen.
Verursacher Blaukalk
Als Verursacher vermutet Zechner die Wietersdorfer Zementwerke. "Das Umweltgift wurde über die Luft verbreitet. Es kann sein, dass das Umweltgift aus einem Entsorgungsprojekt für Blaukalk stammt", erklärt Zechner. Erste Gespräche mit dem Betrieb soll es schon gegeben haben. "Es geht derzeit um die Kosten für die angeschafften Futtermittel", sagt der Sonnenalm-Geschäftsführer. Die Geschäftsführung der Wietersdorfer Zementwerke erklärte via Presseaussendung: "Die Unternehmensleitung geht mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass Blaukalk der HCB-Verursacher ist." Das belastete Material soll aus einer Deponie aus Brückl stammen.
Schaden muss ersetzt werden
"Wir haben seit fünfzehn Jahren unser Produkt aufgebaut. Jetzt ist alles, was wir geschaffen haben, in Gefahr", sagt Josef Ratheiser, Landwirt und Mitglied des bäuerlichen Milchhof Sonnenalm. Ratheiser hat einen Hof mit 39 Kühen und musste zusätzliche Futtermittel anschaffen. "Ich schätze, dass mir dadurch ein Schaden von über 100.000 Euro entstanden ist. Den Imageschaden kann man nicht beziffern", sagt der Landwirt. Die entstandenen Kosten will er auf jeden Fall ersetzt bekommen. "Notfalls muss man einen Juristen beauftragen", stellt der Milchbauer klar.
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