Brennpunkt Pflege
Versorgungslücke zwischen Pflege und Krankenhaus

- Der Erfahrungsaustausch war für alle Teilnehmer sehr positiv.
- Foto: DOKH Friesach
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Im Deutsch-Ordens-Krankenhaus in Friesach fand kürzlich ein runder Tisch für Menschen, die in der Pflege arbeiten, statt.
FRIESACH. Das Pflegeteam unter der Leitung von Pflegedirektorin Petra Präsent lud zum ersten Erfahrungsaustausch zwischen intra- und extramuralen Pflegebereich, also Mitarbeitern aus dem Krankenhaus sowie Menschen, die in der Pflege im Heimhilfebereich oder in Heimen tätig sind.
Gemeinsam Pflegen
Unter dem Motto „Was brauchen wir voneinander - Gemeinsam Pflegen“ wurden Kollegen aus Pflegeheimen, Hauskrankenpflege, Community Nurses und anderen Betreuungseinrichtungen eingeladen.
"Wir waren überrascht wieviele Teilnehmer den Weg zu uns gefunden haben und wie positiv der Austausch war",
ist Petra Präsent froh über die Veranstaltung. Sowohl aus dem Bezirk St. Veit als auch aus dem benachbarten steirischen Einzugsgebiet waren zahlreiche Teilnehmer dabei.

- Neben dem Austausch wurden auch Lösungsansätze im Bereich Pflege erarbeitet.
- Foto: DOKH Friesach
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Zukünftige Versorgung
Im Rahmen dieses Erfahrungsaustausches konnten viele Themenfelder besprochen werden
und auch Handlungsfelder für beide Seiten abgeleitet werden, um zukünftig die pflegerische
Versorgung sowohl im Krankenhaus als auch im extramuralen Bereich weiterhin zu optimieren. Der Gedanke der Pflegedirektorin ist jener, dass
"in Zeiten der stetig abnehmenden personellen Ressourcen im Pflegebereich,
ein gemeinsames Handeln für die zu Pflegenden und Betreuenden einen immer größer werdenden Stellenwert einnimmt."
Angehörige aufmerksam machen
Bessere Abstimmung zwischen den Bereichen und eine offene Kommunikation sind nur ein
Teil der Themenfelder, die in Form von Gruppen erarbeitet wurden. Ein intensiver Austausch sollte auch den sogenannten „Drehtüreffekt“ reduzieren. Das bedeutet, dass Patienten innerhalb kurzer Zeit mehrmals im Krankenhaus aufgenommen werden müssen.
"Eigentlich müsste man schon bei der Aufnahme des Patienten auch dessen Entlassung mit ihm und den Angehörigen besprechen",
ist Präsent überzeugt, "damit für die Zeit nach dem Krankenhaus einfach schon besser vorgesorgt ist."

- Die Vernetzung soll weitergeführt und jährlich zwei Treffen veranstaltet werden.
- Foto: DOKH Friesach
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Ressourcen fehlen
Außerdem wird in unserer Region die Versorgungslücke zwischen Krankenhaus und Pflegeheim oder Hauskrankenpflege immer größer, denn die Ressourcen fehlen einfach. Pflegeheime müssen Betten sperren, weil sie zu wenig Personal haben und Hauskrankenpfleger können keine neuen Patienten aufnehmen, weil sie ausgelastet sind. Durch intensiven Austausch und Vernetzung könnte auf beiden Seiten effizienter gearbeitet werden - und das zum Wohl der Patienten und deren Angehörigen.
Lösungsansätze
Für Petra Präsent besteht ein hoher Nachholbedarf. "Hierbei ist nicht nur eine gute Zusammenarbeit mit den Pflegenden „Draußen“ von enormer Wichtigkeit, sondern auch mit den niedergelassenen Ärzten und vor allem den Angehörigen. Angebote wie Schulungen für Angehörige etc. sind zu forcieren,
um ältere Menschen länger zu Hause pflegen zu können und so das Gesundheitssystem längerfristig zu entlasten
bzw. auch Präventivmaßnahmen, damit wir selbst gesünder älter werden."
Nachhaltig arbeiten
Durch ein gezieltes, interdisziplinäres Entlassungsmanagement kann bereits im Krankenhaus präventiv auf die bevorstehende Entlassung eingewirkt werden. Aufgrund des positiven Feedbacks von beiden Seiten, sollte der Erfahrungsaustausch zweimal jährlich stattfinden, umso das Miteinander zu vertiefen und aktuelle Herausforderungen zeitnah aufzugreifen.
In der Praxis
Liane Werner-Genz, Haus- und Pflegedienstleiterin im Caritas Haus Anna in Eberstein, war eine von den Teilnehmerinnen. Sie begrüßt die Initiative vom Friesacher Krankenhaus sehr. "Der Informationsaustausch zwischen Krankenhäusern und Pflegeheim muss dringend optimiert werden", ist sie überzeugt. Oft werden Patienten ohne Befunde oder Medikamente entlassen und im Pflegeheim muss dann nachtelefoniert werden.
"Ich wünsche mir, dass auch die Ärzteschaft mit ins Boot genommen wird
und hier mehr Information an die Pflegekräfte stattfindet", sieht Werner-Genz hier einen wichtigen Ansatz. Im Haus Anna sind 49 Pflegebetten vorhanden, fast immer sind alle belegt.

- Liane Werner-Genz, Haus- und Pflegedienstleiterin im Caritas Haus Anna in Eberstein.
- Foto: Privat
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Informationsaustausch verbessern
Auch kommt es oft vor, dass Dokumente, die vom Pflegeheim ins Krankenhaus mitgeschickt werden nicht bei den richtigen Stellen ankommen. Es geht von beiden Seiten viel Zeit mit Nachtelefonieren drauf. Und da die Ressourcen sehr beschränkt sind, kommt es da leicht zu Überlastungen, was sich auf die Stimmung der Mitarbeiter oft negativ auswirkt. Mit dem Friesacher Krankenhaus konnte schon in eine Richtung gearbeitet werden. So wurde zum Beispiel vereinbart, Patienten nicht mehr Freitag nachmittag ohne Medikamente zu entlassen. Denn Freitag nachmittag noch einen Hausarzt zu erreichen ist oft nicht möglich. Dafür ist Liane Werner-Genz sehr dankbar: "Dank den Bemühungen von Petra Präsent und ihrem Team geht es in die richtige Richtung, aber es ist noch viel Arbeit vor uns."






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