Das erste AMG-Modell: Renaissance der "roten Sau"
AMG Mercedes 300 SEL 6,6 genannt die Rote Sau
Der 300 SEL 6.8 ist die Keimzelle der Mercedes-Tochter AMG. Kurz nachdem der Rennerwagen im Jahre 1971 die 24 Stunden von Spa gewonnen hatte, ist er in Frankreich verschollen. Jetzt wurde die "Mutter aller AMG" noch einmal aufgebaut.
Da steht er wieder, der feuerwehrrote 300 SEL. Breit, flach und stark duckt er sich auf die Straße. Fast so wie damals am 24. Juli 1971 beim Start zu den 24 Stunden von Spa. Fast so wie damals, als der von Hans-Werner Aufrecht und Erhard Melcher in Großaspach bei Stuttgart aufgebaute Wagen von Hans Heyer und Clemens Schickentanz völlig überraschend als Klassenbester und als zweiter des Gesamtklassements ins Ziel raste. Es war der Grundstein für viele Erfolge des 1967 gegründeten "Ingenieursbüros für Konstruktion und Versuch zur Entwicklung von Rennmotoren". Der Sieg markierte zudem den Anfang des Tuning-Unternehmens AMG, das heute als sportliche Tochter des Stuttgarter Großkonzerns vom beschaulichen Affalterbach aus die Serienmodelle mit Muskeln bepackt.
Doch der Erfolg in Spa ist mehr als 30 Jahre her, und Streckenabschnitte wie die legendäre Kurve "Eau Rouge" oder die "Kemmel"-Gerade hat der Wagen, der hier im Sonnenlicht glänzt, wahrscheinlich noch nie gesehen. Denn die kräftige Limousine sieht zwar genau so aus wie das ebenso liebevoll wie respektlos als "Rote Sau" titulierte Sportgerät von einst und röhrt auch so, wenn man den Zündschlüssel dreht und den Achtzylinder weckt. Doch ist das Auto leider nur eine Kopie, eine detailgetreue Replika, die Erinnerungen an goldene Zeiten wach halten soll.
Natürlich hätten die AMG-Manager lieber den echten Rennwagen genutzt. Aber während heute Mercedes-Siegerautos in der historischen Sammlung enden, waren die Herren Aufrecht und Melcher als sparsame Schwaben froh, dass sie ihren ausrangierten Boliden verkaufen konnten. Der Mischkonzern Matra erstand das Auto. "Die Franzosen haben einen Wagen für die Fahrwerksentwicklung von Düsenjägern gesucht", berichtet Wolfgang Zimmermann von der AMG-Geschäftsführung. "Außer unserem Wagen gab es damals offenbar kein anderes Fahrzeug, das in der Lage war, die Startgeschwindigkeit eines Kampffliegers zu erreichen." Hinter den Vordersitzen wurde eine Vorrichtung angebracht, durch die die Flugzeugreifen bei Tempo 200 mit 600 bis 800 Kilo Druck auf die Landebahn gepresst werden konnten, um Reibwertmessungen vorzunehmen. Danach allerdings verlieren sich die Spuren der "roten Sau".
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