Kärnten feiert den großen Günther Domenig
Auf den Spuren von Günther Domenig in St.Veit/Glan-Glandorf: Funderwerk II
Zehn Jahre nach Domenigs Tod widmet das Land Kärnten dem Architekten nun unter dem Titel „Dimensional“ eine Reihe von Ausstellungen und Veranstaltungen, die sich bis in den Herbst hinein erstreckt.
Kern der Würdigung ist eine umfassende Werkschau im Museum Moderner Kunst Kärnten in Klagenfurt. Dort wird anhand von Modellen, Zeichnungen und Fotografien deutlich, dass man allein am Beispiel des Werks von Günther Domenig eine Architekturgeschichte der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts schreiben könnte.
"Ein Leben", sagte Simone Egger von der Alpen-Adria Universität Klagenfurt während einer Domenig Veranstaltung in der Heft , "setzt sich aus Positionen zusammen, die nicht linear aufeinander folgen und von Bruchlinien durchzogen sind. Über „Die biografische Illusion“ schreibt der Soziologe Pierre Bourdieu, dass es im Grunde keinen Lebenslauf geben kann, sondern vielmehr von Platzierungen und Platzwechseln im sozialen Raum die Rede sein muss. Ereignisse des Biografischen finden gleichzeitig immer in Relation zu den jeweiligen Zuständen des Feldes statt. Räumliche Objektivationen sind stets mit dem Leben von ArchitektInnen und PlanerInnen, aber auch BewohnerInnen und BauherInnen verbunden und manifestieren in gebauter Form ein Verständnis von Welt."
Herbert Liaunig und Günther Domenig
"Herbert Liaunig, Unternehmer und Kunstsammler, hat nicht nur als „Sanierer“ des in den 1980er Jahren ökonomisch belasteten Faserplattenwerkes Funder gewirkt, er hat für den neuerlichen Aufschwung des Betriebs auch starke bauliche Zeichen initiiert", schrieb Otto Kapfinger. Das Funder Werk II mit dem Funder Novum von Domenig gab den Auftakt für etwas ganz Besonderes: Im Obergeschoß von Werk II wurde straßenseitig ein repräsentativer Schulungs- und Ausstellungssektor eingerichtet. Dazu wurde der 200 m lange Trakt über zwölf Fassadenachsen aufgebrochen, im Dachbereich mit Verglasungen versehen, mit schräg vorgesetzten Stiegen und Rampen Aufgänge geschaffen und entlang der Straße mit gekurvten, leicht aus der Vertikale gekippten Stahlwänden eine räumlich suggestiv wirkende Front errichtet. Videobox, freistehende Küche, Stahl-Bar und Sanitärbox zonieren den Innenraum."
Nachträglich Veränderungen baulicher und optischer Natur
Das jetzt offensichtlich das Besondere nicht als etwas Besonderes verhandelt wird, erkennt man an den baulichen und optischen Veränderungen, die vorgenommen worden sind: Der wunderschön in Silber designte Schriftzug "Fundernovum" wurde durch die in der Form sehr einfach und zweckmäßig gehaltenen Buchstaben mit dem Wort "show:room" ersetzt, der Stiegenaufgang mit Faserplatten und eben dieser Aufschrift und einem Pfeil ausgekleidet.
Der Einzelgänger
Domenig blieb Kärnten und der Steiermark verhaftet, obwohl an seiner Architektur nichts Regionalspezifisches war. Darüber ist ihm etwas anderes zugewachsen – die Aura des geschlossenen, überschaubaren, in einer Region verwurzelten Werks. Gute Architektur ist Widerstand, gute Literatur ist Widerstand – weil jede gute Kunst Widerstand ist. Günther Domenig ist nicht müde geworden, dies immer wieder zu betonen.
"Äußerlich wirkte der gut aussehende Liebhaber von Sportwagen auf manche wie ein Playboy, zugleich war er ein ernsthafter, komplizierter Mensch, verletzlich und verletzend. Er war ein Charismatiker mit allenfalls gebrochenem Sendungsbewusstsein; als Architekt teamfähig, aber nur vorübergehend, was zu häufig wechselnden Projektpartnerschaften führte," schreibt Matthias Alexander in der Frankfurter Allgemeinen.
Als Einzelgänger wurde Domenig geachtet. Ebenso erfuhr er eben deshalb Ignoranz und Misshandlung. Wie so oft bei schöpferischen Menschen stand auch bei Domenig sein Genie kontradiktorisch zum finanziellen Vermögen. "Dass Domenig am Ende seines Berufslebens von der Geschäftsführung des eigenen Büros noch einmal vor existenzielle Probleme gestellt wurde, ist zwischenmenschlich nicht nachvollziehbar. Nur mit Mühe und der Hilfe des Landes Kärnten konnte er diesem Würgegriff entkommen. Die Schönheit Kärntens hat er bedingungslos geliebt, die Mentalität der neureichen und politischen Geschäftemacher unter seinen Landsleuten nicht", merkte sein Freund Univ. Prof. Arch. DI Volker Giencke im Nachruf an.
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