Mitterdorfer zur Fußball-Reform
"Das haben sich unsere Kinder verdient"

KFV-Präsident Mitterdorfer äußerte sich zur Reform, aber auch zur Jugendarbeit von WAC und Austria Klagenfurt | Foto: MeinBezirk.at
  • KFV-Präsident Mitterdorfer äußerte sich zur Reform, aber auch zur Jugendarbeit von WAC und Austria Klagenfurt
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Was war der Auslöser für die nun anstehende Reform im Kärntner Nachwuchsfußball?
Der Ausgangspunkt war, dass laut einer UEFA-Studie mehr als 25 Prozent der Nachwuchsfußballer bereits im ersten Jahr aufhören, bis zum 18. Lebensjahr verlieren wir knapp 60 Prozent der jungen Mädchen und Buben. Diese Reform ist eine von mehreren Maßnahmen, um dem entgegenzusteuern. Ziel ist es, die Kinder beim Sport zu behalten – einerseits als Fußballer, andererseits aber in weiterer Folge auch etwa als Funktionäre oder Schiedsrichter.

Es gibt teils sehr kritische Stimmen. Einige meinen etwa, dass Kinder durch die Reform den Siegeswillen verlieren würden.
Das kann ich nicht unterschreiben. Es wird weiterhin Bewerbsspiele geben, nur die Tabelle fällt weg. Von der U9 bis zur U12 gibt es normale Bewerbsspiele, da spielt etwa Austria Klagenfurt gegen Donau und es gibt ein ganz normales Ergebnis. Kinder wollen gewinnen, sie schauen aber nicht auf die Tabelle – das machen nur der #%Trainer und die Eltern. Man sollte allem im Leben eine Chance geben. Wenn wir draufkommen, dass das eine oder andere nachzujustieren ist, wird man das tun. Der Grundgedanke ist, dass ich in den ganz jungen Jahrgängen die Spielfelder und Teams verkleinere. Damit kommt es zu mehr Ballkontakten, mehr Dribblings, mehr Toren und daher auch zu mehr Erfolgserlebnissen und zu erhöhter Motivation. Um mehr auf diese Ausbildung zu schauen, gibt es bis zur U12 keine Tabelle.

Was hältst du von der Reform?

Einige bekritteln auch, dass man durch das neue System mehr Trainer benötigt und der organisatorische Aufwand enorm ist.
Es ist ein etwas größerer Aufwand, aber nicht bei jeder Kleinmannschaft muss ein Trainer stehen. Es geht nur darum, dass die Kinder spielen – das können auch Eltern beaufsichtigen. Wir haben als KFV auch schon 50.000 Euro investiert. Damit werden wir alle Vereine mit Nachwuchsmannschaften mit jeweils acht Toren ausstatten – die Kinder schießen lieber in ein Netz als zwischen zwei Stangen oder Hütchen durch.

Wäre es nicht sinnvoll, bis zur U12 den Breitensport zwar zu fokussieren, aber für die besten Teams, die in Richtung Leistungssport gehen wollen, ein eigenes System zu finden?
Das kann man vergessen. Solange wir Bundesligaklubs haben, läuft der Spitzenfußball ohnehin dort bzw. gefördert bei den LAZs. Wir müssen einfach das große Ganze im Auge haben, denn ohne Breitensport werden wir die Spitze bald auch nicht mehr haben. Wenn alle aus verschiedenen Gründen aufhören, bekomme ich bald keine Breitenfußballmeisterschaft mehr zusammen und dann kippt auch der Spitzenfußball.

Viele meinen, man sollte ab der U9 einen Kärntner Meister ausspielen. Was halten Sie von dieser Idee?
Ich glaube, dass das in diesem Alter noch kein Thema sein sollte – da haben wir einen anderen Zugang. Ab der U12 wird man aber zusätzlich zur Meisterschaft ohne Tabelle in den Bezirken auch noch Turniere veranstalten, wo die Bezirkssieger dann in einem Finale um den Landesmeistertitel spielen. Hier muss man sich also auch keine Sorgen machen.

Welche Reaktionen nehmen Sie draußen bei den Menschen wahr?
Sie reagieren sehr positiv. Freilich: Es könnte sein, dass mir auch nicht jeder alles sagt. Aber der überwiegende Teil meint, dass es eine gute Reform ist, die sich die Kinder verdient hätten. Ein Beispiel: Ich war vor einigen Tagen zufällig in meinem Heimatbezirk St. Veit laufen und sah ein Turnier, das in der alten Form gespielt wurde. Bei den Teams haben jeweils die fünf besten Kinder gespielt, der Rest ist an der Linie gesessen und hatte nichts zu tun. Später am Tag war ich im selben Bezirk bei einem 7er-Turnier eingeladen, das auf acht Feldern im neuen Stil gespielt wurde – da hatten alle Kinder große Freude, haben sich ausgepowert und auch die Trainer und Eltern hatten Spaß.

In den letzten Jahren haben aus Kärnten sehr wenige Talente den Sprung auf die große Bühne geschafft – besonders im Vergleich zur Zeit von König und Mertel beim FC Kärnten.
Natürlich könnte man eine Evaluierung machen, was aus der WAC-Akademie herausgekommen ist. Wir haben aber in den verschiedensten Bereichen einen Nachholbedarf gehabt und es wäre unfair zu sagen, dass die jetzigen Trainer schlechter gearbeitet hätten als die damals. Nun haben wir zwei Fußballvereine und zwei Akademien – das ist schon einmal etwas Gutes. Wir haben nun versucht, die LAZ-Standorte zu reduzieren, um mehr Wert auf die Spitze zu legen. Auch unseren LAZ-Hauptstufenstandort in Klagenfurt hinterfragen wir gerade sehr kritisch. Wenn die Kinder im Zentralraum bei der Austria oder beim WAC sind, haben wir hier kaum noch eine Funktion im Spitzenfußball. Wir erfüllen keinen Selbstzweck, sondern eine unterstützende Aufgabe.

Wie steht der KFV zur Jugendarbeit der beiden Genannten? Vor Kurzem meinte der WAC offiziell, man hätte eine engere Kooperation mit dem KFV.
Unsere Aufgabe ist eine neutrale, wir unterstützen beide Vereine gleich – wir versuchen unsere Rolle neu zu definieren, weil diese Konkurrenzsituation eingetreten ist. Die Aussendung des WAC war nicht ok. Wir haben dem WAC schriftlich mitgeteilt, dass sie das so nicht aussenden dürfen, weil es so nicht ausgemacht war – trotzdem fand es den Weg in die Medien. Die dortige Darstellung stimmte einfach nicht. Ich habe daraufhin einen klärenden Brief an Austria und an WAC geschickt. Die Zusammenarbeit mit beiden Vereinen ist ident.

Was soll der Jugendfußball in Kärnten 2027 in Breite und Spitze geschafft haben?
Heuer haben wir 64 Nachwuchsmannschaften mehr gemeldet bekommen als im Vorjahr. Insgesamt haben wir 640 Nachwuchsteams gemeldet und bis zu 300 Erwachsenenteams. Ein schönes Ziel wäre es, dass die Zahl der Vereine annähernd gleich bleibt und, dass möglichst viele Kinder mit der Unterstützung der Eltern anfangen und nur wenige davon wieder aufhören. An der Spitze wäre es schön, wenn die Austria und der WAC in der Bundesliga bleiben und beide Akademien im Dreigespann mit dem KFV dafür sorgen, mehr Spieler an die Spitze zu bringen.

Der Kärntner Nachwuchsfußball nach der Reform

  • U6: Spiel von 2 gegen 2 auf vier Tore
  • U7: Spiel 3 gegen 3 auf vier Tore
  • U9/U10: Spiel 5 gegen 5 auf zwei Tore
  • U11/U12: Spiel 7 gegen 7 auf zwei Tore
  • U13: Spiel 9 gegen 9 auf zwei Tore

Schiedsrichter wird es erst ab der U11 geben. Auch soll die Spieldauer gedrittelt oder geviertelt werden und zwar mit der verbindlichen Vorgabe, dass jedes Kind eine gewisse Zeit zum Einsatz kommen muss.

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