Er bringt's Glück in die Wiener Hofburg
Michael Verderber ist seit 35 Jahren Rauchfangkehrermeister. Beim Bundespräsidenten war er schon.
ST. VEIT. 2015 ist Verderbers Jubiläumsjahr: Vor 30 Jahren hat er den St. Veiter Betrieb von seinem Vater übernommen und führt ihn in dritter Generation. Das Handwerk, sagt er, habe sich sehr geändert. "Unser Beruf hat jetzt viel mit Technik zu tun".
Die klassischen Kehrbücher gehören bald der Vergangenheit an. Sie werden durch ein elektronisches Buch ersetzt. 80 bis 90 Prozent seiner Kunden sind Privathäuser.
Chef ist der Bürgermeister
Er ist als Rauchfangkehrer überprüfendes Organ. "Vom Neubau bis zu laufenden Überwachungen werden die Feuerstätten kontrolliert", erkärt Verderber. Auch für die Belange des Umweltschutzes ist er verantwortlich: Bei messtechnischen Überprüfungen werden Wirtschaftlichkeit und Sauberkeit der Verbrennung überprüft.
Werden Mängel festgestellt, schreitet der Bürgermeister ein und spricht Recht. "Er ist eigentlich mein Chef", so Verderber, dass bei mehr als 90 Prozent der Fälle Einsicht herrscht.
Schönster Anblick
Das schönste Erlebnis, erzählt Verderber, hatte er in seiner Lehrzeit, als er den 80 Meter hohen Schlot des Funder-Kamins in der Nacht zum Ostersonntag innen hinaufstieg und reinigte. "Der Anblick der Osterfeuer war überwältigend", wird er das Erlebnis nie vergessen.
"Ein Rauchfangkehrer hat Maria Theresias Zukunft gerettet". Als nämlich Maria Theresias Rauchfangkehrer den Kamin innen putzte, Verräter belauschte und dabei ein Komplott gegen die Kaiserin aufdeckte. Diese Geschichte hat er aus erster Hand. "Beim jährlichen Empfang der Rauchfangkehrer durch den Bundespräsidenten wird diese Geschichte erzählt", berichtet der Bundesinnungsmeister-Stellvertreter.
Heuer hat ihn Dr. Heinz Fischer schon empfangen. Seit 1979 ist Verderber jährlich mit Kollegen beim Bundespäsidenten. "Ich kannte sie alle, von Kirchschläger über Waldheim bis Klestil".
Funktionär aus Leidenschaft
Seit sieben Jahren steht er den Kärntner Rauchfangkehrern als Innungsmeister vor. Verderber, der vier Mitarbeiter hat, bildet keine Lehrlinge mehr aus. "100 Tage im Jahr bin ich unterwegs. Ich wäre ein schlechter Lehrherrr". Wird sein Handwerk und Unternehmen in vierter Generation weitergeführt? "Nein", sagt Verderber und fügt lächelnd an: "Bevor sie unglücklich im Beruf sind, sollen sie machen, was sie freut".
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