Faschingskrapfen
Flaumiger Genuss mit Tradition
Von Hofer bis Spar: Krapfen gibt es überall. Wie halten regionale Bäcker dem stand? Die WOCHE fragt nach.
ST. VEIT, BRÜCKL, WEITENSFELD (chl). Blickt man auf den diesjährigen Krapfen-Test von Falstaff, so schneidet der Hofer-Krapfen mit Platz 4 überraschend gut ab; Platz 7 teilen sich Lidl und Interspar. Wohlgemerkt: Der Test wurde in Wien durchgeführt. Während aber ein Krapfen beim Bäcker ab einem Euro aufwärts zu haben ist, kostet er bei Hofer & Co. einen Bruchteil dessen. Hört man sich unter den Bäckern und Konditoren um, so sind im Bezirk St. Veit die "Billigkrapfen" zwar ein Mitbewerb, aber keine echte Konkurrenz.
Seit 110 Jahren
"Bei industrieller Produktion musst du den Teig der Maschine anpassen, wir behandeln einen Tag wie eine Frau", liegen die Vorzüge eines handgefertigten Krapfens für den Weitensfelder Bäckermeister Hannes Stocklauser "auf der Hand". Nicht von ungefähr hat Stocklauser beim letzten kärntenweiten Krapfen-Test des ORF Kärnten vor 16 Jahren gewonnen. Seit 110 Jahren arbeite man bei Stocklauser an der Qualität der Produkte. "Ich habe viel von meinem Großvater und meinem Vater, aber auch von meinen Lehrherren und Ausbildnern gelernt", ist er dankbar, aber gesteht sich selbst und den Mitarbeitern zu: "Man lernt Jahr für Jahr dazu."
Verantwortung
Wichtig für Stocklauser ist die Verantwortung – gegenüber den Mitarbeitern genauso wie gegenüber dem Produkt und den dazu benötigten Zutaten bzw. deren Herkunft. "Wir kaufen alles, was möglich ist, im Tal", ist Stocklauser ein Freund der kurzen Wege und der regionalen Qualität. Den Faschingskrapfen gibt es bei Stocklauser das ganze Jahr über, in der fünften Jahreszeit werden, je nach Wochentag 600 bis 1.000 Stück gebacken, zum Faschingsausklang am Faschingdienstag sogar 3.000 bis 5.000 Stück.
Beim Falstaff-Voting der beliebtesten Kärntner Bäckereien im vergangenen Herbst belegte die Weitensfelder Bäckerei übrigens Platz 2.
Regional ganz normal
Zutaten aus der Region, soweit möglich, sind auch für den St. Veiter Bäckermeister Martin Vallant eine Selbstverständlichkeit: "Das ist für uns gar nichts so Besonderes, sondern ganz normal." Für den Faschingskrapfen im Speziellen gilt: "Es kommt nur rein, was auch hineingehört, und ich gebe dem Teig die Stehzeit, die er braucht", erklärt Vallant. Großen Wert legt er auch auf die Qualität der Marmelade für die Füllung.
Auch bei Vallant gibt es die Krapfen ganzjährig. "Wie der Reindling, hat sich auch der Krapfen vom saisonalen zum Ganzjahresprodukt gewandelt." Während des Faschings werden rund 500 Krapfen pro Tag gebacken, von Faschingssamstag bis Faschingsdienstag 5.000 bis 6.000 Stück.
Krapfen vom Diskonter sind gewiss einen Konkurrenz, aber viele Kunden entscheiden sich ganz bewusst für einen handgemachten Krapfen. "Kurz vor der Fastenzeit gönnt man sich noch etwas Besonderes. Beliebt sind die Krapfen auch als Mitbringsel ins Büro oder als Aufmerksamkeit von Firmenchefs für die Mitarbeiter."
Mit einem Quäntchen Liebe
Auch Bäckermeister Baldur Taupe bäckt in Brückl seine Krapfen mit – sofern möglich – Zutaten aus der Region. "Gefüllt werden sie mit einer guten österreichischen Marillenmarmelade mit hohem Fruchtanteil, die mein Bruder mit etwas Rum verfeinert", informiert der St. Veiter "Genussschmied" Harald Taupe. "Wir setzen für den Teig noch ein ,Dampferl' an, frieren keinen Teig ein, sondern backen täglich frisch", ergänzt Taupe. Daher seien die Krapfen auch nicht täglich gleich groß, kämen aber dafür mit einem Quäntchen Liebe unserer Mitarbeiter "frisch angezuckert" über den Ladentisch, in die Transportbox oder aufs Teller der Taupe-Cafés in Brückl, St. Veit und Völkermarkt.
Mündige Kunden
300 bis 500 Krapfen täglich sind es während der Faschingszeit, von Faschingssamstag bis -dienstag verlassen 3.500 bis 4.000 Stück die Bäckerei Taupe in Brückl.
Angesprochen auf die Diskonter-Krapfen gesteht Taupe den "aufgebackenen" Krapfen durchaus guten Geschmack zu. Aber: "Wir haben mündige Konsumenten, die darauf schauen, dass sie möglichst gesund essen, darauf achten, woher die Zutaten kommen und ungesunde Konservierungsstoffe vermeiden."
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