Stahlharte Handarbeit für Fassaden der Welt

- In der Schlosserei der Firma Sauritschnig: Harald Brandstätter gibt Gerd Leitner Nachhilfe
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In ganz Europa stehen Glas-Fassaden der Firma Sauritschnig. In St. Veit entstehen die Teile – ich will wissen, wie das geht.
Dritter Teil der WOCHE-Serie: Jobwechsel – Wirtschaftsredakteur Gerd Leitner „geht fremd“.
Mit Leuten wie mir rechnet man in der Firma von Andreas Sauritschnig nicht – das ist mir sofort nach meiner Ankunft klar: Es gibt keine Arbeitsmäntel in Kindergröße. Dann nehme ich eben Konfektionsgröße 50 – für figurbetontes Styling gibt’s hier vermutlich ohnehin keine Prämien. Zum Mantel in wahrgenommener Übergröße kommen Schutzbrille und Handschuhe, und schon geht’s voll ausgerüstet in die Schlosserei.
Hier entstehen die Metallrahmen für Glasfassaden in ganz Europa. Hand anlegen darf ich bei Montageteilen – zirka 220 dieser Rahmen werden in der ersten Produktionstranche gefertigt – für den Soravia-Bürokomplex Towntown im dritten Wiener Gemeindebezirk.
Schlosser Andreas Ott drückt mir die Flex in die Hand. Ich soll alle Unebenheiten, die nach dem Schweißen auf dem Querträger bleiben, beseitigen. „Zwei Minuten pro Teil“, lautet die Zeitvorgabe von Andreas. Und ich verbringe die Erste damit, dem Gerät einen Ton zu entlocken.
Womöglich liegt es ja am übersteigerten Respekt, den ich jedem Teil entgegenbringe, mit dem man problemlos auch Finger abtrennen könnte, aber der Knopf zum Einschalten hakt … Endlich macht das Gerät, was es soll und ich mich über die Schweißnähte her. Fazit: Beim Zuschauen war’s einfacher. Der Kollege fegt elegant über das Metall; bei mir bleiben auch nach einigen Versuchen unschöne Reste übrig.
Mit der „Pistole“ schmelzen
In einer anderen Halle werden Edelstahlbleche geschweißt. Schlosser Harald Brandstätter zeigt mir, wie eine Lüftungsabdeckung entsteht. Ganz einfach: Teile aneinanderhalten und das Metallstangerl mit der „Pistole“ zum Schmelzen bringen. Der Versuch scheitert. Der Schutzhelm ist zwar kleidsam, der guten Sicht aber gar nicht zuträglich. Harald ruft: „Die Spitze direkt in die Naht halten.“ – Ich sehe keine Spitze.
Das Ergebnis ist mäßig
Das Ergebnis ist entsprechend. Das Lot habe ich zu unförmigen Batzen verkocht und die Schweißnaht hält keinem Druck stand. Dafür sind meine Fingerspitzen trotz Handschuhe wegen der starken Hitze beleidigt. – Dass Harald für diese Arbeit keine Handschuhe benötigt, macht mich betroffen.
Nun lässt er mich Aluminium schweißen. Dafür brauch ich kein Lot. „Das ist viel einfacher“, macht er mir Hoffnung.
Tatsächlich! Durch die getönte Scheibe meiner Maske erkenne ich die Spitze des Brenners. Also konzentriere ich mich auf das Führen des Brenners entlang der Naht. Harald schmunzelt über das Ergebnis. – Anstatt die Teile aneinanderzuschweißen habe ich sie mit Löchern versehen. Harald lacht, ich bin wieder unzufrieden.
Wirklich nichts schief gehen kann beim Einziehen der Dichtung. Das zumindest behauptet Fertigungstechniker Christian Lebitschnig. So stehe ich an einem Fassadenteil für die Wiener Siemens-City und quetsche den grauen Schaumstoff-Wurm zwischen Glas und Rahmen. Der Holzkeil hilft mir zwar dabei, allerdings sind meine Handgelenke wohl auch auf diese Arbeit nicht ausgelegt …
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