Lukas Werzer: "In den USA ist alles innovativ und übergroß"
Der St. Veiter Lukas Werzer war drei Wochen mit einem Filmteam in Kalifornien unterwegs.
ST. VEIT (stp). Drei Wochen durch die USA reisen! Für viele die Wunschvorstellung einer Urlaubsreise. Für den St. Veiter Lukas Werzer jedoch eine ganz andere Erfahrung. Als männlicher Hauptdarsteller im Dokumentarfilm "Austria Goes California" traf er in den Staaten Auswanderer aus Österreich und lernte deren Geschichten kennen. Eine Woche vor der Premiere im Wulfenia-Kino spricht er im WOCHE-Interview über Disneyland, XXL-Portionen und "Drive-by-Shootings".
WOCHE: Ihr habt das Geld per Crowd-Funding über das Internet zusammengebracht. Habt ihr euch von Beginn an gedacht, dass ihr die 7.000-Euro-Marke knacken könnt?
Lukas Werzer: Ich bin bei so etwas recht naiv. Ich habe nie daran gezweifelt, dass es nicht funktionieren könnte. Eigentlich war ich eher überrascht, dass es dann doch so knapp war. (Anm.: 7.032 €) Als ich von Regisseur Florian Semmler gefragt wurde, ob ich als Darsteller mitmachen würde, war ich sofort begeistert.
Zuvor schon einmal in Amerika gewesen?
Nein war ich nicht. Zu Beginn war ich eigentlich nur skeptisch, dass wir zu Fünft drei Wochen lang ständig zusammen sein werden - ohne Rückzugsort.
War in den drei Wochen auch Zeit für Freizeit bzw. Sightseeing?
Gesamt hatten wir 2-3 Tage frei. Unter anderem waren wir einen Tag in Disneyland. Das war auch eine Bedingung von mir: Wenn ich mitmache, will ich unbedingt nach Disneyland! Vom amerikanischen Lifestyle haben wir während der Dreharbeiten genug mitbekommen. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass die Arbeit keinen Spaß gemacht hat.
Was war das Besondere an eurem Road Trip?
Wir haben sicher Dinge gesehen, die "normale" Touristen sonst nicht zu Gesicht bekommen. Da es in Kalifornien wenig öffentliche Verkehrsmittel gibt, sind wir mit dem Auto gefahren. Natürlich waren wir in Hollywood oder bei der Golden Gate Bridge auch. Aber darauf liegt nicht der Fokus des Films. Wir hätten zum Beispiel auch Wolfgang Puck interviewen können. Das wollten wir aber nicht, da wir Dinge und Personen zeigen wollen, die nicht jeder kennt.
Ist Auswandern für dich eine Option bzw. haben diese drei Wochen deine Sichtweise darauf verändert?
Da ich Englisch studiere, war es immer schon eine Option für mich ins Ausland zu gehen. Am Anfang der Dreharbeiten war ich voll begeistert, dass man in den USA mit einer einfachen Idee schon viel erreichen kann und akademische Titel - im Gegensatz zu Österreich - praktisch nichts wert sind. Im Laufe der drei Wochen habe ich aber immer mehr gemerkt, dass doch nicht alles so einfach ist. Fast alle Interviewpartner haben uns gesagt, dass man hier definitiv keinen sicheren Lebensabend hat. Daher ist für mich Auswandern in die USA kein Thema.
Was unterscheidet Amerika von Österreich?
Es sind teilweise völlig banale Dinge. Beim Einkaufen ist alles XXL. Man bekommt keine normalen Portionen wie man es aus Österreich kennt. Da fragt man sich nur wer das alles essen soll. In den USA wird auch auf Hausarbeit kein Wert gelegt: Es wird weder zu Hause gekocht, noch geputzt. Die Amerikaner sind allerdings viel offener und haben eher den Mut Regeln zu brechen und Neues entstehen zu lassen. Mir kommt oft vor, dass wir hier in Österreich keine Veränderung wollen.
Was ist dir besonders hängen geblieben?
Wir haben einen Typen in einer Wohngegend gefragt, wie es ihm hier gefällt. Seine Antwort war: "Ja schon. Ich mag zwar die Schießereien nicht, aber sonst ist alles gut." Da denkt man sich auch seinen Teil dazu. Es werden ja auch schon die Kinder in den Kindergärten auf Amokläufe vorbereitet.
Inwieweit warst du an der Post Production des Films beteiligt?
Zusammen mit Lisa Überbacher habe ich die Textsequenzen noch einmal umgeschrieben und für den letzten Schliff gesorgt. Die Off-Texte haben meiner Meinung nach etwas peppiger sein müssen. Mittlerweile ist der Film fix und fertig.
Du spielst auch viel Theater. Ein Unterschied als vor der Kamera zu stehen?
Ja definitiv. Im Theater ist alles live, im Film agiert man nach Regieanweisungen. Man hat als Darsteller deutlich weniger Einfluss auf das Endprodukt als im Theater.
Zur Sache
Der Dokumentarfilm wurde vom Klagenfurter Unternehmen Mediapool durchgeführt. Mittels Crowdfunding wurden von 26 Investoren 7.032 Euro aufgetrieben um die Produktion zu finanzieren. Binnen drei Wochen wurden 22 Stunden Filmmaterial gedreht, 11 österreichische Auswanderer besucht und über 20.000 Kilometer zurückgelegt.
Die Premiere der Dokumentation findet am 10. August (20.30 Uhr) im Wulfenia Kino in Klagenfurt statt.
Lukas Werzer
Geboren am 26.4.1991, lebt in St. Veit bzw. Graz und studiert Latein und Englisch auf Lehramt.
In seiner Freizeit spielt er Theater (Keck und Co., Kultur Marktlücke) und gibt Nachhilfe in Klagenfurt.
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