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Lost Places in Blumau - Neurißhof - vergessene Orte findet man überall in dieser Gemeinde 2021

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Die erste urkundliche Erwähnung von Blumau stammt aus dem Jahr 1380. Unter Kaiserin Maria Theresia fanden erstmals zwischen 1740 und 1780 Besiedlungsversuche statt. In dieser Zeit entstand auch der Namensteil Neurißhof, abgeleitet von neu umgerissenem (= geackertem) Land östlich von Blumau, sowohl für das Dorf als auch für das an dessen Rande gelegene 1847/48 wieder errichtete,am 8. Oktober 1866 brandgeschädigte, dennoch in großen Teilen erhaltene Gehöft (Welt-Icon). Im Wesentlichen erstreckte bzw. entwickelte sich, entlang der Piesting, der Siedlungs- und Wirtschaftsraum zwischen den Gehöften Neuriß Hof sowie dem auf einem schmalen Flurstreifen der Katastralgemeinde Schönau an der Triesting gelegenen Blumauer Hof (ersetzt durch Baulichkeiten auf Hauptallee 10–16, Blumau-Neurißhof, Welt-Icon).

Bis in die ersten Jahre des 19. Jahrhunderts war auf dem zur Herrschaft Schönau gehörenden, ca. 173 ha (300 Joch) großen Strich Landes nichts anderes zu finden als sterbendes, kaum gebornes Gras und Millionen von Heupferden. Erst durch die Initiative von Herrschaftseigentümer Peter Freiherrn von Braun (1758–1819) wurde das Ödland durch den Agrarökonomen Anton Wittmann (1771–1842; ab 1801 auf zehn Jahre Schönauer Herrschaftsverwalter) zu einer Lombardischen Flur, einer von Bewässerungskanälen durchzogenen, durch Baumpflanzungen windgeschützten, fruchtbaren Wiesenkultur, ausgestaltet.

Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Gemeinde durch die Munitionsfabrikation einen wirtschaftlichen Aufschwung.

1891 wurde mit 36 Objekten die k.u.k. Pulverfabrik Blumau, die erste staatliche Munitionsfabrik Österreichs, errichtet. Durch die Einführung des Repetiergewehres im Armeebereich war die Erzeugung eines stärker wirkenden, chemisch homogenen, „rauchschwachen“ Pulvers notwendig geworden. Das für dessen Herstellung erforderliche Ausgangsprodukt, Nitrozellulose, bezog man ab 1892 von einem in Neurißhof durch die Firma A.G. Dynamit-Nobel erbauten Werk (welches 1894 von der k.u.k. Heeresverwaltung übernommen wurde).

Die Entwicklung des neuen Unternehmens schritt rasch voran: u. a. 1899/1900 eine erste Erweiterung, 1897/98 der Bau einer Dynamitfabrik sowie einer Salpetersäurefabrik. Für diese Großanlage wurde militärischer Schutz notwendig, und deshalb errichtete man zwei Kasernen, die Blumauer (heute: Kasinostraße 1) sowie die Salvator-Kaserne (heute: Kasernenstraße 1 und 3).

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte zu einem neuerlichen Ausbau des riesigen Unternehmens, mit über 30.000 Beschäftigten im Jahr 1918. Dem Kriegsende folgte jedoch der Zusammenbruch. Nur die Pulverfabrik wurde „in Eigenregie des Staates mit ca. 100 Arbeitern“ weitergeführt; die Bevölkerung Blumau-Neurißhofs sank auf etwa 2500 Personen.

Um die Jahreswende 1920/21 mietete die Staatsfabrik Blumau die in Neurißhof gelegene Zelluloidfabrik – die zum Zwecke der einheitlichen Verwaltungs- und Betriebsführung für die Dauer des Mietvertrages unter dem Namen „Österreichische Zelluloidwerke Neurißhof“ zusammengefasst wurde und als solche in das Handelsregister beim Handelsgericht Wien einzutragen war.

Am 25. Mai 1922 ereignete sich, durch einen Brand in der Pulverfabrik verursacht, die schwerste Explosion in der Geschichte des Ortes. Mindestens 19 Menschen verloren ihr Leben, und fast an jedem Gebäude des Ortes entstanden Schäden.

1923 gingen Teile des nach der Explosion wiederhergestellten Großbetriebs an die Sprengstoffwerke Blumau AG, an der neben der Republik auch die Skodawerke Wetzler AG (Moosbierbaum) Anteile besaß und dort die Betriebsführung innehatte. Auf Rechnung der Republik wurde hier von der Skoda-Wetzler AG eine TNT-Fabrik (1928), eine Pulverfabrik (1930) und eine Nitroglycerinanlage (1933) errichtet.

Im August 1928 wurden in Blumau die letzten Reste der dort aufbewahrten Giftgasvorräte vernichtet, nachdem die unterirdische Lagerung der Kampfstoffe bereits 1925 Gegenstand einer Debatte im Finanz- und Budgetausschuss des Parlaments gewesen war.

Ab der Wende zu den 1930er-Jahren kam es wiederholt zu polizeilichen Interventionen, als Vertreter der örtlichen kommunistischen Partei öffentliche Versammlungen planten, in der sie gegen die Unternehmeroffensive der staatlichen Sprengstofffabrik Stellung beziehen wollten.

Einem kurzen Aufschwung nach 1938 folgte nach Kriegsende 1945 die endgültige Liquidierung des Unternehmens. Im April 1945 wurde die Munitionsfabrik von den sowjetischen Besatzungsmächten beschlagnahmt und das gesamte Inventar demontiert und abtransportiert. Seither zeugen zahlreiche Hausruinen und übriggebliebene Fundamente vom einstigen Umfang der Ortschaft.

Archiv: © Robert Rieger
Quelle: Wikipedia
Fotos: © Robert Rieger Photography
© Circus & Entertainment Pics by Robert Rieger

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