„Gebet für den Frieden“ in Südtirol: Gedenken an den Ersten Weltkrieg

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(dibk). Im Höhlensteintal, auf halbem Weg zwischen Toblach und Cortina, inmitten des UNESCO-Weltnaturerbes Dolomiten, liegt Landro. Dort fand am 6. September eine große Gedenkfeier zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges an der Dolomitenfront vor 100 Jahren statt. Eine ganze Woche lang gab es geführte Wanderungen zu den Kriegsschauplätzen, verschiedene Konzerte und Filmvorführungen. Den Höhepunkt bildete der gestrige Gottesdienst mit den Bischöfen von Bozen-Brixen, Trient, Belluno und Innsbruck. An der Feier haben auch die Landeshauptleute von Südtirol, Trentino, Belluno und dem Bundesland Tirol teilgenommen.

Muser: Frieden muss gewollt und gesucht werden! Die Friedensarbeit muss weitergehen!

Der Titel der Veranstaltung „Im Krieg getrennt, im Frieden vereint“, machte auf das friedliche Zusammenleben der Nachbarregionen und Sprachgruppen aufmerksam und sollte das Absurdum eines Krieges an der Dolomitenfront zwischen Nachbarn, Freunden, Bekannten und Verwandten nicht vergessen lassen.
„Wenn wir uns heute nachdenklich und betroffen einen Teil unserer eigenen, gemeinsamen Geschichte vergegenwärtigen, dann gilt es, mit Entschiedenheit zu lernen und dafür einzustehen, dass die aggressive Sprache des Krieges für uns keine Alternative und keine Option sein dürfen“, sagte der Bischof der Diözese Bozen-Brixen, Ivo Muser, und fügte an: „Der Frieden muss gewollt und gesucht werden! Die Friedensarbeit muss weitergehen – durch einen jeden und eine jede von uns. Radikalismus, Fremdenhass, Verachtung anderer Kulturen, Sprachen und religiöser Bekenntnisse, nationalistisches Gedankengut, Demagogie und Populismus dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz erhalten. Solche Haltungen sind unverantwortlich und unvereinbar mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild.“

Scheuer: „Die EU kann sich als Solidargemeinschaft profilieren oder an nationalem bzw. eurozentrischem Egoismus scheitern.“

Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer betonte, dass die Heilung des Gedächtnisses wichtig und die Läuterung der Erinnerung von großer Bedeutung sei. Dabei kam er auch auf die aktuelle Situation zu sprechen und betonte: „Die EU kann sich als Solidargemeinschaft profilieren oder an nationalem bzw. eurozentrischem Egoismus scheitern. Eine gemeinsame europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik ist längst überfällig. Und es ist Klartext zu sprechen gegenüber rechten Demagogen, die Angst schüren und Hetze und Gewalt gegen Flüchtlinge betreiben.“

Erzbischof Luigi Bressan von Trient machte darauf aufmerksam, dass ein solches Treffen vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen sei. „Wir haben den Grundstock gelegt und können den Blick nach vorne richten – ganz verwurzelt im christlichen Glauben, der so viel zum Zu- und Miteinander beigetragen hat und beiträgt.“ Bischof Giuseppe Andrich von Belluno sprach ein Friedensgebet von Papst Franziskus.
Am Ende des Gottesdienstes segnete Bischof Muser drei Gedenkkränze, die von den Schützen und den Alpini nach der Feier in die Soldatenfriedhöfe von Toblach, Cortina und Auronzo gebracht wurden.

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