NACHGEDACHT – Die Kindheit Jesu
P. Tobias Koszogovits OFM, Kooperator im Franziskanerkloster Lienz-St. Marien
Das Ordensleben hat auch etwas mit der Wiedergewinnung einer verlorengegangenen Kindheit zutun. Das beweisen die Berichte über die Erscheinung des Kindes Jesus in den Anfangszeiten der Gemeinschaften, z. B. im jungen Klarissenorden oder – noch viel prominenter – beim heiligen Antonius von Padua, der fast immer mit dem Jesuskind im Arm dargestellt wird. Auch der Habit vieler Ordensgemeinschaften erinnert mit seiner Kapuze an die Kleidung von Kindern. Leider ist dieser Aspekt des Ordenslebens heute etwas in den Hintergrund getreten. Vielleicht liegt es daran, dass die Bibel über die Kindheit Jesu bis auf die Geburt und die Episode vom zwölfjährigen Jesus im Jerusalemer Tempel nichts berichtet. Trotzdem war es neben der Passion Jesu gerade das Weihnachtsfest, das den heiligen Franziskus von Assisi stark inspirierte. Bekannt ist seine Nachstellung der Geburt Jesu im italienischen Greccio, die wesentlich zu unserer heutigen Krippenfrömmigkeit beigetragen hat. Der große Ordensgründer, auf den sich die drei großen Franziskanerorden zurückführen, hat die Menschennatur Jesu auch in der unscheinbaren Gestalt des Kindes verwirklicht gesehen und in seinen Ermahnungen daran erinnert, uns immer vor Augen zu halten, dass sich der Sohn Gottes täglich in der Eucharistiefeier wieder zu einem Kind macht, genauso wie er einst vom königlichen Thron herab in den Schoß der Jungfrau kam.
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