Interview mit der Hardcore-Band "Tripsitter" aus Navis
Harte Klänge mit großer Bedeutsamkeit

Harte Schale, weicher Kern: So laut und hart ihre Musik auch klingt, die "Tripsitter" verarbeiten brisante Themen in ihren Lieder und schreien ihre Anschauungen damit in die Welt hinaus.  | Foto: Tripsitter
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  • Harte Schale, weicher Kern: So laut und hart ihre Musik auch klingt, die "Tripsitter" verarbeiten brisante Themen in ihren Lieder und schreien ihre Anschauungen damit in die Welt hinaus.
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NAVIS (lg). Die Naviser Hardcore-Band "Tripsitter" ergatterte einen amerikanischen Labeldeal und geht auf große Tour quer durch Europa. Hinter den harten Klängen stecken vier mutige Männer, die viel zu sagen haben. 

BEZIRKSBLÄTTER: Seit wann gibt es euch als Band und wie habt ihr euch kennengelernt?
MEINHARD: Es war 2013, da haben wir angefangen Lieder zu schreiben. Vorher haben wir spaßhalber zusammen ein bisschen gejammt. 
CHRISTOPHER: Wir kennen uns seit der Pubertät. Wir haben das große Glück eine Band zu sein, die schon ewig lang befreundet ist. Wir sind kein zusammengewürfelter Haufen, wie viele andere Bands. Wir sind auf einer Wellenlänge, deshalb funktioniert es so gut.
BB: Jetzt ist euch ein sensationeller Deal mit dem großen amerikanischen Label "Prosthetic Records" gelungen. Wie kommt eine Band aus Navis dazu?
MEINHARD: Wir haben seit zwei Jahren einen Manager aus England, den Jack Rogers. Er ist wegen einem Online-Video zum Lied "Metamorphose" auf unser aufmerksam geworden. Jack hat uns angeschrieben und gefragt, ob wir einen Manager brauchen. Seither macht er für uns Konzerte aus, Touren und managt alles. Wir haben dann unser Album geschrieben und uns für dieses Label aus Los Angeles entschieden, auch weil wir da mit unserer Musik am meisten herausstechen. 
BB: Fallt ihr unter das Genre "Hardcore"?
MEINHARD: Das ist schwer zu sagen. Wir selber wollen eigentlich gar kein Genre haben. Wir wollen nur unseren Sound machen. Es wird alles viel zu viel kategorisiert.
BB: Bleibt der Sound oder ändert er sich stetig?
MEINHARD: Es wird sich im nächsten Album sicherlich ein bisschen ändern, aber der Vibe bleibt der gleiche. 
CHRISTOPHER: Das Düstere wird immer bleiben. Dadurch, das sich jeder weiterentwickelt, verändert sich der Sound auch dementsprechend. Auch die Themen ändern sich.
BB: Verarbeitet ihr eigene Themen in euern Liedern?
ALEX: Ja, vor allem im neuen Album. Wir haben alle vier Phasen hinter uns, in denen es einem nicht so gut gegangen ist. Und die Musik ist ein gutes Portal, das zu verarbeiten. 
HUBERT: Das ist unsere Ausdrucksform, unser Ventil.
BB: Dieses Hinaus-Schreien gehört zu euch dazu?
MEINHARD: Ja genau. Ich glaube, das auch die Konzertbesucher sich mit verschiedensten Dingen auseinandersetzen wollen. 
CHRISTOPHER: Es geht manchen ziemlich an die Substanz. Wir haben schon Konzerte gehabt, in denen die Leute weinen und heftige Emotionen zeigen. Das ist für uns schön zu sehen, dass wir die Leute berühren. Wir haben alle die gleiche Grundeinstellung zum Leben. Tiefen und Höhen gehören dazu. 
MEINHARD: Das Album schlägt ebenfalls einen Bogen, macht am Ende aber Hoffnung. 
ALEX: Es macht Kurven wie das Leben.
BB: Seid ihr manchmal heiser vom Schreien?
MEINHARD: Nicht mehr. Am Anfang war das schwer, mir wurde schwarz vor Augen. Tatsächlich hat sich über die Jahre meine Stimme so entwickelt, das es mir jetzt nichts mehr ausmacht. 
CHRISTOPHER: Du bist da auch ein echtes Ausnahmetalent. 
MEINHARD: Wenn wir jetzt dann drei Wochen auf Tour sind im Frühjahr, da werden wir sehen ob die Stimme hält, so lange waren wir auch noch nicht unterwegs. 
BB: Tretet ihr auch in der Heimat auf?
HUBERT: Am 18. Mai spielen wir in Innsbruck in der Jungen Talstation, zusammen mit "Abandofworry" und "Symmetry". 
BB: In Österreich ist die Szene recht klein, warum? Auf eurer Russland-Tour war der Andrang im Vergleich dazu riesig. 
CHRISTOPHER: Man muss dazu sagen, dass es einfach ein Sub-Genre ist, diese Art von Musik hören nicht so viele Leute. Es ist nicht populär genug. 
HUBERT: In Österreich kommt unsere Musik teilweise nicht so gut an, in Deutschland und England gibt es eine große Szene, in Amerika und eben im Osten, wo wir schon öfter gespielt haben. 
ALEX: In Tirol hat es einmal eine kleine Szene gegeben, im Stubaital genauer gesagt. Das waren auch die Vorreiter für unseren Sound.
MEINHARD: Im Stubai waren damals sicherlich fünf Bands, die nur Hardcore gemacht haben. Uns hat das definitiv geprägt. 
ALEX: Unser Sound hat sich dann heraus entwickelt. Wir haben viel von dieser harten Musik gehört, aber auch ganz ruhige. Dieser Gegensatz macht es aus. 
HUBERT: Textlich setzen wir uns viel mit gesellschaftlichen Themen auseinander. Wir sind Typen, die über alles nachdenken. Egal ob Flüchtlingskrise oder Menschenrechte. 
MEINHARD: Harcore hat sich ja aus dem Punk heraus entwickelt. Da wird eine eigene Ideologie gelebt. Jeder ist gleich. Mensch ist Mensch. Es gibt keine Unterschiede. Bei den Konzerten spürt man das. 
CHRISTOPHER: Da steht die Menschlichkeit an erster Stelle. Und genau das meint man bei dieser Musik nicht. 
BB: Wie verbindet ihr das Musikerleben mit euren Jobs?
CHRISTOPHER: Zeitlich wird das immer schwieriger. Aber irgendwie klappt das schon. Wenn es deine Leidenschaft ist, bringt man das hin. Stressresistent muss man sein, der Urlaub gehört der Musik. Aber genau so wollen wir ja leben. 
ALEX: Man muss halt den Beruf an die Band anpassen und nicht umgekehrt. Wenn man es so weit geschafft hat, muss man auch mutig sein.
CHRISTOPHER: Mittlerweile geht es ja auch um Verträge und Geld, da kann man auch nicht mehr kurzfristig absagen. 
ALEX: Die Erfahrungen, die wir gewinnen, sind unglaublich. Ich  möchte nicht mit 50 dann dasitzen, und bereuen, es nicht gewagt zu haben.
MEINHARD: Wir haben so viel sehen dürfen. Das ist ein Abenteuer. Die erste Tour war noch scheiße. Teilweise lebensgefährlich, da gehen wir jetzt nicht näher drauf ein (lacht). Im Ausland sind wir aber immer auf sehr freundliche Leute gestoßen. 
ALEX: Bei uns haben viele ihren Tunnelblick, leben mit Scheuklappen. In Russland, wo wir auf Tour waren, waren die Leute so offen und herzlich, obwohl sie teilweise in großer Armut leben. 
BB: Welche Träume habt ihr für die Zukunft?
MEINHARD: Unser größter Traum war es, auf einem Festival zu spielen. Vor zwei Jahren haben wir dann beim Novarock gespielt. Jetzt müssen wir uns auflösen, Traum erfüllt (lacht). Nein, eigentlich ist alles ganz geil, so wie es ist.
CHRISTOPHER: Eine Amerika-Tour wäre ein Hit, oder Japan. 
MEINHARD: Jetzt kommt erst mal unsere Tour mit der bekannten Band "Polar". Das wird eine ganz neue Erfahrung. 
BB: Für was stehen die Masken am Albumcover?
MEINHARD: Das Cover ist gestellt als Familienportrait. Einerseits schön, zugleich aber auch hässlich. Das Album heißt ja "The Other Side of Sadness". Der Sound hat das auch in sich, diese Gegensätze.
BB: Habt ihr die Texte selbst geschrieben?
MEINHARD: Jeder von uns hat drei Texte geschrieben. 
ALEX: Auch die Videos, die Kostüme und eben die Masken haben wir selber gemacht. Das ist viel Arbeit, aber genial. 
MEINHARD: Das Album haben wir auch live aufgenommen. Wir wollten, das es roh klingt und authentisch. Dieses Feeling hört man am Album.

Harte Schale, weicher Kern: So laut und hart ihre Musik auch klingt, die "Tripsitter" verarbeiten brisante Themen in ihren Lieder und schreien ihre Anschauungen damit in die Welt hinaus.  | Foto: Tripsitter
Vom Albumcover "The Other Side of Sadness" lacht der junge Naviser Nachwuchsschauspieler Diego Peer neben vier symbolischen Masken vom etwas anderen Familienportrait.  | Foto: Tripsitter
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