Fazit am Stubaier Gletscher: "Panik wäre übertrieben!"

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„Wir werden oft gefragt, wie sich schneearme Winter am Stubaier Gletscher auswirken. Deswegen wollen wir heute zu diesem Thema informieren“, so der Vorstand der Wintersport Tirol AG, Reinhard Klier, der neben Pressevertretern auch zwei hochkarätige Fachleute für Expertisen geladen hatte.

NEUSTIFT (tk). Den Anfang machte Karl Gabl, Leiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Regionalstelle Tirol und Vorarlberg. Der Experte sprach über Neuschneemengen, globale Temperaturerhöhung und deren Auswirkungen auf den Skitourismus. „Ich bin kein Forscher, kann aber aufzeigen, was gemessen wurde und wird – bringe also einen Tatsachenbericht“, stellte Gabl gleich klar, dass seine Ausführungen nichts mit Spekulationen zu tun haben. Fakt ist, dass es seit den 1970ern mit dem Jahresmittel kontinuierlich bergauf geht: „Die Winter sind meist deutlich zu warm und sind auch anders gestaltet als vorher. In Innsbruck etwa, haben die Neuschneemengen deutlich abgenommen, in höheren Lagen aber schneit es nicht weniger – im Gegenteil: Während es inneralpin zwar etwas trockener wurde, haben die Neuschneemengen speziell bei uns zuletzt sogar zugelegt!“ Dass Tirol der Schnee ausgeht, ist laut dem Meteorologen also nicht zu befürchten: „Hierzu sind keine signifikanten Trends erkennbar.“

Kein Bangen um den Skibetrieb!
Ähnlich „beruhigend“ Andrea Fischer. Sie betreibt glaziologische Forschung am Institut für Meteorologie und Geophysik an der Innsbrucker Uni sowie Gebirgsforschung am Institut der österr. Akademie der Wissenschaften und war maßgeblich an der Entwicklung des „Vlies-Programmes“ für das Königreich des Schnees beteiligt. „Die Gletscher passen sich ans Klima an. Sie stabilisieren sich auch, wenn es wärmer ist“, so die Fachfrau. „Wir reden viel von Rückgängen, es gibt aber auch Vorstöße und zum Beispiel in den 1940er Jahren hatten wir bereits Temperaturen wie jetzt, das ist also nichts Einzigartiges! Außerdem muss man längere Zeitspannen betrachten, anstatt für Berechnungen jeweils nur wenige Jahrzehnte heranzuziehen. Folgen längerfristig wieder kältere Perioden, hält sich alles problemlos das Gleichgewicht.“ Inwieweit der Mensch die momentane Klimaerwärmung mittels CO2-Ausstößen beeinflusst, wollte Fischer nicht beurteilen: „Es gibt solche und solche Ansichten.“ Vor allem, um für den Skibetrieb neuralgische Stellen zu schützen, wird am Stubaier Gletscher seit einigen Jahren Vlies ausgelegt.

Gletscherschutz: Schnee, den man erhält, muss nicht gemacht werden
Es schützt Schnee und Eis nicht nur vor der Sonneneinstrahlung, konserviert also, sondern mit dieser Methode kann man Gletscher sogar wieder aufbauen – aufwändig, aber effizient! Laut Reinhard Klier kommt das Vlies in etwa so teuer, wie es künstlicher Schnee tun würde, allerdings könnten die Leitungen für eine Beschneiung im sich bewegenden Gletschereis gar nicht verlegt werden. In Summe deckt man nur ein Prozent der Pistenfläche ab, trotzdem werden wir im hinteren Stubai noch mehrere Dekaden lang Wintersport betreiben können: „Die Gletscher schrumpfen, das stimmt – am deutlichsten ist das an den Zungen zu sehen, die sind es auch, die immer fotografiert werden – überleben uns aber alle. Skifahren hat Zukunft!“, so Fischer.

Pistenchef Walter Müller dazu: „Früher haben wir uns keine Gedanken zum Gletscherschutz gemacht, sondern eher Angst gehabt, dass die Schneemassen die Stationen verschieben! Jetzt decken wir ab, es ist viel Arbeit, aber es lohnt sich!“ Acht Leute sind dafür im Einsatz und schaffen einen Hektar pro Tag – insgesamt werden 14 ha bearbeitet, das sind in etwa 100.000 m2. Zusätzlich dazu werden auch Schneedepots angelegt. In Zeiten der „Klimahysterie“ kam Klier unterm Strich also zu einem relativ erfreulichen Fazit: „Die Auswirkungen sind beherrschbar, es gibt keinen Grund, in Panik auszubrechen und würde der Gletscher nicht mehr existieren, könnten wir ‚normalen‘ Skibetrieb anbieten. Auch das wäre zu verschmerzen.“

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