Mehr als nur Gerüchte im TVB

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NEUSTIFT. Zwei Wochen nach der Entlassung von Geschäftsführer Hansjörg Pflauder lässt die damit angestrebte Ruhe im Tourismusverband auf sich warten. In diesem Bereich, in dem vieles hinter vorgehaltener Hand kursiert, aber nur wenige bereit sind, ihre Meinung offen zu sagen, brodelt die Gerüchteküche munter weiter.
Vor ungefähr zwei Monaten ist ein Brief der Tourismusabteilung des Landes, in dem die Abberufung Pflauders gefordert wurde, an die Öffentlichkeit gelangt. Zu diesem Zeitpunkt stellte sich der Vorstand noch hinter seinen Geschäftsführer. „Plötzlich wurde ihm ein Persilschein ausgestellt“, wundert sich der Leiter der Abteilung, Gerhard Föger. Nach seinen Angaben sei es überdurch-schnittlich häufig vorgekommen, dass er Anrufe aus dem Umfeld des TVB Stubai erhalten habe. Angefangen von einfachen Mitgliedern über Mitarbeiter und Vorstände bis zu Aufsichtsräten hätten sich bei ihm gemeldet, um Rechtsauskünfte zu erhalten oder einfach nur, um ihren Unmut zu äußern. „Je häufiger so etwas passiert, desto mehr merkt man, dass etwas nicht stimmt“, so Föger.

Nach der Entlassung Pflauders erklärte Obmann Sepp Rettenbacher den BEZIRKSBLÄTTERN: „Das Zusammenspiel zwischen Marketing und Geschäftsführung war nicht, wie es sein soll. Deshalb haben wir uns für einen Neustart entschieden.“ Eine detailliertere offizielle Stellungnahme des TVB blieb aber, obwohl angekündigt, aus. Auch Mitarbeiter und Funktionäre wollten keine weitere Stellungnahme abgeben. Aber der Fulpmer Hotelier, Vizebürgermeister und TVB-Aufsichtsrat Johann Deutschmann konnte sich zu einer klaren Aussage durchringen: „Da ist es um verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Interessen gegangen. Eine Gruppe um Pflauder, die beim Marketing eher eine bestimmte Firma (Sartori & Thaler, Anm.) bevorzugt, eine Gruppe, die beim Marketing eher die Autonomie des TVB sehen will, aber auch die geographischen Gruppierungen, also vorderes und hinteres Stubaital, haben unterschiedliche Interessen.“ Das sei auch der Grund gewesen, weshalb Herbert Hofer, der als Vorstand mit den Marketingagenden betraut war, zurückgetreten ist.

Hier wäre die Aufgabe eines Geschäftsführers, neutral die Interessen aller Gruppierungen zu vertreten. Diesen Eindruck habe Pflauder nicht gemacht. Vor Jahren habe der TVB entschieden, das Marketing autonom zu organisieren. Unter Pflauder seien laut Deutschmann aber trotzdem viele Aufträge auch ohne Ausschreibung, einen Beschluss des Vorstandes oder einer Absegnung des Aufsichtsrates direkt an Sartori & Thaler übergeben worden. „Ich möchte nicht sagen, dass Andrea Sartori das schlecht macht, sie ist sehr gut. Aber wenn man eine eigene Marketingabteilung hat, muss diese eben selbst entscheiden können oder man lagert es komplett aus. In diesem Fall muss aber ausgeschrieben werden und der Aufsichtsrat entscheidet“, erklärt Deutschmann. „Wie der Geschäftsführer in der Vergangenheit vorgegangen ist, zeigte eine schiefe Optik“, bedauert der Aufsichtsrat.

Immer wieder wird von verschiedenen Seiten darauf hingewiesen, dass Andrea Sartori selbst in der Vergangenheit den TVB Stubai, beziehungsweise die Marketingabteilung, geleitet hätte. Dies würde die schiefe Optik verstärken. „Da bringen die Leute in meiner Lebensgeschichte etwas durcheinander“, erklärt Sartori gegenüber den BEZIRKSBLÄTTERN: „Ich war beim Talverband Stubai!“ Die geschäftliche Zusammenarbeit mit dem TVB sei immer „absolut korrekt gewesen“, was auch regelmäßige Kontrollen bestätigt hätten.

Pflauder selbst war trotz mehrmaliger Versuche der BEZIRKSBLÄTTER nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Sowohl Land als auch viele Betroffene erhoffen sich durch die Nachbesetzungen klare Verhältnisse im TVB. Bisher ist der Posten des Geschäftsführers nicht nachbesetzt worden, erklärt Rettenbacher: „Wir sind dabei, es in die Hand zu nehmen und haben es an eine Agentur übergeben.“ Auch was den vakanten Vorstandsposten betrifft, hat der Aufsichtsrat bis Redaktionsschluss keine Entscheidung getroffen.

Laut Föger werde es Zeit, dass der Verband, „der zu den vier großen in Tirol gehört“ (von 34 TVBs, Anm.), wieder zur Ruhe findet. „Irgendwann muss man sich doch vor die Mitglieder stellen“, weist Föger auf die nahende Vollversammlung des TVB Stubai im Herbst hin.

KOMMENTAR:
http://regionaut.meinbezirk.at/pfons/politik/kommentar-was-man-versteckt-zieht-die-blicke-an-d238847.html

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