Frei im Theater

Beiträge zum Thema Frei im Theater

Norma Desmond (Maya Hakvoort) lebt seit Jahrzehnten in ihrer eigenen Hollywood-Vergangenheit und damit in einem Wahn, den ihr vermeintlicher Butler Max (Erwin Belakowitsch) unter allen Umständen für sie aufrecht erhält und dem jungen Drehbuchautor Joe Gillis (li., Andrea De Majo) letztlich zum Verhängnis werden wird. | Foto: Birgit Gufler

Frei im Theater: Sunset Boulevard
Ganz großes Kino

Keine Frage: Sunset Boulevard ist schon als Film-Story schillernd, abgründig, eine grandiose und gnadenlose Abrechnung mit dem heuchlerischen Machwerk Hollywood. Das Stars in den Himmel jubelt und ebenso unerbittlich wieder ausspuckt. Ein ebenso krankes wie skrupelloses Machtgefüge, das wenig verwunderlich auch entsprechende Persönlichkeitsstörungen anzieht und befördert. Da trifft Realitätsverweigerung auf Scheinwelt, Macht auf Abhängigkeit, Glamour auf Prekariat, Ehrgeiz auf Haifischbecken....

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In der von Julia Jenewein konzipierten Performance Kein.Mutter.Land zeigen Katarina Hauser und Elena-Maria Knapp ungeniert und süffisant auf,  dass Frauen im gebärfähigen Alter nach wie vor auf Reproduktion getrimmt sind. | Foto: Alena Klinger
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Frei im Theater: Kein.Mutter.Land - SONNE
Ein Hoch auf die Performance

In unserer überangepassten Deepfake-Welt, in der sich alle so nach Wahrhaftigkeit sehnen, ohne sie dann womöglich auch auszuhalten, sind kritisch-kluge Performances, die unsere Seh- und Denkgewohnheiten herausfordern, ein geradezu notwendiges Korrektiv. Daher an dieser Stelle zwei unbedingte Empfehlungen: 1. Kein.Mutter.Land von Julia Jenewein Julia Jeneweins Performance, die noch am 6. und 7. Juni in der BALE sowie am 29. Juni im Rahmen von „Theater unter Sternen“ im Zeughaus zu sehen sein...

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Ihr Seelenschmerz geht unter die Haut: Ines Stockner in Sarah Milena Rendels berührendem Monolog „Kein Dreck“, in dem sie der Migrantin Talia eine Stimme gibt.  | Foto: Nuran Yildirim-Bauschke

Frei im Theater: Kein Dreck
Eine Stimme unter vielen

Sie wollte eigentlich englische Literatur studieren. Nun ist Talia eine Illegale, hier wie dort, und putzt anderen den Dreck weg. Selbst wenn sie jetzt ohne Angst schlafen kann, spürt und erfährt sie doch täglich, dass sie für viele hier nur Dreck ist. „Mein Ich hat kein Platz in eurem Wir“. Herbert Schnöller, der engagierte Leiter des Theater 7ieben & 7iebzig in der Gumppstraße 77 hat sich für seine aktuelle Theaterproduktion Sarah Milena Rendels berührenden Monolog „Kein Dreck“ ausgesucht....

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Ein hinreißendes Duo: Katarina Hauser und Wiltrud Stieger als Patrick und Sabrina in Anne Clausens Kinderstück "Mein Freund Patschert".   | Foto: Victor Malyshev
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Frei im Theater: Mein Freund Patschert
Freundschaft auf den zweiten Blick

Er heißt Patrick – und wenn ihm keiner zusieht, erobert er sich voller Fantasie seine ganz eigene bezaubernde Bühne. Im normalen Leben hat er es schwer. Er stößt überall an und wird im Turnunterricht regelmäßig zur Lachnummer, weil er dann aussieht wie ein hässlicher Tintenfisch. Meint seine Schulkollegin Sabrina, die ihn deshalb kurzerhand Patschert nennt. Bis sie irgendwann von ihm aus einer peinlichen Situation ‚gerettet‘ wird und sich daraufhin mit der ihr eigenen Hartnäckigkeit um seine...

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Rache gebiert Monster. Bernhard Aichner hat dieses menschliche Grundmotiv auch in seinem ursprünglich als Hörspiel konzipierten Stück "Meine Weste weiß“, das aktuell mit Brigitte Jaufenthaler und Hans Danner im Kellertheater zu sehen ist, ausgiebig beleuchtet.  | Foto: Gabriele Grießenböck

Frei im Theater: Meine Weste weiß
Krimispannung im Kellertheater

Wo Bernhard Aichner drauf steht, ist handwerklich exzellente Krimi-Suspense garantiert. Da klappt die Fanbase schon mal kurz den aktuellen Schmöker zu und strömt so wie derzeit zu „Meine Weste weiß“ mit Brigitte Jaufenthaler und Hans Danner ins Kellertheater. Florian Eisner hat das bereits 2012 von Martin Sailer produzierte Hörspiel als ein gut getimtes und spannungsreiches wechselseitiges Tarnen und Täuschen inszeniert. Mit wie viel vermeintlicher Empathie sich Jaufenthaler als Kommissarin...

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Bei dieser fantastisch-rebellischen Show von Maria Jöchl und Belinda Miggitsch gemeinsam mit dem Jimi Jazz Orchester und Carmen Gratl als hinreißend subversiver Conférencière durfte natürlich ein Barbie-Zitat nicht fehlen:  und die sich durch die Szenerie hantelnden Kens hatten ebenfalls sichtlich Spaß an ihrem Ryan-Gosling-Auftritt.  | Foto: Dino Bossnini
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Frei im Theater: Jimi Jazz Orchestra
Eine herrlich rebellische Show

Da sage einer noch, Feminismus sei spaßbefreit. Alles eine Frage der Perspektive. In der laut Eigendefinition rebellischen Show des Jimi Jazz Orchestra „Komm schon! Du willst es doch auch“, angeführt von der fantastischen Jazz-Sängerin Maria Jöchl (eine Weltklassestimme) und der Klarinettistin Belinda Miggitsch, das anlässlich des Internationalen Weltfrauentages im Treibhaus erneut zu sehen war, wurde tatsächlich nichts ausgespart, was zu diesem Thema dringlich gesagt werden muss. Ob...

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Eine andere Art der Familienaufstellung:  das grandiose Ensemble der Uraufführung von Meriel Schindlers biografischer Erzählung "Café Schindler" im Großen Haus des TLT. V. li. n. re: Marion Reiser, Philipp Rudig, Cansu Şîya Yıldız, Julia Posch, Sara Nunius, Christoph Kail, Tommy Fischnaller-Wachtler. | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Café Schindler
Ein schillerndes Mahnmal

Was für eine Geschichte. Es zieht einen regelrecht hinein in Meriel Schindlers Buch „Café Schindler“, wie sie akribisch und empathisch, glasklar und unmissverständlich in der Benennung dessen, was war, über die Jahrzehnte hinweg die Wahrheit zu ergründen sucht. Über die Menschen auf den Bildern in den dreizehn Familienalben, die ihr neben den zahllosen Erinnerungen an eine unruhige Kindheit und Jugend mit ihrem so exzentrischen und vollkommen aus dem Tritt geratenen Vater Kurt geblieben waren....

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Begeistern mit einer starken Ensembleleistung in Irmgard Lübkes stringenter Inszenierung von Nino Haratischwilis Episodenstück "Zorn": v. l. n. r. Peter Schumacher, Andrea Praxmarer, Markus Pinter, Antje Weiser, Sandro Gusmerotti, Maren Menzel,  Patrick Grill, Verena Rosenauer.




 | Foto: Christoph Tauber
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Frei im Theater: "Zorn" im Westbahntheater
Die Linien, die uns verbinden

Das Westbahntheater wagt sich mit „Zorn“ der vielfach ausgezeichneten georgisch-deutschen Dramatikerin und Regisseurin Nino Haratischwili erneut an ein grandioses Ensemblestück, das einerseits den ganz unterschiedlichen Ausformungen von Zorn und Verzweiflung in acht Menschen nachgeht und dabei Stück für Stück deren zufällige oder auch schicksalshafte Verbindungslinien offenlegt. Kongeniales Mutter-Tochter-Gespann In leuchtendem Orange und ähnlich wie in Lars von Triers „Dogville“ umrandet...

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Lassen die dramatischen Wendepunkte in ihrem  Leben aus den Trümmern der Geschichte auferstehen: Beate Palfrader und Madeleine Weiler in Markus Plattners symbolstarker Inszenierung von Lida Winiewiczs Erinnerungsstück „Späte Gegend“. | Foto: Sylvia Sivi

Frei im Theater: Späte Gegend
Ein aufwühlender Abend wider das Vergessen

Fast zehn Jahre lang war „Späte Gegend“ von Lida Winiewicz in der Kultbesetzung Ruth Drexel und Christine Ostermayer stets krönender Abschluss der Tiroler Volksschauspiele. Für das erstmals 1993 am Volkstheater uraufgeführte Stück hatte Winiewicz ihren gleichnamigen Roman, in dem sie eine Kleinhäuslerstochter aus ihrem Leben zwischen Erstem Weltkrieg bis herauf in die Sechzigerjahre erzählen lässt, noch um den Text einer Städterin erweitert. Darin hat sie vermutlich ihre eigene Geschichte...

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Eröffneten den InnStrumenti-Uraufführungsabend zum Thema "Erneuerbare Energien" im Haus der Musik mit einer fast zen-haft anmutenden Performance: Schlagzeuger Charlie Fischer und Gunter Schneider in der von Schneider kreierten psychoakustischen Hörpartitur "recycling structures für zwei improvisierende Solisten und Kammerorchester". | Foto: Amir Kaufmann
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Frei im Konzert: Komponist:innen unserer Zeit
Musikalische erneuerbare Energien

Was für ein Konzertabend! Da sage einer noch, zeitgenössische Musik sei nur sperrig-verkopft und nicht dazu angetan, unsere Vorstellungskraft zu entzünden und uns mit fassbaren Bildern und Gefühlen emotional zu packen. Das mittlerweile 23. InnStrumenti-Uraufführungskonzert der Reihe „Komponist:innen unserer Zeit“ am Samstag, 2. März, im Haus der Musik hat diese Annahme, dieses Vorurteil in jedem der fünf aufgeführten Stücke begeisternd widerlegt. Und das, obwohl hier Komponist:innen dreier...

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Groß in jeder kleinsten Regung: Lisa Hörtnagl spielt alle Facetten dieser vielschichtigen archaischen Figur Medea aus. Jason (Markus Oberrauch) verkennt in seiner Selbstüberschätzung, dass sich eine Frau wie Medea nicht einfach so abschütteln lässt.  | Foto: Grießenböck
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Frei im Theater: Medea
Atemberaubender Klassiker im Kellertheater

Was, wenn sich der beste aller Ehemänner, auf dessen Seite man sich aus blinder Liebe schlug, für den man selbst auch zur Täterin wurde, als ganz kleines windiges Licht herausstellt. Als ein sich selbst überschätzender Opportunist, der seine jeweiligen Partnerinnen schlichtweg nur für sein eigenes Fortkommen nutzt. Und auch noch vorgibt, dass er sich nur deshalb zur jungen schönen Königstochter ins Bett legt, um seinen im Flüchtlingslager zurückgelassenen Kindern eine bessere Zukunft zu...

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Eine junge selbstbewusste Nestroy-Aneignung: Marion Reiser (Ratsdiener Klaus), Tommy Fischnaller-Wachtler (Ultra) und Pasquale di Filippo (Sigmund) in Moritz Franz Beichls Inszenierung der 1848er-Revolutionsposse "Freiheit in Krähwinkel" in den Kammerspielen.  | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Freiheit in Krähwinkel
Ein junger cooler Nestroy

Das sitzen sie also in der weißkalten Wartehalle ihres (Schauspieler:innen-)Lebens, in einem gänzlich uncoolen Jeans-Alltags-Look (Ausstattung: Monika Rovan), haben sich, wie es scheint, nahezu alle in der selbstauferlegten Stille eingerichtet, bis auf den einen mit der Gitarre und die später Dazugestoßene. Die einzige vorhandene (Tages-)Zeitung ist vergeben, aber ausgerechnet Reclamhefte sind in Fülle da: Nestroys 1848er-Revolutionsposse „Freiheit in Krähwinkel“, die er damals im Affentempo...

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Alles eine Frage des Timings: so eine Fleisch-Wurst-Nudelsuppe, will sie ihren Grünmandlschen-Überlebenszweck erfüllen, sollte schon genau nach Rezept zubereitet werden V.l.n.r. die formidablen bunt-beanzugten Grünmandl-Substitute Marie-Therese Futterknecht, Christoph Kail, Philipp Rudig, Kristoffer Nowak, Ulrike Lasta, Petra Alexandra Pippan, Julia Posch. | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Otto Grünmandl im TLT
Von Wappenadlern, die kein Schwein nicht sein können

„Politisch bin ich vielleicht ein Trottel, aber privat kenn ich mich aus.“ Wer im Treibhaus kulturell sozialisiert wurde oder zumindest gelegentlich dort ist, hat diesen vielleicht Grünmandlschen aller Sätze längt internalisiert: Als er vom herrlichst bunt beanzugten Ensemble mit obligatem Musterpullunder drunter und einheitlich frisiert mit stylish-grauem Seitenscheitel (Kostüme: Alexia Engl) gleich mal am Anfang formvollendet deklamiert wird, weiß man längst: Das wird jetzt ein Heimspiel, ein...

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Führten gemeinsam durch das Neujahrskonzert 2024 des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck: Neo-TLT-Intendantin Irene Girkinger und Dirigent Gerrit Prießnitz. | Foto: Chó/wefeel.art
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Frei im (Neujahrs-)Konzert: TSOI und InnStrumenti
Zwischen Glamour und Lässigkeit

Das neue Jahr wird hierzulande mittlerweile sogar von zwei Tiroler Neujahrskonzerten eingeläutet: von jenem des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck und jenem des Tiroler Kammerorchesters InnStrumenti. Beide setzten heuer auf Broadway-Glamour, doch bei InnStrumenti pflegt man seit jeher auch unbeschwert-vergnügten Crossover. Kein Neujahrstag ohne den zwischen Überschwänglichkeit und Melancholie mäandernden Donauwalzer und schon gar nicht ohne die klatschende Selbstvergewisserung beim...

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Bieten in ihren von Ausstattungsgroßmeisterin Esther Frommann genähten überquellenden "Nackedei-Kostümen" schlichtweg eine fantastische Performance  als die vier Dauergrantscherben von der Parkbank:  Frederick Redavid, Ute Heidorn, Carmen Gratl, Oliver Burkia. 
 | Foto: Benedikt Grawe
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Frei im Theater: Alltagsg'schichtn
Die österreichische Seele

Wenn die Hintern Platz haben, dann haben es die Köpfe auch, pflegte meine Großmutter immer zu sagen. So richtig verstanden hab ich ihren Spruch nie – bis ich diese vier zur Kenntlichkeit mit nackt-überquellender Körper(schaumstoff)fülle und blonder Waschen-Legen-Perücke ausgestatteten Einheitswesen am Abend des Dreikönigstags – gewissermaßen zur besten Sendezeit - zusammengepfercht auf einer roten Parkbank auf der Treibhausbühne sah. Alltagsrassismus und Lebenshunger Wo sie sinnigerweise gleich...

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Boten im Brux mit "alter" eine grandiose  „introspektive Zirkusperformance“: die beiden jungen Künstlerinnen und Akrobatinnen Charlotte Le May und Verena Schneider von Cie Kumquat.  | Foto: Alena Klinger
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Frei im Theater: alter
Zeitgenössischer Zirkus im Brux

Zuweilen sind die künstlerischen Koinzidenzen in dieser Stadt schon richtig erstaunlich. Denn nur einen Tag vor der „Safe Ground“-Premiere in den Kammerspielen war mit „alter“ im Brux eine nicht minder eindrückliche tänzerisch-artistische Stückentwicklung von Cie Kumquat vom Verein Freifall zu sehen. Hinter Cie Kumquat stehen die beiden jungen Künstlerinnen und Akrobatinnen Verena Schneider und Charlotte Le May, die gemeinsam an der renommierten Zirkusschule Ésacto’Lido in Toulouse studiert und...

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Intro zu einem herausragenden Tanzabend: zu der eigens für diese Produktion komponierten Musik von Nenda und Thomas Krug gewähren die sechzehn Tänzer:innen des neu formierten Tanz-Ensembles am Tiroler Landestheater bewegte und bewegende Einblicke in ihre Lebensläufe und Werdegänge.  | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Safe Ground
Performance mit Tiefgang

Als neue bunte Vogel-Spezies, die sich hier in der Stadt niedergelassen habe, stellte sie uns Armin Wolf in den „Vier Jahreszeiten“, der ersten Produktion des neuen TLT-Tanzdirektoren-Duos Marcel Leemann und Stefan Späti vor – die Tänzer:innen des ebenfalls neu formierten Ensembles. Schon das ein auf- und anregend anderer, genau hinsehender Tanzabend über den Seilbahnakt Leben im Angesicht des fortschreitenden Klimawandels. Songs von Nenda, Live-Sound von Thomas Krug Nun setzt Leemann erneut...

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Regisseur Fabian Kametz hat Ruzovitzkys düstern Alpen-Western gemeinsam mit dem Theater Rum zu einem kreativ-kraftvollen und emotional ungeheuer nuancenreichen Volkstheaterabend geformt (Bühnenbild: Luis Graninger).  | Foto: Leo Gruber
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Frei im Theater: Siebtelbauern
Ungeschönter Blick zurück

Das von der guten alten Zeit ist eine Mär – das wird einem spätestens nach den Siebtelbauern, die sich die ambitionierte Truppe vom Theater Rum 2023 als Sommerstück vorgenommen hat, wieder so richtig schmerzlich bewusst. Damals waren gesellschaftliche Strukturen sprichwörtlich in Stein gemeißelt. Kein Knecht und erst recht keine Magd durfte sich da erdreisten, Bauer und Bäuerin zu werden. Denn der Herrgott der Besitzenden, so werden jene nicht müde zu betonen, wolle nun mal, dass alles so...

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Theresia Walsers "Die Liste der letzten Dinge" erinnert in seiner grausamen Wahnhaftigkeit ein wenig an Schwabs „Präsidentinnen“, aber auch an Beckets "Godot". Hier im Bild zu sehen: Katharina Gschnell,  und Luka Oberhammer, die ihre eigene Exekution herbeisehnen und Andrea Praxmarer als nicht minder rätselhafte Dritte. | Foto: Christoph Tauber

Frei im Theater: Die Liste der letzten Dinge
Scheiterhaufen zur Selbstinszenierung

Gefälligkeit ist so gar nicht die Sache des Innsbrucker Westbahntheaters. Wer gerne andere, fast immer gegen den Strich gebürstete Theatertexte inszeniert sehen will, kann sich dort immer wieder aufs Neue überraschen und herausfordern lassen. „Die Liste der letzten Dinge“ von Theresia Walser ist genau so ein Text. Er handelt von zwei Frauen, die in ihrer grausamen Wahnhaftigkeit an Schwabs „Präsidentinnen“ erinnern und in ihrem seltsam hoffnungsfrohen Herbeisehnen eines Inquisitors, der die...

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In Judith Mirjam Kellers düsterer Endzeitsatire „La Paloma oder das Ende der Welt“ wird ähnlich wie in Dantes Inferno jede Hoffnung hinweggespült - selbst  Zweckgemeinschaften wie jene von Andy (Markus Oberrauch), Anna (Anne Clausen) und dem angeschwemmten Surfer (Nik Neureuter) zerbröseln.  | Foto: Daniel Jarosch

Frei im Theater: La Paloma ...
Endzeit ohne Erlösung

Weltuntergänge sind kein neues Narrativ, wie auch Judith Mirjam Keller in ihrer dystopischen Parabel „La Paloma oder das Ende der Welt“, welche im Rahmen des Tiroler Dramatiker:innenfestivals im Mai im Brux uraufgeführt wurde und die sie auch selbst inszenierte, zuletzt überaus satirisch ausführen wird. Angesichts der anhaltenden Klimaturbulenzen und insbesondere der Bilder, die es uns unentwegt in den Bad-News-Feed über den Zustand der Welt hereinspült, hatte der von ihr skizzierte...

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Mit Christoph Kammerlanders Neufassung von Anton Hamiks „Kalendermann“ war im  Spätsommer 2023 im Schlosspark von Fügen eine ungemein charmante Hommage auf den legendären Reimmichl-Kalender zu sehen.  | Foto: Magdalena H. Fotografie
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Frei im Theater: Der Kalendermann
Eine neue Theaterentdeckung

Woran auch immer es liegen mag – an den trotz Klimawandel immer irgendwie zu kurzen Sommern oder einfach an unser aller Theatervernarrtheit: Jedenfalls tun sich selbst im reichhaltigen Tiroler Theatersommer immer noch neue Entdeckungen auf. Wie etwa im Sommer 2023 im Schlosspark von Fügen, wo von Mitte August bis in den September hinein immer Donnerstagabend Sommernachtsfeeling zelebriert wurde – zunächst mit Livemusik, Drinks und kleinen feinen Speisen, ehe man das Publikum kostenfrei zum...

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Mit „Ruhe! Hier stirbt Lothar“ wagte sich die Theatergruppe Oberhofen im Sommer 2023 an die theatrale Umsetzung des gleichnamigen Erfolgsfilms aus dem Jahr 2021 - und überzeugte erneut auf der ganzen Länge.  | Foto: Iris und Alois Krug

Frei im Theater: Ruhe! Hier stirbt Lothar
Große Gefühle im Reasnhof

Zur Sommerzeit ist unser Land noch theaterverrückter, als es ohnehin schon ist. Noch dazu wird an den malerischsten Plätzen gespielt, wie etwa im Stadl von Hermann Fögers Reasnhof in Oberhofen, wo einen allein schon der liebevollst gepflegte Garten in Entzücken versetzt. Und auch 2023 wieder bekannte Gesichter aus dem Umfeld des Innsbrucker Westbahntheaters in Aktion treten, wie etwa Luka Oberhammer (sie führte erneut Regie), Bühnenbildner Johannes Schlack und nicht zuletzt Dieter Seelos, der...

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Atmosphärisch dichtes Drama: Elke Hartmann hat Felix Mitterers "Geierwally" als aufwühlenden Alpenwestern angelegt, in dem die selbstbewusste Titelheldin letztlich keinen wirklichen Lebensspielraum hat.  | Foto: Markus Brandmayer

Frei im Theater: Geierwally
Starkes Volkstheater in der Schlucht

Der Bach rauscht und übertönt so den Regen, der auf das große, über Tribüne und Schlucht gespannte Segel prasselt. Im Publikum sitzen hunderte Menschen in Wintermontur und eingehüllt in Decken. Es hat unfassbare 7 Grad an diesem Aufführungsabend der Geierwally auf der genau so titulierten Freilichtbühne in Elbigenalp, die 2023 ihr sagenhaftes 30-Jahr-Jubiläum feierte. Mit genau jenem Stück, mit dem die Erfolgsgeschichte dieser Volksbühne begründet wurde. Eine Auftragsarbeit damals für den...

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Atemberaubend in ihrer stimmlichen wie schauspielerischen Ausdruckskraft: Aile Asszonyi als Elektra und KS Angela Denoke als deren Mutter Klytämnestra. | Foto: Birgit Gufler
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Frei im Theater: Elektra
Elektra als triumphaler Abschluss

Es sein ein bewegender Moment, sagte Operndirektor Michael Nelle mit hörbar ergriffener Stimme, als er kurz vor Aufführungsbeginn auf die Bühne des Großen Hauses trat – „unsere letzte Premiere hier“, um sich dann noch beim Publikum für das leidenschaftliche Mitgehen in all den Jahren zu bedanken. Was die nächsten knapp zwei Stunden folgen sollte, war – man kann es nicht sagen – ein Kulminationspunkt dieser Intendanz. Ein Opernabend, mit dem sich Noch-Hausherr Johannes Reitmeier auch als...

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