Frei im Theater: Neujahrskonzert des TSOI 2025
Eine Liebeserklärung an Strauss

- Mit "Strauss Fever!" läutete das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck gemeinsam mit Dirigent Martin Sieghart und den beiden Solisten Andreas Martin Hofmeir (Tuba) und Wilfried Scharf (Zither) im Saal Tirol des Congress Innsbruck das neue Jahr ein.
- Foto: Chó
- hochgeladen von Christine Frei
Das diesjährige Neujahrskonzert des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck ließ einen heuer musikalisch beglückt und mit einer kleinen Prise neckischer Selbstironie ins neue Jahr starten. Jahresregent Johann Strauss Sohn gab dabei mit seinen bilder- und stimmungsreichen Kompositionen den Ton an.
So macht der Start hinein ins neue Jahr seit jeher Freude – mit diesem unvergleichlichen musikalischen Meisterwerk von Walzerkönig Johann Strauss Sohn, dessen Geburtstag sich im Oktober ja zum 200. Mal jährt. Sein Walzer „An der schönen blauen Donau“ ist zweifelsohne eine der nuanciertesten, bildgewaltigsten und gleichzeitig romantischsten Liebeserklärungen, die jemals komponiert wurde.
Hingebungsvolle Verneigung vor Strauss Sohn
Man hört ihn für gewöhnlich ja mindestens drei Mal: gleich zu Mitternacht nach der Pummerin, dann beim traditionellen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker – und schließlich bei jenem des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck. Das heuer mit dem Wiener Martin Sieghart von einem ausgewiesenen Strauss-Kenner dirigiert wurde, der diesen wunderbaren Melodiebögen genau jenes gewisse „Eitzerl“ an Raum und Zeit gibt, welches sie benötigen, damit man auch als Zuhörer:in ausgiebig darin schwelgen kann. Schon die Ouvertüre zur „Fledermaus“, mit der das unter dem Motto „Strauss Fever!“ titulierte Neujahrskonzert eröffnet wurde, ist eine geradezu hingebungsvolle Verneigung vor diesem so virtuos komponierten Werk des Jubilars, das – wie Sieghart hinterher als ebenso charmanter und unprätentiöser Moderator erklärt— bereits die gesamte „Fledermaus“ enthält. Und einen unversehens und mit unverhohlener Neugier und Lust in dieses leichtsinnige Verwirrspiel eintauchen lässt.
„Schmähtandelnder“ Virtuose als Konterpart
Nach einem überaus temperamentvollen Schwenk ins frühere Russland, in dem Strauss ja häufig gastierte – mit der sogenannten "Niko-Polka", die mit einem geradezu zauberhaften Harfensolo ausklingt, ist erst mal Schluss mit Romantik. Da tritt mit dem Bayer Andreas Martin Hofmeir ein Cross-over-Multitalent und musikalischer Virtuose auf den Plan, der in gewisser Weise zwar auch der Fledermaus entstiegen hätte sein könnten. Nur halt eben barfuß und in Straßenkleidung. Und er gefällt sich sichtlich darin, sich vor der versammelten Prominenz, den zahlreichen Über-Siebzigjährigen im Publikum, was zu erwähnen er sich ebenfalls nicht verkneifen kann, und nicht zuletzt vor dem Orchester ein klein wenig als Enfant terrible zu gerieren. Neben seiner Tuba, quasi der Krone des Orchester-Instrumentenbaus, hat der Musiker, Universitätsprofessor und Kabarettist auch etliche selbst verfasste Schmähgedichte auf die „unterentwickelten prähistorischen“ Instrumente hinter seinem Rücken im Gepäck.
Weitere Auftritte im Juni und Herbst
Die sind zwar überaus gewitzt gereimt, aber doch auch einigermaßen wagemutig, immerhin will er danach ja noch mit dem „fantastischen“ Orchester Kjell Roikjers Capriccio für Tuba und Orchester musizieren. Und nach der Pause stehen mit „Liebesfreud“, „Liebesleid“, „Schön Rosmarin“ noch drei furios neu arrangierte Kreisler-Lieder für Tuba und Orchester am Programm. Zudem kündigt er sich für Juni auch noch als Solist beim 8. Symphoniekonzert sowie im Herbst mit seinem Kabarettprogramm im Treibhaus an. Jedenfalls ist der gebürtige Münchner, der sich gleich mal als großen Irrtum dieses Neujahrskonzerts bezeichnet, denn „was macht ein Bayer im Schatten des Bergisel“, da müsse sich die Direktion wohl verlesen haben, zumal er ja nicht Andreas Hofer, sondern Andreas Martin Hofmeir heiße. Doch sowohl Publikum wie Orchester lassen sich vom frechen Mundwerk des Multitalents nicht wirklich beirren, zumal er seiner Tuba Töne entlockt, die man nur als virtuos und outstanding bezeichnen kann.
Magic Moments auf der Zither
Den großen magischen Moment dieses Neujahrskonzerts (eigentlich sind es ja zwei) darf sich mit Wilfried Scharf ein weiterer Virtuose und Solist sichern: Sein Zither-Solo bei den „Geschichten aus dem Wienerwald“ ist zum Weinen schön, er selbst ein keck mit den Augen zwinkender Charmebolzen. Das Harry-Lime-Thema, also die Titelmelodie des Filmklassikers „Der dritte Mann“ von Anton Karl Karas, das er zuletzt dann noch als Zugabe darbieten wird, lässt selbst die hartnäckigsten Huster im Publikum noch einmal kurz innehalten. Nach der Pause warten Orchester und Dirigent Martin Sieghart freilich noch mit weiteren Highlights aus dem reichen Œuvre des rast- und ruhelosen Ausnahmekomponisten auf: angefangen vom „Frühlingsstimmen-Walzer“ über das noch weithin unbekannte, aber ungemein farbige Vorspiel zum Ballett „Aschenbrödel“ bis hin zur überschwänglichen Champagner-Polka mit dem geradezu verschwenderisch eingesetzten Korkenploppen.
Mit positiven Vibes ins neue Jahr
Selten hat ein Neujahrskonzert des TSOI so viel Freude und gute Vibes im Saal verbreitet wie heuer, was zweifelsohne auch die Intention des Moderators und Dirigenten war. Er habe gestern einen Aufmacher in einer Zeitung gelesen, wo man sich die Frage stellte, ob uns 2025 auch wieder ein derartiges Hochwasser erwarte. „Wie armselig, ein neues Jahr so zu beginnen“, meinte er unter dem lautstarken Applaus des Publikums. „Lassen Sie uns positiv ins neue Jahr schauen, die Probleme, die kommen, müssen ohnehin gemeistert werden.“ Mit diesem Neujahrskonzert ist der Intendanz jedenfalls ein ungemein feinsinniger Coup gelungen, der einen mit Freude ins neue Jahr und Richtung Tiroler Landestheater und TSOI blicken lässt.




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