"Mehr Qualität, mit oder ohne PISA!"

Direktorin Mag. Christine Speer wünscht sich  mehr Zeit für pädagogische Aufgaben, mehr Zeit für die Kinder.
  • Direktorin Mag. Christine Speer wünscht sich mehr Zeit für pädagogische Aufgaben, mehr Zeit für die Kinder.
  • hochgeladen von Georg Larcher

Gymnasien werden gestürmt, Direktoren fordern strenge Aufnahmetests. Im BRG/BORG in Telfs fanden alle, welche die Bedingungen erfüllt haben, einen Platz!

Über die Aufnahmekriterien an ihrer Schule, die Gegenwart und die Wünsche für die Zukunft am Bundesrealgymnasium in Telfs spricht Direktorin Mag. Christine Speer im Interview.

Wurden AHS-reife Schüler wegen Platzgründen abgelehnt?
Wir konnten alle SchülerInnen, die schon im Halbjahr der 4. Klasse Volksschule die Aufnahmebedingungen erfüllt haben, aufnehmen. Zwei, die erst am Schuljahresende die AHS-Reife aufweisen konnten, fanden keinen Platz. Wir führen drei 1. Klassen mit je 25 Schülern.

Fordern Sie strenge Aufnahmetests für die Gymnasien?
Ich würde mir Eignungsüberprüfungen für das Gymnasium wünschen, keine punktuellen Tests. Eignungskriterien könnten die Ergebnisse der Standardüberprüfungen in der Volksschule, die Beurteilungen der VS-LehrerInnen und das Ergebnis eines Eignungstests sein. Eine Art Mischform könnte ich mir gut vorstellen.

Wie hat sich die Qualität der Gymnasien (Stichwort: PISA) in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt?
PISA testet alle SchülerInnen der 9. Schulstufe, es gibt da keine nach Schultypen differenzierte Auswertung. Wir waren heuer PISA-Testschule, unsere SchülerInnen waren hochmotiviert und fanden die Aufgaben leicht. Wir arbeiten intensiv an der Qualität des Gymnasiums mit und ohne PISA.
Wie erreicht man eine bessere Qualität?
Es gibt eine intensive Unterrichtsentwicklung in Richtung Individualisierung und Kompetenzorientierung. Wir sind eine von 15 eLSA-advanced Schulen in Österreich (eLearning im Schul-Alltag).
Eine verpflichtende Feedback-Kultur ist an unserer Schule genauso selbstverständlich wie soziales Lernen als Unterrichtsgegenstand in der Unterstufe. Es gibt unverbindliche Übungen, die den unterschiedlichen Interessen der Kinder gerecht werden wie z.B. Chemieolympiade, Biologielabor, Italienisch, Podcast, Cheerleading, Fußball, Klettern, Chor, Buddyprojekt etc.
Wir decken durch vier Schultypen ein breites Spektrum an Interessen ab: BRG (naturwissenschaftl. Langform), BORG mit Musikerziehung und Instrumentalmusik, BORG mit Bildnerischem Gestalten und Werkerziehung, BORG mit techn. Schwerpunkt (Thöni-Akademie). Die Nachmittagsbetreuung für die Unterstufe wird seit dem vergangenen Jahr angeboten.
Die Gymnasien sind nicht „schlechter“ geworden, sie haben sich dem Zeitgeist und den Anforderungen entsprechend verändert.

Was soll sich ändern?
Der Zeitgeist…. Die Wertschätzung von Bildung bei Erwachsenen und damit auch bei den Kindern und Jugendlichen sollte wieder wachsen. Lernen braucht Zeiträume und die wünsche ich mir in einem größeren Ausmaß für unsere Schülerinnen. Nietsche sagt: „Die Schule hat keine wichtigere Aufgabe, als strenges Denken, vorsichtiges Urteilen und konsequentes Schließen zu lehren....“ Es muss uns klar sein, dass wir uns weiter von diesem Bildungsbegriff entfernen, nach dem Motto „Was nicht anwendbar, ist braucht auch nicht gelernt zu werden.“

Was wünschen Sie sich?
Ich wünsche mir, dass an der AHS sich auch in Zukunft nicht jede Erkenntnisleistung durch ihren unmittelbaren Nutzen für die „Wirtschaft“ rechtfertigen muss. Schulen werden immer mehr zu kleinen Unternehmen, DirektorInnen zu ManagerInnen, aus LehrerInnen werden DienstleisterInnen und aus Schülerinnen KundInnen. Statistiken, Evaluierungen, Entwicklungspläne etc. nehmen zu viel an Zeit und Kraft in Anspruch.
Ich wünschte mir für LehrerInnen und uns DirektorInnen wieder weniger Administration, keine permanent vom Zaun gebrochenen Bildungsreformen, wie es sie seit den 60er Jahren gibt, und damit mehr Zeit für pädagogische Aufgaben, mehr Zeit für unsere Kinder.

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