Forschungsprojekt mit Archäologen aus Telfs
Muss die Geschichte von Ötzi neu geschrieben werden?

Ausgrabung an der Fundstelle im Sommer 1992 | Foto: Andreas Lippert
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Muss die Geschichte von Ötzi mehr als 30 Jahre nach dem Fund laut einer neuen Studie, die soeben erschienen ist, zum Teil umgeschrieben werden? Noch immer übt der Mann aus dem Eis eine starke Faszination aus. Großes mediales Interesse an der Wissenschaft.

TELFS. Großes internationales Aufsehen brachte die kürzliche Präsentation des Forschungsteams aus Österreich, Norwegen und Schweiz über neueste Ergebnisse über den "Mann im Eis".
Die österreichische Gletscherforscherin Andrea Fischer von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
war Teil eines Teams aus Norwegen und der Schweiz, das weitere Teile zum Ötzi-Puzzle hinzufügen wollte. Der Mitarbeiter aus der Schweiz an diesem Forschungsprojekt war der aus Telfs stammende Archäologe Dr. Thomas Reitmaier, der seit 20 Jahren dort arbeitet.

Der Telfer Archäologe Dr. Thomas Reitmaier  | Foto: Privat
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Dieses internationale Forschungsteam veröffentlichte nunmehr im Fachblatt „The Holocene“ seine Ergebnisse. Entgegen der Annahme, dass Ötzi direkt in der Mulde starb, in der man ihn später fand, meint Dr. Thomas Reitmaier:

"Das eigenartige Abwinkeln des Armes, das Ötzis Silhouette so unverwechselbar macht, ist aber nicht auf spätere Bewegungen im Eis zurückzuführen. Die Gegebenheiten an der tödlichen Pfeilschusswunde sprechen dafür, dass sich der Eismann beziehungsweise die Position des linken Armes um oder nach dem Tod nicht mehr groß bewegt hat."

Erstmals weist die Studie darauf hin, dass die Schäden an Ötzis Werkzeug wohl auch nicht von einer Auseinandersetzung herrühren, sondern durch den sich verändernden Druck in Eis und Schnee entstanden sind – also durch natürliche Prozesse.
„Ötzi ist der heilige Gral der Eis – und Gletscherarchäologie“, sagt der norwegische Archäologe und Erstautor Lars Pilo. Doch ließen sich, wie das Team der Studie zeigt, einige Charakteristika der Erhaltung im Eis seiner Ansicht nach besser erklären. Denn in der Zwischenzeit habe sich das Fach weiterentwickelt und zusätzliche Funde seien aufgetaucht.
Die steigenden Temperaturen haben zumindest für die Archäologie Vorteile gebracht. „Da kommt sicher etwas“ meint Fischer in die Zukunft blickend. „Für die Wissenschaft wird das sicher eine extrem spannende Zeit.“ Auch Thomas Reitmaier wittert weitere Funde an den hochalpinen Pässen: „Diese Hochgebirgskämme waren in der Regel über viele Jahrtausende hinweg wichtige Korridore für die menschliche Mobilität.“
Und in einem abschließenden Resümee kratzt Andrea Fischer keineswegs an der Bedeutung des Eismannes: „Im Gegenteil: Wir lernen für die Gletscher – und Klimaforschung nach wie vor wahnsinnig viel aus diesem Fund!“

(Text: Ferdinand Reitmaier)

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