Zachäus-Singen in Zirl ist jetzt immaterielles UNESCO-Kulturerbe

Foto: MG Zirl/Liebl
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ZIRL. Jetzt ist es fix, verkündete Bürgermeister Josef Kreiser am Mittwoch, 14.10. 2015, erfreut und stolz der Presse: "Die Aufnahme dieses alten Kirchtagsbrauches ins UNESCO-Kulturerbe ist für Zirl eine große Auszeichnung." Dass die Jugend integrativer Bestandteil ist, ist für die UNESCO auch ein Grund für diese Auszeichnung, erklärt die Volkskundlerin Petra Streng. Es ist die erste UNESCO-Auszeichnung für Zirl, sie reiht sich ein in Bräuche wie das Heiligenbluter Sternsingen (Kärnten), Pinzgauer Hundstoaranggeln (Salzburg) oder dem Öblarner Krampusspiel (Steiermark). Mitte November wird die Urkunde in Wien an die Zirler überreicht.

Volksfest in den frühen Morgenstunden

Das Zirler "Zachäussingen" wird aber auch weiterhin eine Besonderheit nur für Frühaufsteher: An der Beginnzeit 04:30 Uhr darf nicht gerüttelt werden, ansonsten könnte die UNESCO diese Auszeichnung wieder aberkennen, betont Streng. Innerhalb eines bestimmten Rahmens kann sich jeder Brauch weiterentwickeln. Mangels traditionellem Dorfgasthauses wird das Zachäussingen heuer erstmals im neuen Veranstaltungszentrum B4 seinen feierlichen Ausklang finden, das darf sein!
"Beim Zachäussingen trifft Vergangenheit auf Zukunft, Tradition auf Moderne, Ernst auf Freude. Es wird geredet, getanzt und man kommt sich näher", vermittelt Bgm. Kreiser den Hintergrund des Brauches, den hunderte Zirler aktiv oder nur als Zuseher beiwohnen: "Im neuen Veranstaltungszentrum gibt es heuer endlich auch ausreichend Platz für die vielen Kirchtagskrapfen." Das "Zachäussingen", bei der Entstehung ein Bußgesang, ist mit der Zeit zu einem vielbesuchten Volksfest geworden, für viele Vereine, Kirchenchor, Bläsergruppen und lustige Musikanten sowie einheimische und zugezogene ZirlerInnen. "Dieser Brauch hat einen gemeinschaftsfördernden Charakter", so Kreiser: "Es geht ernstvoll bis lustig zu!"

Ursprung des "Zachäusliedes"

Eigentlich ist das "Zachäuslied", das der neue Zirler Frühmessner Georg Kranebitter 1723 nach Zirl mitgebracht hat, ein Bußgesang, der sich aus der Zeit der Pest erhalten hat. Kranebitter wollte mit dem Lied die ausgelassenen Zirler auf die christliche Moral einschwören. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Kirchenchor Träger des Brauches.
Seit jeher wird das Lied in der Zirler Pfarrkirche für die Kirche gesungen, die 1. Strophe des Zachäusliedes und das Kirchtagslied für die Kirche. Dann wird auf dem Platz vor der Kirche die 2. Strophe beider Lieder für das Volk präsentiert und anschließend die 3. Strophe am Dorfplatz, wo es anschließend lustig zur Sache geht, mit Gesang, Tanz, Schnapserl und Kirchtagskrapfen. Damit wird der Bogen von der Religion zur weltlichen Praxis gespannt.

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