Gemeindeversammlung in Zirl: Lärmschutz und finanzielle Aussichten

DI Dr. Christian Molzer von der Abt. Verkehr und Straße des Landes übergibt dem Zirler Bgm. Thomas Öfner das umfangreiche Lärm-Gutachten.
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ZIRL (lage). Der große Saal im Zirler Veranstaltungszentrum B4 war am Montag ab 18 Uhr nicht einmal zur Hälfte gefüllt. Ein Grund war die mangelhafte Veröffentlichung des Termines für die Gemeindeversammlung, wie Alt-Bgm. Hans-Peter Schneider aus den Reihen der Besucher die Gemeindeführung kritisierte.
Bevor Bgm. Thomas Öfner über die Jahresrechnung und die Aussichten referierte, was die Bevölkerung in den nächsten Jahren erwartet (siehe dazu die Präsenation im Saal in der Fotoserie unten), stand die Präsentation der lärmtechnischen Untersuchung entlang der Zirlerberg-Straße durch DI Dr. Christian Molzer von der Abt. Verkehr und Straße des Landes auf der Tagesordnung.
Im Saal fand sich dazu auch Fritz Gurgiser ein, Obmann Transitforum Austria-Tirol. Bereits im Wahlkampf für die GR-Wahlen 2016 machte sich Gurgiser zusammen mit der heutigen Vize-Bgm.in Iris Zangerl-Walser (Zukunft Zirl) für einen Lärmschutz entlang der drei Hauptverkehrsrouten (A12, Seefelder Straße und Tiroler Straße) stark. Gurgiser richtete dabei vor allem den Appell an die Politiker, dass es um die Gesundheit der Menschen geht, das dem Land ein Anliegen sein muss, und dafür sollte auch Geld für Maßnahmen da sein.

Lärmschutzwände erfüllen die Schutzziele

In Sachen Lärmschutz haben neue lärmtechnische Untersuchungen ergeben, dass es in Randbereichen der bestehenden Lärmschutzwände im Osten und bei der Auffahrt Zirl bei neuen Wohnobjekten zu geringen Abweichungen kommt, wie DI Dr. Christian Molzer in der Gemeindeversammlung graphisch darstellte.
Grundsätzlich erfüllen die bestehenden Lärmschutzwände aber die Schutzziele, heißt es in einer Presseaussendung aus dem Büro von LHStvin Ingrid Felipe. Auch LHStv Josef Geisler kündigt in dieser Aussendung an: „Wenn die Gemeinde Zirl eine Verbesserung der bestehenden Lärmschutzwände will, werden wir das von Seiten des Landes natürlich unterstützen." Das Land Tirol erklärt sich bereit, die Hälfte der Kosten von rund einer Million Euro für die Ertüchtigung des Lärmschutzes zu übernehmen. Damit wären dann auch jene südlich der B 177 Seefelder Straße liegenden Objekte geschützt, die erst nach der Errichtung der bestehenden Lärmschutzwände gebaut wurden. Um ein gemeinsames Verständnis über die aktuelle Lärmsituation herzustellen, besteht die Möglichkeit, dass Land und Gemeinde ein weiteres Lärmgutachten bei einem gemeinsam ausgewählten Büro in Auftrag geben.

DI Molzer führte bei der Gemeindeversammlung die Verringerung der Lärmbelastung im Siedlungsgebiet der Umfahrung (B177) an, die mit einer Ertüchtigung der bestehenden Schutzwände erreicht werden. Bei der Errichtung der bestehenden Lärmschutzwände war man von 55 Dezibel ausgegangen, mittlerweile wurde der Richtwert auf 50 Dezibel gesenkt. Beim Gutachten wurde die künftige Zunahme des Verkehrs und auch der reflektierte Schall von der Felswand miteinberechnet, um bei baulichen Maßnahmen langfristige Verbesserungen zu erreichen.
Dabei geht es um eine geringe Erhöhung der bestehenden Wände. Anrainer sind noch immer skeptisch, regten etwa eine Einhausung oder ein Tempolimit von 80 oder gar 60 km/h an, die günstigste Variante, den Lärm zu reduzieren.
Das ist aber Sache der Straßenverkehrsordnung, wie Molzer erklärt, und hier wären langfristig bereits neue Bodenmarkierungen angedacht, um den Straßenquerschnitt zu verringern und damit auch das Tempo zu reduzieren. Bei einer künftigen Straßensanierung wird auch ein leiserer Belag verarbeitet, wie es im Gutachten als eine Maßnahme zur Lärmreduktion vermerkt wird. "Langfristig geht man mit der Geschwindigkeit überall runter", meint Molzer. Am ruhigsten haben es die Anrainer bei starkem Reiseverkehr: Das hohe Verkehrsaufkommen (Staubildung) bremst die Autofahrer.

Land Tirol bietet Gemeinde Zirl Mitfinanzierung für besseren Lärmschutz an

Was die Luftbelastung betrifft, verweist LHStvin Ingrid Felipe in der Presseaussendung auf die volle Unterstützung des Landes Tirol bei der Entlastung der Luft in Zirl. Einzig das sektorale LKW-Fahrverbot gilt mangels einer Bahntransport-Alternative auf dieser Strecke nicht. Aber sämtliche andere Luftgüte-Maßnahmen des Landes – Luft-100er, Nachtfahrverbote und natürlich der Ausbau des öffentlichen Verkehrs – gelten und greifen in Zirl.

Luftmessstelle: Nicht sinnvoll, sagt das Land

Eine eigene Luftmessstelle in Zirl aufzustellen, wäre aus mehreren Gründen nicht sinnvoll: Einerseits weil unabhängig von den Luftwerten ohnehin sämtliche Luftentlastungs-Maßnahmen in Zirl gelten. Und andererseits, weil das dichte Tiroler Luftgüte-Netz mit vier autobahnnahen Messstellen und insgesamt 19 Stationen im ganzen Land die Luftgüte mit einem dichten Netz überwacht. Die parallel verlaufenden Linien der vier autobahnnahen Messstellen Kundl, Vomp, Mutters/Gärberbach und Imst lassen keinen anderen Rückschluss zu, als dass sich die Luftgüte in Zirl in die gleiche Richtung entwickelt – nämlich im Langzeittrend deutlich verbessert.

An den vier autobahnnahen Messstellen hat sich der Jahreswert für Stickstoffdioxid in seit 2006 um bis zu 29 Prozent verbessert, in Imst ist der Jahreswert dank der zahlreichen Maßnahmen wieder unter den EU-weit vereinbarten Höchstgrenzen. Eine eigene Messstelle in Zirl sei „sachlich nicht begründbar“, sagt Ingrid Felipe.

Auf der B 177 Seefelder Straße mit dem Zirler Berg gibt es seit vielen Jahren ein Schwerverkehrsfahrverbot mit Ausnahmen des Ziel- oder Quellverkehrs und der Be- und Entladung von überwiegender Fracht in den Gemeinden entlang der Fahrverbotsstrecke und in den 3 nächstgelegenen deutschen Landkreisen. Der transitierende Schwerverkehr wird damit unterbunden. Dieses zuletzt im Jahre 2007 novellierte Fahrverbot wurde von der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck evaluiert. An der Erforderlichkeit des Fahrverbots, aber auch seiner Ausnahmen, hat sich seit dieser letzten Novellierung 2007 nichts geändert.

Ohne diese Ausnahmen käme es zu einer nicht vertretbaren Verlagerung des Schwerverkehrs auf andere schon viel befahrene Straßen mit einhergehender Beschwer für die angrenzenden Gebiete. Das erhöhte Schwerverkehrsaufkommen auf der B 177 Seefelder Straße und dem Zirler Berg Ende 2016 und in den ersten Monaten 2017 liegt im Wesentlichen an dem Zulieferverkehr von Tunnelausbruchmaterial von den Tunnelbaustellen in Oberau (nördlich Garmisch-Partenkirchen) und Scharnitz zur Verwertung im Steinbruch in Zirl. Ohne diesen Zulieferverkehr befände sich die Erhöhung des Schwerverkehrsaufkommens auf der B 177 Seefelder Straße seit dem Jahre 2005 im Bereich der allgemeinen Steigerung des KFZ-Verkehrs auf Tirols Straßen um rund 10 Prozent.

Bei einem runden Tisch wurde mit dem Hauptfrächter für das Tunnelausbruchmaterial vereinbart, dass die Fahrer in zeitlichen Abständen von den Baustellen losgeschickt werden und bei Kolonnenbildung immer wieder rechts ranfahren, um den anderen Verkehr vorbeizulassen. Die StraßenverkehrsteilnehmerInnen können zu dieser Situation nur um ihr Verständnis und ihre Geduld gebeten werden. Grundsätzlich wird die B 177 Seefelder Straße seit der Novellierung des Schwerverkehrsfahrverbots im Jahre 2007 verstärkt von der Polizei überwacht.
(Quelle: Land Tirol)

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