Was steckt dahinter?
Was steckt dahinter: Der Zauberbubenprozess

Ein Opferstockdiebstahl in Golling gilt als Auslöser einer blutigen Hinrichtungsserie im 17. Jahrhundert. Eingegangen ist die Hexenverfolgung in Salzburgs Rechtsgeschichte als "Die Zauberbubenprozesse".

GOLLING. Es war ein Tag im August des Jahres 1675 als Barbara Koller, auch als "Schinder-Bärbel" bekannt, auf der Richtstätte in Gneis bei Salzburg hingerichtet wurde. Zu Lasten war ihr ein Opferstockdiebstahl in Golling an der Salzach gelegt worden.

Auf der Burg Golling befand sich damals das Pflegegericht.  | Foto: Martin Schöndorfer
  • Auf der Burg Golling befand sich damals das Pflegegericht.
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In ihrer Gefangenschaft hatte die Schinder-Bärbel aus Mauterndorf unter Folter gestanden, eine Hexe zu sein. Das hatte nicht nur für sie schlimme Konsequenzen. Dieser Opferstockdiebstahl löste eine der blutrünstigsten Verfolgungen in Salzburgs Geschichte mit über 150 Todesopfern aus.

Auf der Hinrichtungsstätte in Gneis bei Salzburg | Foto: Martin Schöndorfer, 2022
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Hexen und Zauberbuben

Während im restlichen Europa die Hexenverfolgungen ihre Höhepunkte im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert hatten, kam die Verfolgung in Salzburg relativ spät und erreichte aber ein außergewöhnliches Maß. Laut der Aktenlage richtete sich das grausame Vorgehen von Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg in der Erzdiözese Salzburg gegen die "Ärmsten der Armen", wie ein Historiker des 20. Jahrhunderts dessen Motive beschrieb. Mit dieser Vorgangsweise wollte der Landesfürst das „Bettelunwesen“ im Fürsterzbistum bekämpfen.

Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg (* 30. Oktober 1622 in Graz; † 3. Mai 1687 in Salzburg) | Foto: Land Salzburg
  • Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg (* 30. Oktober 1622 in Graz; † 3. Mai 1687 in Salzburg)
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Von 1675 bis 1690 sind so über 150 Personen wegen angeblicher Zauberei und Hexerei verhaftet, gefoltert, abgeurteilt und schließlich hingerichtet worden. Viele von ihnen waren nicht älter als 10 Jahre. Ein Urteil galt als "milde", wenn ihnen "nur" der Kopf abgeschlagen wurde. In die Rechtsgeschichte ging diese Verfolgungswelle als die "Zauberbubenprozesse" ein.

Folter war eine gängige Befragungsmethode in der Inquisition. | Foto: Martin Schöndorfer, 2020
  • Folter war eine gängige Befragungsmethode in der Inquisition.
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Blutsgemeinschaft der Bettler

Eine zentrale Figur bei den folgenden Prozessen spielte der Sohn der Schinder-Bärbel, Jakob Koller umgangssprachlich "Schinder-Jackl". Dieser ist auch als der "Zauberer-Jackl" bekannt. Der Schinder-Jackl gehörte, wie seine Mutter als "Schinder" (Abdecker) zu einer sozial wenig angesehenen Bevölkerungsgruppe. Als Abdecker waren sie für die Tierkadaverentsorgung zuständig. Jakob Koller schloss sich in einer größeren Gruppe von Bettelkindern in einer Art „Blutsgemeinschaft“ zusammen und blieb für die Obrigkeit verschwunden.

Der "Zauberer-Jockel" wurde nie gefasst. Angeblich hatte er einen Mantel, der ihn "unsichtbar" machte...  | Foto: Martin Schöndorfer, 2022
  • Der "Zauberer-Jockel" wurde nie gefasst. Angeblich hatte er einen Mantel, der ihn "unsichtbar" machte...
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Laut den Gerichtsakten sollen sich in seiner Begleitung meistens zehn bis zwölf junge Bettler
aufhalten. Die jungen Bettler zogen durch das Land und waren für die Bauern eine richtige Plage. Eigene Hexenkommissare verfolgten die Blutsgemeinschaft. Verhaftet wurden in erster Linie junge männliche Bettler im Alter von zehn bis 21 Jahren. Obwohl auf "Jackls" Kopf eine hohe Summe ausgesetzt war, wurde dieser nie ergriffen. Nachzulesen ist die ganze Geschichte im Buch "Die Historie vom Zauberer Jackl" von Helmut Wittmann.

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