Exklusivinterview Karl Markovics
Der Reiz der Abstraktion motiviert

"Der Spieltrieb ist der größte Trieb, dem wir nachgeben. "Homo Ludens", der spielende Mensch, hat der Kulturhistoriker Johan Huizinga das einmal genannt. Spielen kann man nur über die Vorstellungskraft. Deswegen sagt man ja auch "Schau-Spieler". Ein Kind macht das ganz natürlich und taucht vollends in eine imaginäre Welt ein, nur durch die Kraft seiner Vorstellung", Karl Markovics. | Foto: Till Brömmer
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  • "Der Spieltrieb ist der größte Trieb, dem wir nachgeben. "Homo Ludens", der spielende Mensch, hat der Kulturhistoriker Johan Huizinga das einmal genannt. Spielen kann man nur über die Vorstellungskraft. Deswegen sagt man ja auch "Schau-Spieler". Ein Kind macht das ganz natürlich und taucht vollends in eine imaginäre Welt ein, nur durch die Kraft seiner Vorstellung", Karl Markovics.
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Der Oscarpreisträger Karl Markovics im Exklusivinterview am Rande der Kunst- und Kulinarikfestspiele Golling. Darin spricht er über seine Motivation im Beruf und darüber, wo er diese Woche seinen Geburtstag feiern wird. Mit seiner Lesung "Atlas eines ängstlichen Mannes" konnte der Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor das Festspielpublikum erneut begeistern.

GOLLING. Wir vom Bezirksblätter-Team stehen in der Eingangshalle zu Döllerers Genusswelten, als wir Karl Markovics zum Interview treffen. Lässig und sportlich-leger erscheint der am 29. August 1963 geborene Schauspieler. Der Oscarpreisträger ist beim folgenden Gespräch authentisch, ehrlich und kann den "Wiener Schmäh" in Form des feinen Humors nicht ganz verbergen.

Karl Markovics: "Der Reiz der Abstraktion fasziniert mich immer noch."  | Foto: Marc Stickler
  • Karl Markovics: "Der Reiz der Abstraktion fasziniert mich immer noch."
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Herr Markovics, Sie sind heuer bereits zum ...

MARKOVICS: ... fünften Mal bei den Gollinger Festspielen. Das erste Mal war ich mit den Konzertschrammeln hier, dann war ich mit Bela Koreny, dem Pianisten, auf der Burg, gefolgt von Gaulschreck im Rosennetz sowie einer Alfred-Polgar-Lesung – und heuer bin ich gemeinsam mit Matthias Loibner und seiner Drehleier in Golling.

Was fasziniert Sie am Schauspielerberuf?

MARKOVICS: (kurze Pause, überlegt) Dass er einem ursprünglichen Instinkt des Menschen, neben seinen Vitalerhaltungsinstinkten – Essen, Trinken, Arterhalt – folgt: dem Spieltrieb. Der Spieltrieb ist der größte Trieb, dem wir nachgeben. "Homo Ludens", der spielende Mensch, hat der Kulturhistoriker Johan Huizinga das einmal genannt. Spielen kann man nur über die Vorstellungskraft. Deswegen sagt man ja auch "Schau-Spieler". Ein Kind macht das ganz natürlich und taucht vollends in eine imaginäre Welt ein, nur durch die Kraft seiner Vorstellung. Das Unglaublichste, wozu ein Mensch imstande ist, ist die Abstraktion: sich Dinge vorzustellen, die in den eigenen Gedanken dann wirklich da sind. Diese Faszination hat mich nie losgelassen. Im Grunde wollte ich nie Schauspieler werden, sondern nur das tun, was ich immer schon als Kind getan habe: spielen. Erst später kam dann die Erkenntnis: Ah, da gibt es einen Beruf, der dem am ehesten nahekommt.

Die Atmosphäre auf der Burg Golling gefällt dem Künstler. | Foto: Marc Stickler
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Von Wien über Hollywood nach Golling – der "normale" Weg eines Schauspielers?

MARKOVICS: Normal ist in dem Beruf gar nichts. Zum Talent gehören mindestens genauso viel Glück plus Mut dazu. Einer meiner Lebens-Leitsprüche lautet – ich nerve manchmal Leute mit meinen Zitaten, aber es ist einfach sehr schön, wenn jemand Dinge bereits auf den Punkt gebracht hat; dann kann man es einfach nicht besser sagen – wie folgt: "Zum Glück brauchst du Freiheit. Zur Freiheit brauchst du Mut." Angeblich stammt die Aussage von Perikles. Es sind diese drei Dinge, die mich weitergebracht haben. Man braucht Mut zu neuen Dingen und um nicht dort zu bleiben, wo man ist – auch wenn es einem dort noch so gut geht. Stattdessen soll man immer schauen: Wo lernt man etwas Neues kennen? Das birgt immer auch die Gefahr, dass es einem hinterher nicht mehr ganz so gut geht. Aber es bringt eine Art von Entwicklung.

Ist es dieser Reiz, der Sie vom Schauspieler zum Opernregisseur werden ließ?

MARKOVICS: Ja, mit Sicherheit. Was mich an der menschlichen Vorstellungskraft immer fasziniert hat: Auf wie vielen Ebenen man sie bedienen kann. Schauspiel ist die eine Ebene. Dann gibt es die, die noch viel tiefer liegt. Da ist zum Beispiel der Autor zu nennen, der wirklich aus dem leeren Stück Papier eine Welt formen kann. Der Schauspieler ist mehr ein Medium als ein Schöpfer. Diesen Schöpfertrieb, der der Vorstellung innewohnt, den verspüre ich schon sehr stark. Ich habe schon immer geschrieben, auch schon als junger Mensch. Es hat dann aber sehr lange gedauert, bis ich genug Mut hatte, um als Schauspieler, der schon so viele Wege gegangen ist, etwas völlig Neues in Angriff zu nehmen: wie etwa selbst Drehbücher zu schreiben, selbst Filme zu machen oder Regie zu führen. Die Oper, die Sie angesprochen haben, war ja auch so ein überraschender Glücksfall. Der Komponist Thomas Larcher hat mich angeschrieben, weil er meinen Film "Atmet" gesehen hat. Als er dann die Oper "Das Jagdgewehr" geschrieben hat, ist er auf mich zugekommen. Ich fand diese Aufgabe spannend.

Wo werden sie am 29. August 2021 sein?

MARKOVICS: (lacht laut auf) Zuhause. Mein Geburtstag fällt dieses Jahr auf einen Sonntag. Ich habe keine Termine und kann mit meiner Frau feiern.

"Der Spieltrieb ist der größte Trieb, dem wir nachgeben. "Homo Ludens", der spielende Mensch, hat der Kulturhistoriker Johan Huizinga das einmal genannt. Spielen kann man nur über die Vorstellungskraft. Deswegen sagt man ja auch "Schau-Spieler". Ein Kind macht das ganz natürlich und taucht vollends in eine imaginäre Welt ein, nur durch die Kraft seiner Vorstellung", Karl Markovics. | Foto: Till Brömmer
Karl Markovics: "Der Reiz der Abstraktion fasziniert mich immer noch."  | Foto: Marc Stickler
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