Die gefahrvolle Reise der Amphibien
In den ersten wärmeren Frühlingsnächten machen sich Kröte, Frosch und Co auf den Weg zu ihren Laichplätzen. Wer sein Ziel erreicht, hat Glück, doch diese Wanderung ist nicht die letzte Gefahr auf dem Weg zur erfolgreichen Nachkommenschaft.
Die milden Temperaturen locken Amphibien aus ihren Winterquartieren. Kröte, Frosch und Co haben ihre angestammten Laichplätze zum Ziel und lassen sich auch von stark befahrenen Straßen nicht von ihrem Weg abbringen, denn der Weg zur einstigen Geburtsstätte ist den Tieren quasi wie in einem Navigatonssystem einprogrammiert.
Freiwillige retten jährlich 10.000 Amphibien
Im ganzen Land haben deshalb freiwillige Helfer und Mitarbeiter der Gemeinden und der Landesstraßenverwaltung Amphibienzäune aufgebaut, um die Tiere einzusammeln und sicher über stark befahrene Straßen zu bringen. Das rettet jährlich zehntausenden Amphibien das Leben auf ihrem Weg zu den Laichgewässern.
Hochzeitsteich in Sankt Koloman
Einer dieser Laichtümpel findet sich auf dem Gletscherschliff im Gemeindegebiet von St. Koloman und ein Lokalaugenschein der Bezirksblätter an einem Samstagabend bot ein faszinierendes Spekatakel: In den sehr seichten Wasserlachen, die sich in den Vertiefungen der Felsplatten um diese Jahreszeit bilden, tummeln sich unzählige Kröten, Frösche und Bergmolche zwischen dicken Laichballen- und Schnüren.
Vom Wasser ans Land
Winfried Herbst, seines Zeichens Vorsitzender des Naturschutzbundes Salzburg, hat die Bezirksblätter begleitet und erklärt seine Faszination für die Amphibien: "Diese Tiere gewähren uns einen Einblick in die Evolution, in den Übergang vom Wasser- zum Landlebewesen, denn die Amphibien legen ihre Eier zunächst ins Wasser, wo die Larven einen großen Teil ihrer Entwicklung durchlaufen und gehen dann, wenn die Lungen- und Hautatmung sich entwickelt hat, an Land."
Nur wenige Jungtiere überleben
Im St. Kolomaner Tümpel konnte der Experte die Laichballen von Grasfröschen und Laichschnüre von Kröten ausmachen, dazwischen tummelten sich Bergmolche. "Bergmolche legen höchsten 60 Eier ab an möglichst geschützen Stellen. Grasfrösche und Kröten legen tausende Eier ab, von denen nur etwa vier bis fünf Jungtiere das geschlechstreife Alter erreichen. Denn wenn die Jungtiere an Land kommen, lauern Vögel und kleine Säugetiere auf die Leckerbissen."
Mensch als große Gefahr
Winfrid Herbst kann sich als 1944 Geborener noch daran erinnern, dass Frösche früher auch für Menschen als Leckerbissen galten, besonders zur Fastenzeit waren Froschschenkel eine beliebte Speise. Doch heute bedrohen andere Umstände diese urzeitliche Spezies: Durch die Intensiveierung der Landwirtschaft und die Durschneidung der Landschaft gibt es immer weniger Laichplätzer. Biozid-Einsatz und Klimaveränderung sind weitere Gefahrenfaktoren.
"Wenn es um diese Jahreszeit so warm ist, trocknen die flachen Tümpel schneller aus, als die Tiere sich entwickeln können, dann war die ganze Mühe umsonst", befürchtet Herbst. Er hofft, auf die Unterstützung der Gemeinde St. Koloman, damit die Tümpel bis zum Ende der Laichsaison nicht austrocknen.
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