Urfahraner Experten
Linzer "Skandalvideo" ist nicht kopierwürdig
LINZ/URFAHR-UMGEBUNG. Die neue Werbekampagne #linzistlinz polarisiert. Das sagen die Urfahraner Tourismus-Experten dazu.
LINZ/URFAHR-UMGEBUNG. Mit provokanten Sprüchen und für einen touristischen Werbefilm ungewöhnlichen Bildern sorgt der neue Spot des Linz-Tourismus für teils heftige Resonanz. Von "cool, frech und mutig" bis "total misslungen", wie es der Linzer Bürgermeister Klaus Luger ausdrückt, gingen die Reaktionen. Die Tourismus-Fachleute aus Urfahr-Umgebung können die Debatte gelassen aus der Ferne betrachten, so wie der Geschäftsführer des Tourismusverbands "Mühlviertler Hochland", Markus Obermüller: "Mir ist die Zielsetzung nicht klar. Es ist gelungen Aufmerksamkeit zu erzeugen. Das Video bringt viele Likes und Klicks. Aber kommt jetzt noch etwas nach? Da braucht es noch etwas." Obermüller hat mit jungen Leuten, zwischen 19 und 25 Jahren, auch aus Wien und Innsbruck gesprochen. "Sie finden das Video cool, aber würden deshalb nicht extra Linz besuchen."
"Erholungstourismus"
Ob das Video der Linzer Filmagentur Forafilm der Stadt mehr Nächtigungen, Tagestourismus beziehungsweise Wertschöpfung bringt, ist sich Obermüller nicht sicher. Für das "Mühlviertler Hochland" sei diese provokante Form der Werbung jedenfalls nicht geeignet: "Wir Mühlviertler stehen für Natur, Erholung und Abschalten. Erholungstourismus braucht andere Werbung, kann aber trotzdem modern sein." Die Corona-Lockdowns hätten die Tourismusbranche hart getroffen, bestätigt der Geschäftsführer. Dennoch: "Wir profitieren vom Urlaub-daheim-Trend." 80 Prozent der Gäste in der Region Bad Leonfelden seien Oberösterreicher.
"Mit Innovationen punkten"
Sylvia Reininger, Obfrau des Vereins "Unternehmen Donaumarkt Ottensheim" und für den Tourismus in ihrer Heimatgemeinde tätig, hat ein zwiespältiges Verhältnis zur neuen Linz-Werbung: "Obwohl ich anfangs irritiert war, ich verstehe, dass Linz als Industriestadt etwas anders machen will als zum Beispiel Wien oder Salzburg." Reininger hat bei ihren bisherigen Werbe- und Marketingstrategien auf Provokationen verzichtet. "Wir haben immer versucht mit Innovationen zu punkten." Zum Beispiel: die Mondscheinfahrten zwischen Ottensheim und Wilhering. Für Ottensheim sei die Zusammenlegung von 18 Gemeinden in den Tourismusverband Donau Oberösterreich bisher ein Gewinn: "Da ist budgetär viel mehr möglich als vorher", sagt Reininger. "Weder Gegner, noch Befürworter" der Linz-Kampagne ist Gerald Mayer, Geschäftsführer des Hotels Waldheimat in Gallneukirchen. Obwohl die Gusenstadt Linz sehr nahe liege, würde sie gar nicht mit der Landeshauptstadt zusammenhängen. Negative Folgen erwarte er sich in Gallneukirchen also nicht.
Politisch motiviert?
"Keine Auswirkungen für den Tourismus in Kirchschlag" ortet Walter Oberneder, der eine Skischule betreibt und früher für den Tourismusverband seiner Heimatgemeinde zuständig war. Linz habe eine "Riesen-Aufmerksamkeit" erzielt. "Sogar in Deutschland und in der Schweiz reden sie über das Video und welcher Werbefilm schafft es sonst in die ´Zeit im Bild`." Oberneder stellt in den Raum, dass das Video politisch motiviert sein könnte: "Vielleicht soll das Video die Politik wachrütteln." Die Botschaften "Stadt für Senioren", "altmodisch" oder "bisschen rassistisch" würden dafür sprechen. Dass der Linzer Tourismusdirektor Georg Steiner als früherer Passauer CSU-Bürgermeisterkandidat einer anderen politischen Gesinnungsgemeinschaft angehört als der rote Linzer Ortschef Klaus Luger, ist kein Geheimnis. Steiner hat nach der Video-Veröffentlichung aber mehrmals betont, dass das Video unpolitisch sei.
Stimmen zum Video:
• Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ):
"Diese Kampagne ist total misslungen."
• Der Linzer Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ):
"Tourismusdirektor Steiner muss dieses Video zurückziehen."
• Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP): "Die Kampagne ist bewusst provokativ angelegt und sollte für Aufmerksamkeit sorgen sowie zum Gespräch über die eigene Stadt anregen."
• Sinisa Vidovic von der Linzer Filmagentur Forafilm: "Schöne Werbefilme kann jeder."
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