"Man muss sich auf der Bühne jedesmal neu erfinden"

Katharina Haudum in der Rolle der Winifred Wagner, der Gattin Siegfrieds und Mutter von vier Kindern. | Foto: Moovie the art of Entertainment/Hannes Hubach
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  • Katharina Haudum in der Rolle der Winifred Wagner, der Gattin Siegfrieds und Mutter von vier Kindern.
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BAD LEONFELDEN (dur). Alles begann mit der Rolle des Hundes Spitz im Kinderstück Max und Moritz im Alter von sieben Jahren. Seitdem hat die Schauspielerei die 1990 in Bad Leonfelden geborene Katharina Haudum nicht mehr losgelassen. Richtig bewusst wurde ihr ihr Berufswunsch bei einer Statistenrolle beim Leonfeldner Musicalsommer mit 12 Jahren. Sie schrieb die Regisseurin an und spielte bei der nächsten Sommerproduktion ihre erste kleine Sprechrolle als Postmädchens im weißen Rössl. "Meine Familie konnte anfangs mit meinem Berufswunsch wenig anfangen, sie meinten, es würde mir schon wieder vergehen. Als dies nicht der Fall war, hieß es: Wenn du glaubst es ist das Deine, dann tu es", erzählt Haudum. "Mit 16 Jahren spielte ich meine erste Hauptrolle als junge Hilde in Felix Mitterers Stück "Fleisch" bei den Burgfestspielen Reichenau. Da merkte ich, die Schauspielerei ist meine Richtung", erinnert sich Haudum.

Harte Branche
Nach dem Besuch der Musical Theatre Academy in Puchenau und privatem Schauspielunterricht studierte die Mühlviertlerin am Max Reinhardt Seminar in Wien, das sie heuer nach vier Jahren Studium abschloss. Nun ist sie immer auf der Suche nach neuen Angeboten. Ein fixes Engagement ist schwer zu bekommen. Nur zwei der 14 Schauspieler ihres Jahrganges wurden in einem Theater aufgenommen. "Ensembles werden überall drastisch gekürzt. Mit fixen Jobs hört es sich in der Branche zunehmend auf. Viele von uns sind frei unterwegs", so die Jungschauspielerin.
"Alles läuft über Kontakte, man muss sich ein gutes Netzwerk aufbauen. Viele Castingeinladungen oder Rollenangebote bekommt man nur über Vorschläge von Kollegen, mit denen man schon gearbeitet hat. Man muss auf vielen Events, bei Aufführungen sein, um persönliche Kontakte zu knüpfen", weiß Haudum.

Bisherige Rollen
Ihr bisher größtes Projekt war eine Rolle im Spielfilm "Der Wagner-Clan. Eine Familiengeschichte". "Ich spielte Winifred Wagner, die Schwiegertochter Richard Wagners. Es war eine spannende Produktion und ich konnte mit bekannten Schauspielern wie Iris Berben, Heino Ferch und Lars Eidinger drehen" erinnert sich Haudum. Am interessantesten war für sie aber die Rolle einer gehandicapten Frau in Augst Strindbergs "Ein Traumspiel". "Die Figur hat zwar nur wenig Text, ist aber zentral für das Stück. Noch heute werde ich darauf angesprochen", erzählt sie.

Bühne als Lebensschule
"Das Spannende an dem Beruf ist, dass man durch jede Rolle etwas Neues an sich entdeckt. Die Arbeit ist aber nicht leicht, denn man muss sich jedesmal auf der Bühne neu erfinden. Für mich ist es ein schöner Beruf, auch wenn er oft sehr hart und unsicher ist, man viel Druck und Konkurrenz hat, flexibel sein muss. Ich habe mit der Schauspielerei etwas gefunden was mir liegt und Spaß macht. Die harte Arbeit wird mit unbezahlbaren Momenten auf der Bühne oder vor der Kamera belohnt. Der Beruf macht mich glücklich, ich sammle wichtige Erfahrungen", sagt Haudum.
Die Arbeit ist nicht immer einfach, denn "man arbeitet mit vielen schwierigen Menschen zusammen. Über uns Junge wird oft drübergefahren. Man muss schnell lernen Grenzen zu ziehen. Ich bin auch schon aus Produktionen ausgestiegen, wenn die Arbeit für mich nicht mehr tragbar war. Konflikte sind zwar ein Arbeitsmittel, aber viele Schauspieler sehen die Arbeit als private Psychotherapie und vergessen, dass dies auch nur unser Job ist. Dieses übertriebene Künstlertum habe ich noch nie gemocht" meint sie.
Durch ihren Beruf hat die Leonfeldnerin schon viel fürs Leben gelernt. "Man muss mit Konkurrenz umgehen lernen und schauen, dass man auf seine Rechnung kommt. Das Wichtigste ist aber zu erkennen, dass mit Druck nichts geht. Wenn man entspannt ist, kommen schon jene Dinge auf einen zu, die kommen sollen. Die Arbeit ist wie eine ständige Vertrauensübung. Man hat vieles nicht in der Hand, muss lernen Phasen auszuhalten, wo es keine Angebote gibt. Warten ist ein künstlerischer Prozess. In Zeiten ohne Angebote mache ich, was mir Spaß macht und mich persönlich weiterbringt. Letztlich bringt das auch was für mein Schauspiel", beschreibt sie ihre Lebenseinstellung.

Zukunftspläne
"Ich möchte mit Größen der Branche zusammenarbeiten und die unterschiedlichen Facetten des Berufes kennenlernen. Außerdem würde ich gerne Synchronsprechen, Moderieren oder später vielleicht einmal unterrichten, das hat aber noch Zeit. Ich kann mir auch gut vorstellen, nach Deutschland zu gehen", sagt sie über Zukunftspläne.
Fürs Erste bleibt Haudum aber in Wien. Ihre nächsten Projekte sind der Soloabend "Kassandra" am 29., 30. und 31. Jänner im Wiener Salon5. Gleich mehrere Rollen verkörpert sie von 18. März bis 4. April im KosmosTheater im Stück Mutterland, dass bei einem Wettbewerb für Jungautorinnen entstanden ist.

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