Schließung Fachschule
Trauriger "Hunderter" auf Schloss Bergheim steht bevor
FELDKIRCHEN (reis). Nach 101 Jahren wird es im Juli 2022 vorbei sein mit dem Unterricht an der Traditions-Fachschule Schloss Bergheim. Dann wird sie in das Agrar-Bildungs-Zentrum (ABZ) Waizenkirchen zusammen mit einer dritten Schule integriert. Diese "Bombe" ließ Landesrat Max Hiegelsberger (ÖVP) via Presseaussendung platzen. „Der gute Zustand der Gebäude und die zentrale Lage des Standortes begünstigen eine sinnvolle Nachnutzung“, ließ der Landesrat verlauten, aber die müsse erst gefunden werden. „Das ABZ Waizenkirchen wird auch in Zukunft die Spezialisierung Feldgemüse anbieten“, erläutert Hiegelsberger. "Die Entscheidung über den Schulstandort Bergheim haben wir uns nicht leicht gemacht“, sagt der Landesrat.
Nur wenige Stunden später beschloss der Gemeinderat einstimmig als Dringlichkeitsantrag, eingebracht von Bürgermeister Franz Allerstorfer (SPÖ), eine Resolution an das Land als Besitzer des Gebäudekomplexes und eines mehrere Hektar großen Grundstückes mit einer Reihe von Vorschlägen, wie die Zukunft des Schlosses ausschauen könnte.
Resolution an das Land
Das Land wird in der Resolution ersucht, die Liegenschaft zur weiteren Nutzung der Gemeinde zur Verfügung zu stellen. Die gute Wirtschaftslage und die starke Nachfrage bei Wohnungen erfordern zusätzliche Krabbel- und Kindergartengruppen sowie zusätzliche Klassen für Volks- und Neue Mittelschule. Auch Kooperationen mit privaten Investoren wären möglich. Als Ort für Kulturveranstaltungen hat sich das Schloss längst bewährt. Im ehemaligen Wirtschaftstrakt sind der Bauhof und das Altstoffsammelzentrum eingemietet. Im Schlosspark befindet sich der Trinkwasserbrunnen, aus dem der Großteil des Trinkwassers für die Gemeindeversorgungsanlage gewonnen wird. Auf einem Grundstück rund um das Schloss könnte die Gemeinde einen geeigneten Ersatzort für den Trinkwasserbrunnen finden, heißt es in der Resolution.
In einem offenen Brief an Landeshauptmann Thomas Stelzer zeigt sich Bürgermeister Allerstorfer frustriert, dass die Gemeinde während des zwei Jahre dauernden Evaluierungsprozesses, der zur Schließung von Bergheim führte, weder informiert noch zum Gespräch eingeladen worden sei.
„Die Marktgemeinde sieht in der Entscheidung des Landes, den Schulbetrieb einzustellen, den nächsten Schritt in Richtung Veräußerung des Erbgutes“
, fürchtet Allerstorfer.
Erbgut & Arthofer-Verkauf
Die Besitzerin des Gutes Bergheim, Baronin Zenaide von Hirsch-Gereuth, vermachte es 1897 testamentarisch dem Land Österreich ob der Enns mit der Auflage, „dass eine Ackerbau-Akademie für Kinder adeliger Familien“ eingerichtet werde. Nach dem Tod der Baronin 1909 in Paris wurde drei Jahre später das Land Österreich ob der Enns als Alleineigentümer in die obderennsische Landtafel eingetragen. Nach dem 1. Weltkrieg stellte das Land OÖ fest, dass das Schloss adaptiert werden solle und als Bildungseinrichtung vorzüglich geeignet wäre. Der Unterricht für eine landwirtschaftliche Haushaltungsschule begann am 15. Oktober 1921. Die dazugehörige Land- und Forstwirtschaft – mehr als 100 Hektar – betrieb das Land. Zeitweise gab es auch eine eigene Gärtnerei und Molkerei; das Landesgut mit der Schule war einst der größte Arbeitgeber der Marktgemeinde Feldkirchen.
Im Jahr 2000 verkaufte das Land seinen Besitz in Bausch und Bogen an die Firma Arthofer in Hartkirchen – bis auf das Gebäude und Grundstücke rundherum. Bitten und Resolutionen des damaligen Bürgermeisters Josef Allerstorfer (ÖVP) und der Gemeinderäte im Jahre 1999, Teile der Flächen Landwirten zu verpachten oder der Gemeinde als Tauschgründe zu überlassen, wurden völlig ignoriert. Derzeit wird auf Flächen der Firma Arthofer eine Kiesgrube errichtet.
Fotos: Wolfgang Reisinger (8)
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