"Jede Fahrt eine Havarie"

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OTTENSHEIM. 1950 begann Stanislaus Aiglsperger seine Karriere bei der damaligen Donaudampfschifffahrtsgesellschaft (DDSG). Die „Stadt Passau“, die später nach Ungarn verkauft wurde, war das erste Schiff des 82-Jährigen. Der Höfleiner arbeitete sich vom Matrosen, Steuermann, Lotsen bis zum Donaukapitän hinauf und ist ein wichtiger Zeitzeuge der alten Donauschifffahrt. Dreimal fuhr Aiglsperger bis ans Schwarze Meer beziehungsweise ins Donaudelta nach Ismail, in der heutigen Ukraine. „Wir waren eineinhalb Monate unterwegs.“ Während heute Radar und Satellit die Arbeit der Schifffahrt erleichtern, mussten früher die Kapitäne beziehungsweise die Lotsen die Strecke kennen.

Kurvenreiche, seichte Donau
Ein Dampfschiff hatte acht bis zehn Schleppkähne im Tau. „Ein Konvoi war zirka 500 Meter lang“, so der Kapitän. Auf jedem Schleppkahn musste ein eigener Steuermann sein. Insgesamt waren etwa 45 Mann auf dem gesamten Dampfschiff und teilweise hatten sie zusätzlich ihre Familie dabei. Großteils Ungarn richteten sich auf den Kähnen sogar kleine Wohnungen ein. „Wir hatten bei jeder Fahrt eine Havarie.“ Meis-tens waren durch Fahrfehler Seile gerissen. Die Kähne hatten Einbeulungen oder Risse. Es kam zu Verzögerungen von bis zu zwei Tagen, bis alles wieder intakt war. Heute gibt es nur mehr unbesetzte Schubkähne auf der Donau, keine Schleppkähne mehr.
Generell sei die Donau der 50er-Jahre mit der heutigen nicht vergleichbar. „Die heutigen Passagierschiffe hätten die damaligen Kurven nicht geschafft“, so der Höfleiner. Nicht nur kurvenreicher, sondern auch seichter war die Donau. Später wurde viel ausgebaggert und Kraftwerke entstanden. Auf der Strecke Linz-Regensburg befand sich beispielsweise etwa auf der Höhe Brandstatt eine Engstelle, ein sogenanntes Kachlet. Große runde Steine befanden sich in der Donau, welche von der Strömung weitergewälzt wurden. Mit diesen Kugeln mit bis zu einem Meter Durchmesser gab es zahlreiche Havarien. Bei Niederwasser war das Kachlet häufig nicht passierbar. Bis zu zehn Schiffe lagen in Aschach. Dort herrschte damals ein reges Hafentreiben, samt dazugehörigen Spelunken. Vieles sei jetzt komplett anders, so Aiglsperger. „Wie ein Matrose damals gehaust hat, kann man sich heute nicht mehr vorstellen.“ Bier kauften sich Schifffahrtsleute fast ausschließlich in Wesenufer, das Niklas Bier.

Erhaltung der Schönbrunn
1961 wechselte Stanislaus Aiglsperger in die Voest Linz, wo er Schiffe im Hafen schleppte. In der 70er-Jahren machte der 82-Jährige aus sein Kapitänspatent. Der Höfleiner ist auch der Initiator dafür, dass das fahrtüchtige Dampfschiff „Schönbrunn“, das derzeit vor dem Ars Electronica Center liegt, vom Verein der Österreichischen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (ÖGEG) erhalten wird.

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