Altes Amtsgebäude musste weichen

Foto: Heimatverein Bad Leonfelden

BAD LEONFELDEN (vom). Der Abriss des Kommissariatsstöckls in Bad Leonfelden sorgt derzeit für Wirbel in der Gemeinde. Da das alte Amtsgebäude ein Haus mit großer Geschichte war, wurde es vom Heimatverein Bad Leonfelden von Anfang an in das Projekt "Beschilderung der Markthäuser" mit einbezogen. Auf einer Glastafel konnte man ein zeitgenössisches Foto sehen und die Geschichte des Hauses nachlesen. Die Bewohner mutmaßten anfangs noch, ob der neue Besitzer sein Haus renovieren wolle, da das Schild plötzlich abmontiert wurde. "Wie aus heiterem Himmel verschwand dann das historisches Gebäude, das zum Erscheinungsbild der Kurstadt einfach dazugehörte. Wir dachten immer, das Haus steht unter Denkmalschutz", sagt Ludwig Wurzinger, Obmann des Heimatvereins.

Nicht erhaltenswert

Als Käufer des Grundstücks und somit auch des Hauses stellte sich Dietmar Hehenberger, Gründer des Hotels Gugelwald und Betreiber der Immobilienfirma HS Real, heraus. "Der Abriss des Gebäudes war mit der Gemeinde ausdiskutiert und eine Grundbedingung für den Kauf", so Hehenberger. Laut Denkmalamt hätte das Kommissariatsstöckl zwar eine große Geschichte. Es sei aber nicht wertvoll genug, um es unter Schutz zu stellen, da keine historischen Malereien, Fassaden oder ähnliches zu finden waren. Das wurde Hehenberger auch schriftlich bestätigt. Auf dem Gelände entsteht nun das "Haus der Begegnung und Kommunikation". Wohnungen zwischen 55 und 75 Quadratmeter mit Begegnungszonen, Spa-Bereich, Massageraum, einem kleinen Garten und Grillplatz werden errichtet. "Außerdem wird es in jedem Geschoß eine Garconniere mit Küche geben. So können auch Betreuer für ältere Personen in dem Haus leben", erklärt Hehenberger. Im Bereich unterhalb des abgerissenen Amtshauses werden Reihen-, Doppel- und Atriumhäuser gebaut.

Mehr Wertschätzung

Der Heimatverein kritisiert nun, dass er in keiner Phase mit der Angelegenheit befasst wurden. Jedoch verfüge gerade dieses Gremium über das Wissen, das für eine umsichtige Entscheidungsfindung nötig gewesen wäre. "Vom Bürgermeister kann man nicht verlangen, dass er über die Geschichte jedes einzelnen Gebäudes bis ins Deteil Bescheid weiß. Es ist aber nicht vorstellbar, dass keiner der Gemeinderäte über die historische Bedeutung des Hauses informiert war", heißt es vom Heimatverein. Bad Leonfeldens Stadtchef Alfred Hartl wollte in dieser Causa gegenüber der BezirksRundschau keine Stellungnahme abgeben. "Das alte Amtsgebäude hat den großen Marktbrand und zwei Weltkriege überlebt, aber einem austauschbaren Neubau musste es weichen. Es ist zu wünschen, dass historischen Baudenkmälern in Zukunft mehr Wertschätzung entgegengebracht wird", so der Obmann des Heimatvereins.

Geschichte des Kommisariatsstöckls

Die Errichtung des Gebäudes führt in die Zeit um 1800, als die Verwaltung völlig umgekrempelt wurde. Bis dahin war der Markt Leonfelden der Herrschaft Waxenberg unterstellt. Der Marktrichter war für die niedere Gerichtsbarkeit, das Eintreiben der Steuern und die Verwaltung verantwortlich. Nun sollte eine Entflechtung dieser Funktionen erfolgen. Im Jahr 1804 wurde in Leonfelden der erste Bürgermeister gewählt. Für die Steuern und die Gerichtsbarkeit war vorerst noch die Grundherrschaft zuständig und diese setzte dafür einen Beamten ein, der vorerst in Leonfelden residierte. 1832 wurde jedoch außerhalb des Marktes ein eigenes Amtsgebäude errichtet. Es wird berichtet, dass dort vereinzelt Hinrichtungen durch Erhängen vollstreckt wurden. Auf dem Dach wurde der erste Blitzableiter des Amtsgebietes montiert.

Als jedoch im Jahr 1849 in Leonfelden ein Bezirksgericht begründet wurde und auch die Steuerhoheit direkt dem Staat unterstellt wurde, verlor das Amtsgebäude seine ursprüngliche Funktion und wurde schließlich versteigert. Da die die fünf Katastralgemeinden ein Amtsgebäude benötigten, erteilten sie Johann Schraml, dem Besitzer der Sternmühle in Oberlaimbach, die Vollmacht als Lizitant aufzutreten. Von da an bis 1939 diente das Kommissariatsstöckl für die Gemeinden Stiftung, Dietrichschlag, Amesschlag, Laimbach und Weigetschlag als gemeinsames Amtshaus. Von 1914 bis 1920 war eine Sanitätsstube eingerichtet.

Bekannte Persönlichkeiten als Bewohner

Nicht weniger interessant ist die Liste einiger Bewohner: Während seiner Amtszeit in Leonfelden wohnte dort der Bezirksrichter Hans Zötl. Als am 10. April 1892 der gesamte Markt Leonfelden niederbrannte, fanden an die 20 Kinder liebevolle Aufnahme. Im Jahr 1909 bezog der verdienstvolle Heimatforscher Peter Krenn mit seiner Familie das Haus und fertigte hier seine zahlreichen Skulpturen und Gemälde an. Zahlreiche Gäste bestaunten seine Werke. Der Lehrer Rudolf Scholl, der sich sehr für die Pflege von Musik, Kultur und Geschichte einsetzte, führte die Schüler dorthin, um ihnen anhand des Marktmodells die Vergangenheit von Bad Leonfelden anschaulich näherzubringen. Auch Bürgermeister Alois Hofer, der durch seine Russisch-Kenntnisse bei den sowjetischen Besatzern viel bewirken konnte, wohnte nach dem 2. Weltkrieg im Kommissariatsstöckl.

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