Nach der Pandemie

Kostenlose psychologische Behandlungen von Kindern

Bis Juni 2023 können Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre, die durch die Pandemie psychisch belastet sind, kostenfreie Hilfe erhalten. Neu im Pool der Behandler ist Martin Strugl aus Afritz.

AFRITZ. Besonders Kinder und Jugendliche sind von den Auswirkungen der Pandemie durch COVID-19 in Form von psychischen Belastungen stark betroffen. Mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen bis 22 Jahre klagt über depressive Belastungen und Schlafstörungen. Jeder Dritte kämpft mit Angstsymptomen und jeder Vierte mit wiederkehrenden Suizidgedanken. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken hat die österreichische Regierung beschlossen, dieses Projekt zu finanzieren, um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten und Betroffenen schnell und effizient zu helfen. Dieses Vorhaben, umgesetzt vom Berufsverband der Österreichischen Psychologen und dem Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie im Auftrag des Bundesministeriums, läuft bis Juni 2023. Ziel ist, dass junge Betroffene rasche, kostenfreie und unbürokratische, klinisch- psychologische, gesundheitspsychologische und psychotherapeutische Beratungen oder Behandlungen in Anspruch nehmen können. Seit kurzer Zeit zum Pool aus Behandler zählt auch der Psychologe Martin Strugl aus Afritz. „Um die 15 kostenfreien Einheiten in Anspruch nehmen zu dürfen erfolgt zunächst eine Anmeldung über www.gesundausderkrise.at oder die Service Nr.: 0800 800 122 (kostenfrei aus ganz Österreich), die dann auf Behandler in ihrer Nähe zuweisen. Ab dem vollendeten 14. Lebensjahr sind Jugendliche berechtigt, direkt selbst mit der Servicestelle Kontakt aufzunehmen“, erklärt Strugl.

Druck auf Psyche

Warum war es ihm wichtig, die kostenlose Hilfe für Pandemiebetroffene Kinder anzubieten? „Gerade in Zeiten, wie diesen, in denen es unseren Mitmenschen zunehmend schwerer fällt ihre Lebenskosten aufzubringen, hat der Druck auf die Psyche neuerlich zugenommen. Seit der Covid-Pandemie besteht bei vielen unserer Mitmenschen ein anhaltendes Stressgeschehen, dass offensichtlich an den Symptomen und Erkrankungen abzulesen ist. Diese Beschreibungen decken sich mit den Erfahrungen in meiner Praxis und es freut mich, dass auch die Regierung Maßnahmen setzt, dass Kinder und Jugendliche schnell eine kostenlose psychische Behandlung in Anspruch nehmen können, deren Eltern sich dies sonst nicht leisten können.“ Der Bedarf sei sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum hoch.

Widerstandsfähiger 

Welche Probleme haben die Kinder und Jugendlichen seit der Pandemie? „Die Untersuchungen zu den Folgen der Covid 19 Pandemie hängen dem aktuellen Zustandsbild immer hinterher. Es ist aber ganz klar zu einer Zunahme an psychischen Belastungen in dieser Gruppe gekommen. Über die weiteren Folgen der Pandemie für unsere Gesellschaft lässt sich ohne entsprechende Forschung nur spekulieren“, so Strugl. Es bleibe auch die Hoffnung, dass es sich bei vielen Betroffenen um Reaktionen auf zurückliegende Belastungen handle, die nachlassen, wenn die Belastungen nachlassen, oder nachlassen, wenn man ihnen beibringt, wie sie mit den Belastungen umgehen können. Strugl: „Jede Bemühung Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen beizubringen, wie sie anders als bisher mit äußeren Belastungen umgehen können, macht sie widerstandsfähiger für kommende Herausforderungen und hilft ihnen Erlebtes aufarbeiten zu können. Dies erscheint mir als besonders dringlich, da äußere Herausforderungen und das Gefühl der Bedrohung nicht nachzulassen scheinen.“