„Raus aus der Hölle“
MeinBezirk-Reporter hilft bei Flucht aus Ukraine

Lukas Moser vorm Bahnhof in Ushgorod | Foto: MeinBezirk.at
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Kaum jemand hatte sich vorstellen können, dass es wieder einen Krieg in Europa geben werde – mittlerweile ist der Albtraum Realität geworden. Ganz Kärnten zittert vor den TV-Geräten mit und hofft auf ein baldiges Ende der Kampfhandlungen. Einige in Kärnten lebende Menschen sind jedoch auch selbst betroffen. So auch Anna Bürger, deren Familie in der Hölle von Kiew lebt bzw. lebte – sie versuchen die Flucht.

UKRAINE/KÄRNTEN. Es war der vergangene Donnerstag. Ich führte ein Interview mit Anna Bürger – sie ist eine gebürtige Kiewerin, die seit einigen Jahren in Kärnten lebt, hier mit Ehemann Johannes, vier Kindern und Haus einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden hat. Sie bangte um ihre Eltern in der ukrainischen Hauptstadt, blieb selbst jedoch so stark, dass sich als Reaktion auf den Artikel dutzende Menschen meldeten und der nunmehr in Bad Bleiberg sesshaften Power-Frau über die Redaktion Mut zusprachen.

Die große Hoffnung

Am Montagabend dann die große Hoffnung: Annas Eltern könnten aus Kiew fliehen, sie haben Zugtickets für die Fahrt Richtung Westen bekommen. Jetzt musste alles schnell gehen. Niemand weiß, ob der Krieg nicht auch im Westen des Landes schon in wenigen Stunden seine volle Brutalität entfalten wird. Darüber hinaus kennen viele in unserer Heimat die Bilder von den überfüllten Bahnhöfen in der Westukraine – Annas Vater Alex wurde gerade an der Hüfte operiert, was die Flucht freilich weiter nicht erleichtert.

Von Kärnten am Weg in die Ukraine

Als Anna mir von den neuesten Entwicklungen erzählte, und schilderte, dass ihr Ehemann losfahren würde, packte ich das Nötigste zusammen und fuhr noch in der Nacht gemeinsam mit Ehemann Johannes von Kärnten los in Richtung Ukraine – eine solch lange Strecke unter diesen Bedingungen alleine zu bewältigen ist kaum zumutbar. Ziel war die ukrainische Grenzstadt Ushgorod, nach knapp einer halben Stunde soll sie von der ungarischen Grenze bei Chop/Zahony aus zu erreichen sein.

Die Sonne geht im Osten auf - in diese Richtung geht die Fahrt | Foto: MeinBezirk.at
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Flucht aus Kiew – gerade noch rechtzeitig

Knapp neun Stunden Fahrt wurden immer wieder von Eilmeldungen im Radio begleitet, die uns über die neuesten Entwicklungen informierten. Es waren keine guten Nachrichten, der Krieg erreicht neue Dimensionen und es zeigt sich: Die Flucht von Annas Eltern aus Kiew dürfte keinen Tag zu früh geschehen sein. In Ostungarn sieht man immer wieder Militärfahrzeuge auf der Autobahn, auch die EU-Staaten an der Ostflanke rüsten sich offenkundig für eine weitere Eskalation.

Manche Hilfstransporter machen kein Hehl aus ihrer Haltung in diesem Krieg | Foto: MeinBezirk.at
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Via Telefon über die Grenze

An der Grenze werden wir gecheckt. Auf ungarischer Seite: Ein Grenzübergang, wie man ihn aus früheren Zeiten kennt. Dann der ukrainische Grenzposten: Mehr als eine halbe Stunde werden unsere Gründe für die Einreise überprüft, Annas Mutter Natalie muss die Grenzbeamtin via Telefon überzeugen – erfolgreich. Der ukrainische Stempel mit diesem Datum während des Krieges im Reisepass? Das wird man bei späteren Einreisen in verschiedenste Länder wohl erklären müssen, doch das ist jetzt unwichtig.

Die letzten Meter vor der Grenze zur Ukraine | Foto: MeinBezirk.at
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Ukrainischer Soldat: "Dankeschön, alles Gute"

Wir kommen zur letzten Station, wo uns das ukrainische Militär "empfängt". Nachdem die Soldaten unsere österreichischen Pässe gesehen haben, entfernen sie die Barrikaden und winken uns durch: "Dankeschön, alles Gute. Tschüss", wirft der traurige, knapp 20-jährige Soldat noch nach.

Und dann waren wir in der Ukraine…

Wir waren drinnen – in jenem Land, das stündlich weltweit in den Nachrichten ist, in dem bereits tausende Menschen in den vergangenen Tagen sterben mussten. Von direkten Kriegshandlungen ist hier aktuell nichts zu bemerken. Dichte Rauchschwaden nicht weit entfernt vor der Stadteinfahrt erzeugten ein ungutes Gefühl, doch wer weiß: Vielleicht hat das ja gar nichts mit dem Krieg zu tun. Brennen kann´s auch ohne Krieg.

Rauchschwaden sind in der Nähe von Ushgorod zu sehen | Foto: MeinBezirk.at
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Zwischen Einrückungsbefehl und Flucht

Die größte Hürde stand nun aber noch vor uns: Grundsätzlich verhängte die Ukraine ein Ausreiseverbot für alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren – sie sollten das Land gegen die Russen verteidigen. Annas Vater ist 59 Jahre alt, in drei Monaten wäre er 60. Alex wurde jedoch vor Kurzem an der Hüfte operiert, könnte im Kampf kaum helfen und wäre wohl nur Kanonenfutter. Er hat zwar alle entsprechenden Atteste bei sich, in einer solchen Lage scheint die Ausreisegenehmigung jedoch trotzdem nicht sicher.

Wir müssen in der Ukraine bleiben

Während wir in Ushgorod ankommen, sitzen Annas Eltern beim Kommissariat und versuchen, die Ausreisegenehmigung zu bekommen. Aus der angekündigten Stunde wurde ein halber Tag. Dann sehen wir die beiden am Bahnhof, die Gesichter sind glücklich und traurig zugleich: Endlich sind jene Menschen da, die sie aus der Hölle der letzten Tage in ein neues Land bringen sollten, doch die Ausreisegenehmigung wurde (vorerst) verweigert. Alex muss am nächsten Morgen beim Militärarzt vorstellig werden, er möchte sich die Sache noch einmal genauer ansehen.

Manche Menschen kommen mit Bussen hier an  | Foto: MeinBezirk.at
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Nachts eine Geisterstadt

Ernüchterung. Annas Eltern nun im Stich zu lassen, ist freilich keine Option. Das heißt: Eine Nacht in der Ukraine verbringen. Auch wenn die direkten Kriegshandlungen im Moment nicht hier stattfinden, ist es doch ein zumindest eigenartiges Gefühl. Alle Hotels sind geschlossen, von den Gastronomiebetrieben hat abends nur ein einziges Restaurant im Zentrum jener Grenzstadt, die ungefähr so groß wie Klagenfurt ist, geöffnet. Ein kleines Bier zur Beruhigung nach diesem Tag? Njet! Bier darf hier wegen der Lage keines mehr ausgeschenkt werden.

Nachts gleicht Ushgorod einer Geisterstadt | Foto: MeinBezirk.at
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Eine Nacht im Ungewissen

So essen wir zumindest etwas: Annas Eltern Natalie und Alex und eine mit ihnen befreundete Dame, Annas Ehemann Johannes und ich. Natalie wirkt müde, sie hat seit vier Nächten nicht geschlafen. In Kiew konnten sie nicht in den alten Bunker des eigenen Wohnhauses, er wurde in den vergangenen Jahren wegen der Obdachlosen verschlossen und jetzt vergaß man im Ernstfall auf die Reaktivierung. In einem Kellergewölbe des angrenzenden Kindergartens zitterten sie vor den Panzern und Raketen. Wie es morgen weitergehen wird, ist noch ungewiss. Derweilen wartet Anna zuhause in Bad Bleiberg mit ihren vier Kindern auf die Großeltern – und hofft das Beste.

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