Kärntner Slowenen
Zur Ortstafellösung: 10 Jahre Kompromiss?

- Sichtbare Zweisprachigkeit gibt es inzwischen in 23 Orten in Villach Land.
- Foto: Gugganij
- hochgeladen von Martina Winkler
VILLACH LAND. Am 26. April 2011 wurde der Streit über das Aufstellen von zweisprachigen Ortstafeln in Kärnten beendet.
Schon 1955 wurde den Kärntner Slowenen im Staatsvertrag zweisprachige Ortstafeln zugesichert. Erst 2011, 56 Jahre später, wurde ein Kompromiss erzielt. Insgesamt 23 zweisprachige Ortstafeln gibt es in Villach Land, Rosegg und St. Jakob im Rosental sind zwei davon. Die Draustädter WOCHE hat Mirko Oraže von der Enotna Liste/Einheitsliste Rosegg und Franz Baumgartner von der Regionalliste Šentjakob St. Jakob zum Gespräch gebeten.
Zweisprachigkeit als wertvolles Gut
„Nach Irrungen und Wirrungen, aber auch Einsichten, war das Aufstellen der Ortstafeln ein Neubeginn im Zusammenleben beider Volksgruppen. Ich denke, die Menschen haben erkannt, das Kulturerbe als Zukunftschance und die Zweisprachigkeit als ein wertvolles Gut zu sehen. Das Klima im Land hat sich meiner Meinung nach wesentlich verbessert. Welche Anerkennung und Wertschätzung die slowenische Sprache in der Öffentlichkeit erfährt, hängt maßgeblich von politisch Verantwortlichen ab. In der Marktgemeinde Rosegg hat sich der Zugang zur slowenischen Sprache positiv verändert", so Mirko Oraže.
Die Mitte der Brücke
Franz Baumgartner sieht die „Mitte der Brücke, wie es vor 10 Jahren genannt wurde, mit einer Kompromisslösung noch nicht erreicht. Erreicht wurde die politische Toleranz zu diesem Thema und es politisch nicht so sichtbar für Wahlthemen zu missbrauchen. Unter der Bevölkerung ist die Toleranz großteils vorhanden. In St. Jakob im Rosental-Šentjakob v Rožu wurde nach langen Verhandlungen der Beschluss vom Gemeinderat gefasst, alle 22 Ortschaften bis 2022 zweisprachig zu beschriften."
Sichtbare Zweisprachigkeit
Soll die Zweisprachigkeit noch sichtbarer gemacht werden? Oraže: „Ich denke schon, denn nur so wird eine Anerkennung und Wertschätzung der slowenischen Sprache gefördert und unterstützt. Das slowenische Wort sollte im öffentlichen Raum zur Selbstverständlichkeit werden." Das Sichtbarmachen der Zweisprachigkeit, der zweiten Landessprache, ist eine Wertschätzung, enorme Bereicherung des Alltags und des täglichen Miteinanders", ist sich Baumgartner sicher.
Was soll die Zukunft bringen?
„Ich wünsche mir für die Zukunft ein offenes, respekt- und vertrauensvolles Miteinander. Nur so kann die wesentlichste Herausforderung, nämlich der Erhalt der slowenischen Sprache und Kultur sowie ein besseres Zusammenleben in unserer gemeinsamen Heimat Kärnten / Koroška gewährleistet werden", sagt Mirko Oraže. Baumgartner wünscht sich für die Zukunft „keine Angst vor der Zweisprachigkeit zu haben, sie zu leben, zu achten und aus der Vergangenheit zu lernen."



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.