Im Interview: Toptorschütze Guido Burgstaller

Guido Burgstaller: "Entweder der Held, oder ..."

Der Gmündner Guido Burgstaller geht mit FC St. Pauli als Führender in die Winterpause der 2. Deutschen Bundesliga. Mit der Kärntner Woche sprach er über die Meisterschaft, Social Media, Familie und Weihnachten.

Herr Burgstaller, zuerst einmal Gratulation zu Herbstmeister und Winterkrone in der 2. Deutschen Bundesliga. Wie war die Meisterschaft?
Danke. Wir können sehr zufrieden sein und haben einen guten Fußball gezeigt und stehen nicht zu Unrecht auf Platz eins. Jetzt heißt es die Köpfe für die Hinrunde freibekommen.

Sie führen mit 14 Treffern die Torjägerparade der 2. Liga an. Als zweifacher Torschütze waren sie Matchwinner (2:0) gegen ihren Ex-Club Schalke 04. Wie fühlte sich dies an?
Ich bin einfach überglücklich. Es ist keine Selbstverständlichkeit, zwei Treffer zu erzielen und als kleiner Verein gegen einen starken, großen Gegner drei Zähler zu holen.

Sie sind, trotz Erfolg, immer bodenständig geblieben. Ein Produkt ihrer Erziehung?
Das würde ich nicht überbewerten, aber ja. Ich bin in einer normalen und glücklichen Familie aufgewachsen. Meine Eltern haben dafür hart arbeiten müssen, dass mein Bruder Markus und ich eine glückliche Kindheit durchleben durften. Sie haben versucht, uns vieles was Spaß gemacht hat, zu ermöglichen. Ganz besonders meinen Sport. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Ich glaube, ich bin immer der Gleiche geblieben. Ob es so ist, müssen bitte andere beurteilen, ob es für sie auch so ist.

Sie wurden in Nürnberg, auf Schalke und nun am Milantor mit den Fangesang "Fußballgott Guido Burgstaller" ausgezeichnet. Wie wirkt dies auf Sie?
Das ist schon etwas Besonderes. Ich möchte auch nicht abstreiten, dass ich dies schon etwas genieße. Schön ist für mich auch, dass die singenden Fans mich auch gerne kicken sehen wollen und danach mit meiner Leistung zufrieden sind.

Sie kennen auch das Los eines Stürmerlebens?
Zu 100 Prozent. Entweder du bist der Held, oder der Depp. Ich kann dies aber sehr gut einordnen, habe nämlich beides bereits durchlebt. Daher genieße ich das Hoch, denn die Richtung kann sich sehr schnell ändern.

95 Einsätze auf Schalke. Was unterscheidet 04 und St. Pauli?
Das ist eine schwierige Frage und schwer zu vergleichen. 04 ist einfach eine größere Wucht und der drittgrößte Mitgliederverein der Welt. Es macht mich stolz, dort gespielt zu haben. St. Pauli ist ein kleiner, familiärer Traditionsverein und man spürt den großen Rückhalt. Speziell, wenn es einmal nicht so läuft. Ein besonderer Verein mit besonderen Fans. Es macht Spaß, hier kicken zu dürfen und das war auch mein Wunsch.

Guido Burgstaller ohne Vollbart. Vorstellbar?
Auf einen Millimeter war er schon einmal gestutzt - Weg aber noch nie. Vielleicht, wenn wir in die 1. Deutsche Bundesliga aufsteigen.

Sie sind nicht auf Social Media anzutreffen. Warum?
Da muss ich etwas ausholen. Ich finde diese sozialen Netzwerke nicht gut, denn ich glaube, man sieht dort unvorstellbare Sachen. Man muss sich die Frage stellen, ist die heutige Jugend davon abhängig, zu wissen, wann wer wohin auf Urlaub fährt, was andere essen, was andere haben oder nicht haben und wieviele Likes es dafür gibt.Das ist nicht meine Welt. Um meine Fotos zu verschicken, habe ich Alternativen.

Viele Kids wünschen sich vom Christkind ein Tattoo. Wie haben Sie ihre ausgewählt?
Rechts japanischer Style, links christlich. Alles aber ohne großen Hintergedanken. Sie gefallen mir einfach, sollen aber kein großes Thema sein oder werden.

Weihnachten in Hamburg oder Kärnten?
Ich bin schon auf dem Weg nach Velden. Zu meiner Gattin Stefanie, Tochter Mila und meinen Eltern.

Gibt es heuer an das Christkind einen Jobwunsch für die Zeit nach der Fußballkarriere?
Diesen Wunsch gibt es. Da ich doch schon im letzten Profidrittel angekommen bin, würde ich danach gerne die Laufbahn eines sportlichen Leiters bei einem Profiverein anstreben.

INTERVIEW: PETER  TIEFLING