„Politik braucht gefestigte Köpfe!“
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- hochgeladen von Doris Grießner
Vom Physiker zum Karate-Meister. Ein Sommergespräch.
doris.griessner@gmx.at
WOCHE: Sie waren als Physiker bei einem Halbleiterkonzern in Villach beschäftigt. Seit 2001 sind Sie als Karatetrainer selbstständig und haben ein Qigong- und Taijiquan-Institut. Wie kam es zum Wandel?
TONN: Nach einigen Jahren in Villach gab es Umstrukturierungen. Als Physiker ist es ja üblich alle fünf bis zehn Jahre den Job zu wechseln. Meine Frau, die Villacherin ist, war mit dem zweiten Kind schwanger, wir wollten von hier nicht weg. Also beschlossen wir, unser gemeinsames Hobby zum Beruf zu machen.
Die östliche Philosophie ist in der Gesellschaft so populär wie nie. Warum das starke Interesse daran?
Wir leben in einer Zeit, wo sich viele die Sinnfrage stellen. Ich merke, dass ein Streben nach Erkenntnis vorherrscht. Alles war stark auf Kapital, auf Materie fokussiert, vor lauter Konsum kennen und kannten die Leute sich selbst und ihren Körper nicht und brennen aus. Auch die christliche Kirche ist faktisch nicht mehr Teil der heutigen Gesellschaft. Das System Politik gerade hier in Kärnten steht ebenfalls mit dem Rücken zur Wand.
Das ist das Stichwort. Wie beurteilen Sie Kärntens derzeitige politische Lage?
Es muss Konsequenzen geben, solche Politiker sind aus dem Verkehr zu ziehen! Neuwahlen müssen dringend stattfinden!
Sie sind auch Karate-Meister. Was lässt sich von der Philosophie von Karate auf die Politik anwenden?
Karate ist eine Kampfkunst. Sobald es um Kunst geht und nicht mehr nur um Sport, ist das Leben an sich im Mittelpunkt. Karatedo, wie es eigentlich heißt, umfasst alle Lebensbereiche des Menschen wie Philosophie, sportliche Betätigung, Charakter und die spirituelle Entwicklung. Im Zentrum steht die Entwicklung von Harmonie. Sie muss erst in mir sein, dann kann auch mein Umfeld davon profitieren. Ein zweiter Punkt besteht im lebenslangen Lernen, den eigenen Charakter und die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
Auf das System Politik umgemünzt bedeutet das was?
Das Engagement muss im Vordergrund stehen. Wer in der Politik tätig sein will, braucht eine gefestigte, reife Persönlichkeit und Charakter. Im Karate kämpfen wir gegen zwei Gegner, einmal das Gegenüber und einmal gegen uns selbst.
So wie das System Politik derzeit funktioniert, frisst es ihre eigenen Kinder. Um als Politiker jemand zu werden, muss er oder sie auch in der eigenen Partei Leute verraten. Eine gereifte Persönlichkeit verträgt sich damit nicht.
Zum Abschluss: Sie als Physiker, wer hat die Welt erschafften, Urknall oder Gott?
Wer als Naturwissenschaftler lange daran forscht, der wird über lange Sicht hin wieder religiös. Denn jede gelöste Frage bringt wieder eine Frage mit sich. Wichtiger für mich ist, dass sich jeder die Frage stellt: Wie sieht meine persönliche Entwicklung aus, warum lebe ich?
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