Kulinarik-Initiativen
Spezialitäten vor den Vorhang geholt

- Obmann Josef Hirm von der Genussregion Jauntaler Hadn
- Foto: RMK
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Regionale Produkte sind gefragt. Eine neue Initiative rückt Kulinarik im Jahreskreis in den Mittelpunkt.
BEZIRK VÖLKERMARKT. „Wir bemerken einen Trend zum Regionalen“, sagt Josef Hirm, Obmann der Genussregion Jauntaler Hadn, zur Bilanz des vergangenen Jahres. „Von den Betrieben, die Hadn-Produkte vertreiben, habe ich gute Rückmeldungen bekommen.“ Beim Verkauf von zum Beispiel Hadn-Mehl, -Reis und -Grieß konnte eine Steigerung erzielt werden. Diese Jauntaler Spezialitäten sind auch bei Handelspartnern wie Lagerhaus, Adeg-Geschäften oder Bäckereien erhältlich. „Immer mehr wird auch übers Internet bei den Produzenten bestellt“, so Hirm weiter. „Insgesamt würde ich eine leichte Steigerung von ca. zehn Prozent benennen.“
Weniger Umsatz
Weniger Umsatz machen die Hadn-Wirte, die nur Speisen zum Abholen anbieten dürfen. Und: „Im Hadnzentrum hatten wir ungefähr ein Drittel weniger Umsatz, weil die Gruppen und Busreisen weggefallen sind. Auch während der Lockerungen im Sommer waren nur 20 bis 25 Besucher erlaubt, die Kapazität im Hadnzentrum beträgt aber 50 Personen“, führt Hirm weiter aus.
Positive Bilanz
Insgesamt fällt das Fazit des Vereinsobmanns positiv aus: „Im Grunde sind wir zufrieden“, sagt Josef Hirm. „Wir bemerken auch bei der Hadnmühle eine Steigerung von ca. zehn Prozent. Die Produzenten mahlen immer frisch – das ist ein großer Vorteil für die Produkte.“ Für das Hadnzentrum konnten bereits wieder Anfragen von Busreiseveranstaltern verzeichnet werden. Die Genussregion Jauntaler Hadn, die aus der Initiative "Wir laden zum Hadn" hervorgegangen ist, wurde im Jahr 2019 mit dem Regionalitätspreis der Wirtschaftskammer Völkermarkt ausgezeichnet.
Interesse für Produkte
Dass Konsumenten hochwertige regionale Spezialitäten schätzen, bestätigt Stefan Pototschnig, Jauntaler Salami-Pionier und langjähriger Obmann der Salamibauern. Und mehr noch: "Die Kunden wollen wissen, wer hinter dem Produkt steht, wie es erzeugt wird, wie das Tier aufwächst und welche Geschichte dazugehört", sagt Pototschnig. Das Internet ist ein wichtiger Faktor – aufgrund des Lockdowns und weil sich die Konsumenten online über die Produzenten informieren. "Online hat sich bei mir der Umsatz gesteigert, hier steckt generell großes Potenzial", bilanziert Pototschnig. "Durch Fernsehberichte werden auch immer mehr Leute von außerhalb auf die Spezialitäten aufmerksam."
Leitlinie
"Basis für alles ist die Spezifikation", so Pototschnig weiter. "Regionalität ist ja das, was da ist – man muss sich nur mit offenen Augen umschauen." Der Salamibauer betont einen Vorteil der Region: "Die Vielfalt ist eine Besonderheit. Es wird noch viel zuhause gekocht, so bleibt Traditionelles erhalten."
Südkärntner Tradition
Die Vielfalt steht im Mittelpunkt der neuen Initiative "Südkärntner Kulinarik": "Damit wollen wir die Landwirtschaft, die die Produkte erzeugt, mit der Gastronomie mit den dazugehörigen Gerichten verbinden", erklärt Pototschnig. Passieren soll dies mit typischen Südkärntner Produkten und Speisen im Jahreskreis. "Immer in Kombination: Was liefert die Landwirtschaft und was bietet die Gastronomie dazu an." Im Jänner z.B. steht das Schwein im Mittelpunkt, im Februar das Schmalzgebäck mit dem Krapfen. "Rind, Fisch, Pilze usw. folgen Monat für Monat rund ums Jahr", so Pototschnig. "Zum Beispiel in der Pilzsaison: Da gibt es viele Betriebe, die ihre jeweiligen speziellen Gerichte anbieten."
Geschichte
Mit vielen Gerichten sind auch Geschichten verbunden, so wie zum Beispiel mit dem Schwein, zu dem im Jänner auch die "Sautoni"-Tradition gehört. "Der Kulinarische Jahreskreis beginnt im Jänner mit dem Schlachtschmaus und dem Schwein als Thema", führt Stefan Pototschnig aus und ergänzt dazu: "Schon vor 2.300 Jahren verehrten die Kelten auf der mitten im Jauntal gelegen Gracarca den Eber als Symbol der Urkraft, der das Jahresrad neu in Gang setzen kann. Wenn die Tage immer kürzer und die Nächte immer kälter und länger wurden, setzten unsere Vorfahren alle Hoffnung in das unbeugsame Krafttier des Waldes. In mystischer Gestalt trat der Eber mit goldenem Borstenkamm auf." Zum Start der "Südkärntner Kulinarik" mit dem Schwein im Jänner hat Hobbykünstler Erwin Wetzl ein eigenes Bild geschaffen – verbunden mit dem Wunsch: Glück und Hoffnung soll er euch geben, die zeitgenössische Darstellung des Ebers von der Gracarca.
"Heimische Qualität ist hoch"
„Aus Sicht der Produzenten – vor allem von Fleisch, Milch und Gemüse – ist die aktuelle Situation sehr schwierig, weil die Gastronomie als Abnehmer fehlt“, weiß Raphael Pliemitscher, Leiter der Außenstelle Völkermarkt der Landwirtschaftskammer Kärnten. Eine positive Entwicklung sieht er bei den Direktvermarktern am Beispiel engagierter Lösungen, wie Selbstbedienungshütten, die seit dem ersten Lockdown umgesetzt wurden.
Wert der Regionalität
„Die Corona-Krise hat dem Wort Regionalität ein neues Gesicht gegeben, es wurde viel umgesetzt“, so Pliemitscher weiter. „Die Gesellschaft sieht, dass sich die Landwirte anpassen. Dass es bei den Landwirten immer Essen und Trinken geben wird und bei den Forstwirten immer Brennholz.“ Der Nachsatz: „Ich hoffe nur, dass die Gesellschaft das auch nach der Krise zu schätzen weiß und weiterhin Fleisch, Milch, Kartoffel usw. beim Bauern gekauft werden. Von der Politik erwarte ich mir ein klares Bekenntnis zur Landwirtschaft.“
Hohe Standards
Die heimischen Bauern produzieren in hoher Qualität: „Dafür haben sie auch sehr hohe Vorschriften zu erfüllen. Österreich möchte in diesem Bereich ein Vorzeigeland sein, das ist für die Landwirte eine sehr große Herausforderung“, betont Pliemitscher und er zieht den Vergleich zu importierten Billigprodukten: „Gewisse Länder haben überhaupt keine Standards.“ Kurze Transportwege und Umweltschutz sind weitere klare Vorteile heimischer Erzeugnisse. Pliemitschers dringendes Anliegen ist „ein fairer Preis für die Produkte“.
Offene Betriebe
Um das Bewusstsein für regionale Erzeugnisse weiter nachhaltig zu forcieren, möchte Pliemitscher „den Dialog der Gesellschaft mit der Landwirtschaft suchen. Betriebe sind offen für die Konsumenten.“





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