Kommentar
Das Eckige muss ins Runde

Katar und Korruptionen | Foto: pixabay
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Oder war es doch andersrum? Ja, in diesem Kommentar geht es um Fußball. Und falls Sie diese Thematik überhaupt nicht interessiert, klicken Sie weiter. Falls Sie aber auch einen Hang für Korruption haben, dann bleiben Sie hier.

Kommenden Sonntag startet also die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Knapp drei Millionen Einwohner hat das Land und von der Fläche ist es ungefähr so groß wie die Steiermark. Im Jahr 2010 wurde von der FIFA verkündet, dass die WM 2022 in Katar stattfinden wird. Vier Jahre später kamen die ersten Skandale und Korruptionsvorwürfe auf. Seit diesem Zeitpunkt war klar: Die Vergabe für die Fußball-WM 2022 war geschmiert. Der damalige klare Favorit Australien ging leer aus. 2015, also ein Jahr nach Bekanntwerden der Korruptionsvorwürfe, stand dann auch fest: Hoppla, Katar ist im Sommer schon sehr heiß, da muss noch was geändert werden. All die Bemühungen seit 2015 das globale Klima so zu ändern, dass es auch in Katar im Sommer angenehme 25 Grad hat, klappten nicht ganz. Dieses Klimaziel konnte nicht erreicht werden! Und zu aller Verwunderung wurde es sogar von Jahr zu Jahr noch heißer. Die Lösung des Problems hieß: Es wird zum ersten Mal in der Fußball-WM-Geschichte ein Winterturnier geben. Auch diese Entscheidung war das Ergebnis von Korruption. Somit stand (und steht) die WM unter keinem guten Stern. Nun nahm Katar (ein reiches Land, nein, ein sehr reiches Land) viel Geld in die Hand und baute seit der Vergabe Stadien mit Klimaanlagen und holte Gastarbeiter ins Land, damit diese Bauwerke überhaupt entstehen konnten. Während der Bauphase starben unzählige Arbeiter auf und abseits der Baustellen. Die Menschen mussten in unwürdigen Behausungen leben und bekamen einen Hungerlohn. Medial wurde es als die neue Form von Sklavenarbeit betitelt. Als wäre es die erste sportliche Großveranstaltung, die unter solch menschenunwürdigen Verhältnissen entstanden ist. Wer naiv ist, bleibt es auch.

Im Selbstverständnis steht die FIFA schon lange für ein weltoffenes und diverses Lebensgefühl. Geschlecht, Religion oder sexuelle Orientierung spielen keine Rolle. Alle sind gleich, denn es geht um Sport. Es geht um Fußball. Das zumindest wird werbewirksam bei jeder Veranstaltung nach außen getragen. Schaut man aber auf Gastgeber Katar, dann sieht das schon anders aus. Katar ist ein homophober und Frauen unterdrückender Staat. Das gibt das Land auch offen zu. Daher sind schwulenfeindliche Aussagen von WM-Botschaftern aus Katar nicht wirklich verwunderlich.

Nach all diesen Aufzählungen fragt man sich, ob man diese Fußball-WM als Zuschauer boykottieren sollte? Plötzlich wird es eine moralische Entscheidung? Ganz ehrlich: Das muss jeder für sich entscheiden. Und diejenigen, die Fußball eh nicht interessiert, sollten jetzt nicht laut schreien, dass sie diese WM meiden werden. Das ist nur lächerlich.

Jeder, der gerne Fußball schaut, sollte sich folgende Fragen stellen: Was haben all diese Skandale mit dem Sport Fußball zu tun? Was können die Sportler dafür, dass Funktionäre und Verantwortliche ganz oben so korrupt sind? Fußball ist eine Sportart, die weltweit jeder kennt, versteht und auch aktiv ausgeübt wird. Das Verbindende ist die Sportart an sich. Und genau damit wird Geld gemacht. Genau das verdirbt den sportlichen Charakter des Fußballs. Bisher wurden schon die Leichtathletik- und Rad-WM in Katar ausgetragen. Viel berichtet wurde darüber nicht wirklich. Der Weg könnte also frei sein für eine Bewerbung für die nächsten Olympischen Sommerspiele im Winter. Gut für Klima und Menschenrechte, oder?

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ
Katar und Korruptionen | Foto: pixabay
Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

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